Eine etwas andere Reise
Ein Autor fährt in ehemalige und aktuelle Kriegsgebiete
Nicht weniger als das Ende der Geschichte verkündete Francis Fukuyama im Jahr 1989, noch vor dem Mauerfall und dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Dass dies ein Irrtum war, zeigte sich spätestens beim zweiten Golfkrieg oder den Jugoslawienkriegen. In den folgenden zwei Jahrzehnten entbrannten zahlreiche weitere Konflikte – ältere setzten sich fort.
In der Reportagensammlung „Ausnahmezustand. Reisen in eine beunruhigte Welt“begibt sich der Autor Navid Kermani auf eine Reise in das Gebiet zwischen Nahem Osten und Asien zu einigen dieser neuen Konfliktherde, aber auch an Orte, an denen die Auseinandersetzungen seit Ewigkeiten schwelen.
In seinen Reportagen über Syrien, Indien oder Afghanistan bleibt er dabei nah an der Bevölkerung, anders, als der Leser es aus der üblichen Berichterstattung aus den betroffenen Ländern gewohnt ist.
Zwar trifft sich der Autor auch mit Politikern und anderen einflussreichen Personen, doch ohne einseitig Partei zu ergreifen oder gar selbst eine absolute Lösung zu definieren.
Von 2005 bis 2012 recherchierte Kermani an Orten, die vieles trennt, die aber mehr als nur den Konflikt gemein haben: Das sind allen voran natürlich Zerstrittenheit, Elend und Not. Eben so sehr besteht Hoffnung darauf, dass die Konflikte eines Tages ein Ende haben könnten.
„Ausnahmezustand“ist ein Buch, das heute noch ebenso prägnant und wichtig ist wie in seinem Erscheinungsjahr 2013, da es von Europa weit entfernten Konflikten ein Gesicht und eine persönliche Geschichte gibt.
Außerdem hat das Buch den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels gewonnen. (spend)
ONavid Kermani: „Ausnahmezustand – Reisen in eine beunruhigte Welt“
ISBN: 978-3-406-68292-6 – 16,95 ¤ Verlag: C. H. Beck