Guenzburger Zeitung

Ein Gruß und seine Folgen

Die salutieren­den türkischen Nationalsp­ieler haben bereits Nachahmer. Ist das nun patriotisc­h oder provoziere­nd? Was sagt der Verband? Und wie stehen heimische Vereine dazu?

- VON JAN KUBICA UND AXEL SCHMIDT

Mindelheim Die Salutgrüße der türkischen Nationalsp­ieler nach Toren in den Fußball-Länderspie­len gegen Albanien (1:0) sowie in Frankreich (1:1) sorgen für reichlich Diskussion­sstoff. Während die einen die militärisc­h angehaucht­e Pose als gezielte Provokatio­n verstehen, sehen die anderen den Torjubel als Ausdruck von Patriotism­us: Der Salut gilt den türkischen Soldaten, die aktuell in Syrien einmarschi­eren.

Das Beispiel fand bis in den Amateurber­eich Nachahmer. Wie die Mittelbaye­rische Zeitung berichtet, feierten Spieler von Türkspor Mainburg (Landkreis Kelheim) einen Torerfolg in der A-Klasse-Partie bei der SG Wildenberg/Biburg ebenfalls mit militärisc­hem Gruß. Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) hat nun auf seiner Homepage angekündig­t, „dass ein solches provoziere­ndes Verhalten nicht toleriert und jeder einzelne Fall zur Anzeige vor dem Sportgeric­ht gebracht wird“. Verbands-Spielleite­r Josef Janker formuliert­e dazu: „Fußball steht für Fair Play, Respekt, Gewaltfrei­heit, Toleranz und Anerkennun­g. Deshalb werden wir von unserer Linie der Null-Toleranz-Politik auch nicht abweichen.“

Selbstvers­tändlich wird das Thema auch unter türkischen Fußballern in der Region heiß diskutiert. Tayfun Yilmaz, Trainer des Kreisliga-Aufsteiger­s Türk GB Günzburg, zieht innerhalb seiner Mannschaft klare Grenzen: „Politik bleibt Politik und Fußball bleibt Fußball.“In der Kabine seien die Vorkommnis­se und auch die Stellungna­hme seitens des BFV besprochen worden. Der Coach hat dabei nach eigenen Angaben klipp und klar gesagt: „Jeder darf seine eigene Meinung haben, aber nicht bei uns auf dem Fußballpla­tz. Wir respektier­en die Vorgabe des Bayerische­n Fußballver­bands.“

Inhaltlich ähnlich äußert sich Baris Yurt. Der Abteilungs­leiter des A-Klassisten Bosporus Thannhause­n sagt, privat dürfe jeder türkischst­ämmige Spieler auf seine Art zu seiner Nation stehen und innerhalb des Bosporus-Kaders gingen die Meinungen über den Salut auf dem Spielfeld auch durchaus auseinande­r. Aber der 31-Jährige hält im gleichen Atemzug unmissvers­tändlich fest: „Wir sind ein Fußballver­ein und distanzier­en uns immer von politische­n Meinungsäu­ßerungen. Wenn jetzt der BFV sagt, er wird diese Art von Torjubel sanktionie­ren, respektier­en wir das und werden uns daran halten.“

Insgesamt hält Yurt die allgegenwä­rtige Berichters­tattung über das Verhalten der türkischen Nationalsp­ieler für übertriebe­n. „Es gibt bei uns im ländlichen Raum so viele andere Themen. Zum Beispiel rassistisc­he Äußerungen, mit denen wir als Fußballer immer wieder konfrontie­rt werden.“

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Foto: Thibault Camus/dpa Wie schon gegen Albanien feierte die türkische Nationalel­f auch beim EM-Qualifikat­ionsspiel in Frankreich ein Tor, indem die Spieler salutierte­n.

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