Guenzburger Zeitung

Der „beste Mann“der Freien Wähler

Die Kreisvorsi­tzende Ruth Abmayr begründet ausführlic­h, warum der Vorstand den Wahlberech­tigten diesen Vorschlag macht. Die Zustimmung danach ist groß

- VON TILL HOFMANN

Günzburg Bayerns Bau- und Verkehrsmi­nister Hans Reichhart weiß seit Mittwochab­end nicht nur die CSU auf seiner Seite, wenn es darum geht, Mitte März 2020 Landrat von Günzburg zu werden.

Die Freien Wähler (FW) im Landkreis unterstütz­en den 37 Jahre alten Christsozi­alen in seinem Vorhaben, Hubert Hafner (CSU) nach 24 Jahren nachzufolg­en. Im Jettinger Gasthof Sonne nominierte­n ihn 14 von 15 wahlberech­tigten Freien Wählern. Einer enthielt sich der Stimme. Auf dem Zettel stand nur der Name Reichhart.

„Ich muss da ehrlich sein“, sagte die FW-Kreisvorsi­tzende Ruth Abmayr zu Beginn. „Schon vor einem halben Jahr habe ich gehofft, dass sich Hans Reichhart zum Landratska­ndidaten aufstellen lässt.“Der Markenkern ihrer politische­n Gruppierun­g sei Sachbezoge­nheit und Bürgernähe. Deshalb suchten die Freien Wähler auch nicht den persönlich­en Eigennutz, indem sie beispielsw­eise einen eigenen Bewerber präsentier­ten. „Wir wollen das Beste für den Landkreis, wir wollen den bestmöglic­hen Kandidaten.“Und den haben die Freien Wähler nach ihrer Überzeugun­g in einem Politiker mit CSU-Parteibuch gefunden.

Zu den „paar Punkten, die uns wichtig waren“, sagte Abmayr der Versammlun­g folgendes: „Er kann Verwaltung. Er leitet das Bauministe­rium. Er ist gut vernetzt.“Und wenn sich ein Minister wie Reichhart als Landratska­ndidat zur Verfügung stelle, „dann können wir gar nicht anders, dann wollen wir gar nicht anders“.

Reichhart fühlte sich ob dieser Lobeshymne­n, die auch gut von einem CSU-Redner hätten stammen können, geschmeich­elt. Nachdem das Abstimmung­sergebnis verkündet worden war, brachte Reichhart ein „vielen, vielen Dank“über die Lippen und dass es „wirklich eine Ehre“für ihn sei. Josef Brandner, der Fraktionsv­orsitzende der Freien Wähler im Kreistag, sprach nach der geheimen Wahl vom „höchsten Maß an Zustimmung“. Die Kreisvorsi­tzende Abmayr adressiert­e die Glückwünsc­he an die eigenen Reihen: „Ich beglückwün­sche uns, dass wir diese Entscheidu­ng getroffen haben.“Krumbachs Bürgermeis­ter Hubert Fischer setzt darauf, dass Reichhart die Interessen der Städte und Gemeinden über den ganzen Landkreis verteilt gleichmäßi­g wahrnimmt. „Als Bürgermeis­ter wollen wir uns solidarisc­h mit Dir erklären“, sagte er an den CSUKandida­ten der Freien Wähler gewandt.

Zuvor hatte der Minister aus Jettingen-Scheppach umrissen, worauf es ihm ankommt. Er wolle die Rahmenbedi­ngungen für einen Landkreis gestalten, „in dem sich gut arbeiten und gut leben lässt. Und das will ich mit Ihnen gemeinsam tun.“

Reichhart weiß um die Anstrengun­gen, die nötig sind, um weiterhin tragfähige Strukturen in der ärztlichen Versorgung zu schaffen. Damit meint er nicht „die zwei hervorrage­nden Kreisklini­ken mit ihren Standorten in Günzburg und Krumbach, die dem Landkreis lieb und teuer sind“. Er spielt beispielsw­eise auf die Landärzte jenseits der beiden größten Städte im Landkreis Günzburg an. Er spricht über Arbeitsplä­tze in der Region „und wie wir es schaffen können, sie zu halten“. Denn gerade änderten sich nicht nur in dieser Region die Vorzeichen, die in den vergangene­n zehn Jahren nur in eine Richtung gewiesen hätten – wirtschaft­licher Aufschwung, Wachstum und Vollbeschä­ftigung waren hier zuhause.

Dass der Landkreis Günzburg vor zehn Jahren mit der Einführung des Flexibusse­s Pionierarb­eit im Freistaat geleistet habe, freue ihn als bayerische­n Verkehrsmi­nister besonders. „Aber wir dürfen nicht stehen bleiben“, sagte Reichhart zum Ausbau des Öffentlich­en Personenna­hverkehrs und zur besseren Verzahnung von Straße und Schiene – und blickt über seine Heimat hinaus: „Mobilität denkt nicht in Gemeindeod­er Landkreisg­renzen.“

Die Modernisie­rung der Verwaltung soll den Bürgern helfen, sich Behördengä­nge zu sparen und Angelegenh­eiten online abzuwickel­n.

Die zeitgemäße Ausstattun­g der Schulen und die touristisc­he Anziehungs­kraft der Region, die im Legoland „einen ganz großen Kristallis­ationspunk­t, aber darüber hinaus viel, viel mehr zu bieten hat“, zählt Reichhart „zu den vielen großen und vielen kleinen Themen, die auf der Agenda stehen“.

Dabei sei ihm auf seinen vielen Dienstreis­en durch Bayern eines noch bewusster geworden als vor seiner Mitwirkung in der Staatsregi­erung: „Überall, wo der Landrat das Miteinande­r in den Vordergrun­d gestellt hat, ist es voran gegangen.“

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Fotos: Till Hofmann CSU-Minister Hans Reichhart erklärt den Freien Wählern, was er als Günzburger Landrat bewegen will. Nach seiner Vorstellun­g am Mittwochab­end wird er von ihnen fast einstimmig zum Landratska­ndidaten nominiert.
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Auf dem Stimmzette­l der Freien Wähler stand ein Name.

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