Gewinnen allein macht auch nicht glücklich
Erfolg heiligt die Mittel. Heißt es. Darauf beziehen sich vor allem jene, deren Triumphe nicht auf aufregenden Ideen oder offensiver Bedingungslosigkeit beruhen. José Mourinho beispielsweise behalf sich einiger wirklich unschöner Werkzeuge. Er langte unter anderem mal dem gegnerischen Co-Trainer ins Auge und fieste so ziemlich jeden Coach an, der es wagte, es ernsthaft mit seinen Teams aufzunehmen. Die Fans sahen darüber hinweg, solange Mourinho ihnen Titel schenkte. Der Portugiese lieferte regelmäßig. Und wenn er damit aufhörte, weinte ihm niemand eine Träne nach. Pep Guardiola wiederum hat in München und Barcelona immer noch Verehrer seiner Kunst. Auch wenn er mit dem FC Bayern dreimal in Folge im Halbfinale der Champions League ausschied: In Erinnerung bleiben die schönen Momente der dreijährigen Beziehung.
Niko Kovac liegt in der Mitte zwischen diesen beiden Antipoden. Wenig liegt dem aktuellen Trainer des Rekordmeisters ferner, als sich auf Psychoscharmützel einzulassen oder seinem Team eine strikte Defensivtaktik zu verordnen. Allerdings liegt ihm eben auch die Komposition eines Werkes mit Wiedererkennungswert ebenso fern. Der Fußball der Münchner ist auf einem hohen Niveau beliebig. Solange das Team seine Spiele gewinnt, reiben sich daran fast nur unparteiische Fußballästheten.
Derzeit gewinnen die Bayern ihre Spiele allerdings nicht. In den vergangenen drei Ligaspielen kassierten sie jeweils zwei Gegentore. In München werden derartige Serien als Krise gedeutet. Kovac führte den Klub schon in der vergangenen Saison durch eine vergleichbare Phase. Er machte das auf eine bemerkenswert ruhige Art und Weise, die selbst seinen Kritikern Respekt abnötigte. Innovative Ideen blieben seitdem allerdings aus.
Kovac hat einen pragmatischen Ansatz gewählt. Das könnte immer noch genügen, um am Ende der Saison ein weiteres Mal die Meisterschaft zu gewinnen. In der Champions League aber reicht es nicht, auf die individuelle Klasse der Spieler zu setzen. Die ist andernorts mindestens genauso groß und noch dazu verfügen viele Klubs über einen klar zu erkennenden Plan. Siege in den kommenden Spielen würden die Lage in München beruhigen. Sie werden aber nicht auf Dauer glücklich machen.
Ohne ein klar erkennbares Konzept folgt auf absehbare Zeit der nächste Ausschlag nach unten. Uli Hoeneß ist nur noch bis zum 15. November Präsident des FC Bayern. Er ist der große Befürworter von Niko Kovac gewesen. Viele Mini-Krisen wird der sich nicht mehr erlauben dürfen.