Der Beste aller Zeiten. Vorerst.
Die Friedhöfe der Welt sind voll von Leuten, die sich für unentbehrlich halten. Jeder ist ersetzbar. Nichts ist für die Ewigkeit. Das gilt im Besonderen für den Sport. Ihm ist es zu Eigen, dass Rekorde in unregelmäßigen Abständen gebrochen werden. Eine Bestmarke ist immer nur eine Momentaufnahme – auch wenn sie im Kleid der Unendlichkeit auftritt.
Für Superlative aller Art sind vor allem Boxer und Fußballer bekannt. Wer seinem Gegenüber gerne die Faust ans Kinn nagelt, ist auch nicht zimperlich, wenn es um das Herausstellen der eigenen Fähigkeiten geht. Als „Der Größte aller Zeiten“ließen sich ohne große Widerrede schon unter anderem Muhammad Ali, Mike Tyson und Floyd Mayweather betiteln.
Keine falsche Bescheidenheit auch bei den Kickern des FC Arsenal. Sie firmieren in England als „The Invincibles“, also: Die Unbesiegbaren. Weil sie eine Saison lang in der Liga ungeschlagen blieben. Dafür verloren sie das Finale der Champions League. Unbezwingbarkeit ist dann doch eher relativer Natur. Unauffällig haben sich hingegen bislang die Schachspieler gezeigt. Bescheidenheit ist von jeher kein Ausdruck von Dummheit. Kaum ein Schachspieler, der protzend seine Elo-Zahl auf Instagram postet. Oder, der in Videos großmäulig seinen nächsten Gegner verhöhnt und ihm droht, sein Maul mit einem Bauernopfer zu stopfen.
Dass Weltmeister Magnus Carlsen trotzdem als bester Spieler in der Geschichte seines Sports gilt, liegt auch an einer nun aufgestellten Bestmarke. Der Norweger absolvierte unlängst seine 101. Partie in Folge, ohne das Brett als Verlierer zu verlassen. Das gab es auf diesem Niveau noch nie. Letztmals musste er im Juli des vergangenen Jahres einem Gegner zum Sieg gratulieren.
Boxer können einen missratenen Kampf durch einen Lucky Punch retten. Fußballer gewinnen auch mal, weil der Ball eine glückliche Liaison mit dem Pfosten eingeht. Schach hat mit Glück und Pech wenig zu tun. Magnus Carlsen ist schlicht der Beste aller Zeiten. Bis ein Besserer kommt.