Wer bietet mehr?
Teppiche, Bücher, Vasen, Figuren – das und noch viel mehr wird in einem Auktionshaus versteigert. Wer dabei das meiste Geld bietet, bekommt, was er will
Mara kennt diesen Witz:
Streiten sich drei Kinder, wer den schnellsten Vater hat. Kind 1: „Mein Vater ist Pilot. Der fliegt in zwei Tagen um die Erde.“
Kind 2: „Das ist noch gar nichts. Mein Vater ist Rennfahrer. Der schafft die Rennstrecke in einer Minute.“Kind 3: „Mein Vater ist der Schnellste. Der arbeitet bei der Stadt als Beamter. Er hat um 16 Uhr Feierabend und ist schon um 14 Uhr zu Hause.“ Ein Teppich hängt neben dem nächsten. In großen Metallregalen stapeln sich Geschirr, Vasen und anderer Hausrat. Aus der Ecke guckt ein lebensgroßer Tiger aus Porzellan hervor. Und irgendwo liegen auch noch Schmuck und Kleider.
All diese Sachen werden im Auktionshaus Beier in der Hauptstadt Berlin versteigert. Bei einer Versteigerung bieten Käufer einen Betrag für ein Objekt. Oder sie bieten Geld für mehrere Waren zusammen. Fachleute nennen das Auktion. Bevor es losgeht, können sich Interessierte die Angebote genau ansehen. Die meisten der vielen Kunden sind Händler. Sie erwerben die Sachen, um sie später weiterzuverkaufen, etwa auf dem Flohmarkt. „Ich bin jedes Mal dabei“, sagt etwa der Händler Bilal.
Dann kommt Monika Beier herein. Sie ist die Auktionatorin. Das erkennt man an ihrer schwarzen Mappe und ihrem großen Holzhammer. Eine große Gruppe Kunden folgt der Frau zu einem Regal. Damit alle sie gut hören, spricht Monika Beier in ein Mikrofon. Sie ruft, was es jetzt mit welchem Startpreis zu ersteigern gibt: „Drei Reihen Kinderbücher: zwanzig Euro!“– „Dreißig!“, ruft einer aus der Menge. Bilal hebt nur den Finger. Monika Beier versteht Geschirr, Vasen, sogar dieser Tiger konnten bei einer Auktion ersteigert werden. sofort: „Vierzig!“, ruft sie. Einige Händler treten zurück. Ihnen wird es zu teuer.
Um alle Gebote mitzubekommen, muss Monika Beier genau aufpassen. Und sie muss viel und schnell reden. Denn damit ein Gebot gültig ist, muss es die Auktionatorin dreimal wiederholen: „Erster: vierzig. Zweiter: vierzig ...“Aber da bietet schon wieder jemand: „Fünfzig!“Bilal gibt nicht auf. Er erhöht sein Gebot auf sechzig Euro.
„Erster: sechzig, zweiter: sechzig, dritter: sechzig!“, ruft Monika Beier und haut mit dem Holzhammer auf die Mappe. Mit diesem Hammerschlag steht fest: Die Bücher gehören jetzt Bilal. Man sagt auch: Er hat den Zuschlag bekommen. Damit ist das Zuschlagen mit dem Holzhammer gemeint. Sobald Bilal an der Kasse bezahlt hat, kann er die Bücher mitnehmen.
Diese Auktion war sehr aufregend und schnell. Weniger als eine Minute hat sie gedauert. In diesem Tempo geht es den ganzen Tag weiter, bis alle Gegenstände verkauft sind. Aber ist das viele Reden nicht anstrengend? Monika Beier lacht. „Nein. Mir macht das Spaß“, sagt sie. Außerdem hat sie sich einen Trick ausgedacht. „Normalerweise ruft der Auktionator ,Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten‘. Ich aber kürze das ab. Mich versteht ja trotzdem jeder“, sagt sie. Watterson/UPS/Distr. Bulls