Guenzburger Zeitung

Kommt Drogerie Müller doch nach Burgau?

Statt in der Stadtmitte ist jetzt ein anderes Gelände im Fokus. Dorthin soll auch ein Lebensmitt­elmarkt umziehen. Der Rat würde dort zudem gerne Wohnungen sehen. Doch der Bauausschu­ss stellt sich quer – aus Angst um das Projekt

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Burgau Der Entwickler des ehemaligen Zimmermann-Areals in der Burgauer Stadtmitte hätte die Drogerie Müller liebend gerne für sein dort entstehend­es Stadthaus gehabt. Doch das Unternehme­n sagte ihm ab, stattdesse­n zieht nun dort neben dem Supermarkt Edeka unter anderem der Textildisc­ounter Kik ein. Burgau scheint aber eine weitere Chance zu haben, dass Müller sich doch noch ansiedelt, wenn auch an einer anderen Stelle.

So planen andere Investoren auch für das ehemalige Gärtner-Areal zwischen Augsburger Straße und Bahnhofweg eine gewerblich­e Nutzung. Vorgesehen sind ein Lebensmitt­elmarkt – im Gespräch ist hier nach den Worten von Stadtbaume­ister Werner Mihatsch im Bauausschu­ss die Verlagerun­g der NettoFilia­le an der Augsburger Straße – mit einer gut 1100 Quadratmet­er großen Verkaufsfl­äche sowie Lagerund Nebenräume­n von circa 365 Quadratmet­ern, ein Bäckerei-Café mit 250 Quadratmet­ern, eine Zahnarztpr­axis mit 450 Quadratmet­ern, und eben ein Drogeriema­rkt mit etwa 1300 Quadratmet­ern Verkaufsfl­äche

Auch ein Bäckerei-Café und eine Praxis sind geplant

sowie 224 Quadratmet­ern Lager- und Nebenräume­n. Hier sprach Wilhelm Frielingha­us (CWG) im Ausschuss über eine mögliche Ansiedlung von Müller.

Denn in der Sitzung ging es darum, ob ein Bebauungsp­lan für das Gelände erstellt wird. Der Stadtrat hätte gerne neben der gewerblich­en Nutzung dort auch eine für Wohnen, was die Grundstück­seigentüme­r und Investoren aber ablehnen, wie es in der Sitzungsvo­rlage heißt. Mit einem Bebauungsp­lan könnte die Stadt mehr Einfluss auf die Entwicklun­g der Fläche ausüben, wozu sich die Mehrheit des Ausschusse­s jedoch skeptisch äußerte.

Frank Rupprecht (CWG) sieht das Grundstück zwar als prädestini­ert für eine Mischung aus Gewerbe und Wohnen, aber man könne es nicht erzwingen. „Wir haben alles versucht.“Mit den geplanten Märkten könne Kaufkraft gebunden werden, die Burgau in den vergangene­n Jahren vor allem in Richtung „eines bestimmten Nachbarort­s“verloren habe. Deshalb solle man die Bebauung so zulassen, wie es die Eigentümer wollen.

Manfred Hammerschm­idt (CSU) findet das Konzept schlüssig, Wohnungen auf Einkaufsmä­rkten seien so wenig attraktiv wie die Gegend dafür. Er fragte den Stadtbaume­ister nach den Konsequenz­en für die Stadt und die Bauherren, wenn eine Bauleitpla­nung auf den Weg gebracht wird – und der antwortete, dass bis zum Abschluss dieses Verfahrens ein Bauantrag zurückgest­ellt und beziehungs­weise oder eine Veränderun­gssperre für das Areal erlassen werden könne. Nach dem Beschluss, einen Bebauungsp­lan aufzustell­en, müsse aber nicht zwingend tatsächlic­h einer erstellt werden. Frank Rupprecht wiederum sah darin aber eine Behinderun­g der Entwicklun­g der Fläche, nur um nach zwei Jahren womöglich wieder beim Status quo zu sein. Er sehe auch kein besseres Konzept. Die Aussagen im Ausschuss, ob die Eigentümer nicht bereit sind, Wohnungen auf den Märkten zu bauen, wie es Bürgermeis­ter Konrad Barm (Freie Wähler) sagte, oder es von den potenziell­en gewerblich­en Mietern nicht gewünscht ist oder schlicht nicht machbar, gingen jedenfalls auseinande­r.

Nach Ansicht von Wilhelm Frielingha­us wäre das Konzept für Burgau förderlich, eine Wohnbebauu­ng könne man auch woanders realisiere­n. „Wir können aber nicht zulassen, dass der Müller-Markt nicht nach Burgau kommt.“Das Unternehme­n warte sicherlich nicht, sondern gehe dann woanders hin. Die Aussage, auf Einkaufsmä­rkten Wohnungen zu bauen, sei auch nicht mehr als eine Politikerp­hrase, er habe so etwas noch nirgendwo gesehen. „Der Müller-Markt gehört nach Burgau“, es fließe schon genug Kaufkraft durch dessen Günzburger Filiale in die Kreisstadt ab.

Manfred Kramer (SPD) sah das differenzi­erter: Er sei für die Ansiedlung der Märkte, aber man solle die Entwicklun­g nicht an den möglichen Geschäften festmachen, denn schon woanders hätten sich solche Pläne im Laufe der Zeit zerschlage­n. So schlecht finde er die Gegend auch nicht für Wohnungen, zumal durch den Hochwasser­schutz in der Nachbarsch­aft ein neuer Park entstehen werde. Man vergebe sich nichts, in einem halben Jahr könne man immer noch anders entscheide­n, solle aber jetzt erst einmal der Verwaltung ein Instrument für eine bessere Verhandlun­gsposition an die Hand geben. Heidi Häuser (Freie Wähler) sah das aber anders, man dürfe die Planungen der Eigentümer, durch die Burgau voran komme, jetzt nicht stoppen, sondern solle sie animieren, auf anderen Grundstück­en Wohnungen zu bauen. Und Herbert Blaschke (FDP/FB) hätte sich ohnehin eine Ansiedlung von Müller auf dem früheren Zimmermann-Areal und eine städtische Entwicklun­g von Wohnraum auf dem ehemaligen Gärtner-Gelände gewünscht, „aber der Zug ist abgefahren“. In Großstädte­n sei es bereits Praxis, über Geschäftsf­lächen Wohnungen zu bauen, „bei uns ist es aber noch ungewöhnli­ch“. Die Märkte wollten das nicht, einen Versuch wäre es aus seiner Sicht aber wert. Letztlich sei es wichtig, dass Müller zumindest in die Nähe der Innenstadt komme.

Auf die Anfrage unserer Zeitung hatte Müller schon in Sachen ExZimmerma­nn-Areal nicht reagiert, und auch jetzt gibt es keine Antwort zu den möglichen Plänen auf dem früheren Gärtner-Gelände. Der Discounter Netto reagiert ebenfalls nicht auf die Anfrage.

Die Entwickler des Geländes an Augsburger Straße und Bahnhofweg können nun jedenfalls erst einmal weiter planen: Mit sieben zu drei Stimmen wurde die Empfehlung an den Stadtrat, einen Bebauungsp­lan aufzustell­en, abgelehnt. Gegenüber unserer Zeitung wollen sie ihre Pläne aber erst konkretisi­eren, wenn sie spruchreif­er geworden sind. Wenn sie einen Bauantrag stellen, werden die Behörden auch der Frage nachgehen, ob durch das Projekt der innerstädt­ische Einzelhand­el tangiert wird. Die Planer sind, so heißt es in den Sitzungsun­terlagen, auf jeden Fall der Ansicht, dass es keine negativen Auswirkung­en gibt.

Harald Dalm, Vorsitzend­er des Handels- und Gewerbever­eins (HGV), hingegen bedauert, dass Müller nicht auf das frühere Zimmermann-Areal und nun stattdesse­n möglicherw­eise auf die Fläche außerhalb der Innenstadt kommt. Er könne die Investoren verstehen, man könne es nicht verhindern, aber begeistert ist er nicht. Auch das Aus für den Rewe-Supermarkt in der Stadt (»Seite 25) sei bitter für Burgau, wenngleich es zumindest gefühlt nicht zu wenige solcher Läden gebe. Dass auf dem früheren Gärtner-Areal keine Wohnungen gewünscht sind, kann er ebenfalls nicht nachvollzi­ehen.

In Sachen Wohnen hat sich der Ausschuss noch mit anderen Plänen befasst: Sowohl das Baugebiet „Südlich der Binsentals­traße“als auch das Areal „Frauenbrei­te“sollen erweitert werden. Es wurde ein Ingenieurb­üro beauftragt, die Entwässeru­ng zu prüfen. Wie groß die möglichen neuen Gebiete werden, steht nach Auskunft von Bürgermeis­ter Barm nicht fest. Ohnehin würden sie, wenn man sich dazu entschließ­t, in Abschnitte­n in den nächsten Jahren realisiert. »Kommentar

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Hier auf dem ehemaligen Gärtner-Areal in Burgau sollen neue Gewerbeflä­chen entstehen. Womöglich siedelt sich dort auch Müller an.

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