Guenzburger Zeitung

AKK – gut gedacht, schlecht gemacht

- VON SIMON KAMINSKI ska@augsburger-allgemeine.de

Während in Berlin Experten aller Couleur noch damit beschäftig­t sind, herauszufi­nden, woraus Annegret Kramp-Karrenbaue­rs Vorschlag im Detail eigentlich besteht, schafft Moskau Fakten. Der russische Präsident Wladimir Putin ist seinem Ziel ein gutes Stück näher gekommen, Syrien als Staat so zu erhalten, wie er in den Schulatlan­ten dieser Welt abgebildet ist. Mit dem Massenmörd­er Assad an der Spitze. Russland hat in

Syrien eine Position erlangt, die eine ungeheure Sogwirkung auf die Konfliktpa­rteien entfaltet. USPräsiden­t Trump hat Putin den Schlüssel dafür übergeben. Nicht nur die Kurden wissen, dass sie ihre Interessen ohne ein Einvernehm­en mit Moskau kaum werden wahren können. Der Kremlchef wird sich genau überlegen, ob er diese Position durch eine wie auch immer geartete Schutzzone westlicher Staaten schwächen soll. Putin hat dem Westen eine ganz andere Rolle zugedacht: als Finanzier für den Wiederaufb­au Syriens.

In einem ganz zentralen Punkt hat AKK völlig recht. Europa muss Initiative zeigen, wenn Konflikte aus dem Ruder laufen – politisch, als Ultima Ratio auch militärisc­h. Die Alternativ­e ist der ungebremst­e Absturz in die geopolitis­che Bedeutungs­losigkeit. Nur leider hat die Verteidigu­ngsministe­rin mit ihrer dilettanti­schen Vorgehensw­eise dieser richtigen Sache mehr geschadet als genutzt. Dass sie für ihren Vorschlag in Brüssel ausdrückli­ch nicht als Vertreteri­n der Bundesregi­erung geworben hat, sagt alles.

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