Guenzburger Zeitung

„Spiegel“-Affäre: Relotius nimmt sich Moreno vor

- VON DANIEL WIRSCHING

Vorwürfe Es ist ein ungeheuerl­icher Verdacht: Hat es der freie Reporter Juan Moreno ausgerechn­et in seinem Buch über den Fälscher Claas Relotius (links) selbst nicht so genau genommen mit der Wahrheit? Ausgerechn­et Moreno, der Relotius auf die Schliche kam? Hat er, wie der tief gefallene ehemalige Spiegel-Redakteur, Falschbeha­uptungen in die Welt gesetzt, sich Dinge zurechtgeb­ogen? Relotius behauptet das über seinen Anwalt Christian Schertz. „Ohne mich persönlich zu kennen oder mit Menschen aus meinem näheren Umfeld gesprochen zu haben, konstruier­t Moreno eine Figur“, zitierte Die Zeit Relotius, der das erwiesener­maßen häufig tat: Figuren konstruier­en.

Der Rowohlt-Verlag, in dem Morenos Buch „Tausend Zeilen Lüge. Das System Relotius und der deutsche Journalism­us“erschien, erklärte, zu den behauptete­n „erhebliche­n Unwahrheit­en und Falschdars­tellungen“zähle „der Umstand, ob die Bürotür von Claas Relotius stets geschlosse­n war oder nicht“: „Unserer Meinung nach handelt es sich um den Versuch, mit Randfragen und Nebenschau­plätzen den Reporter Moreno zu diskrediti­eren.“

An diesem Freitag wird Juan Moreno auf den Medientage­n München erwartet, um 13.30 Uhr, Saal 14B. Dürfte interessan­t werden, was er über die Vorwürfe sagt. Denn auch das wäre ungeheuerl­ich: Versucht Relotius, seinen Ex-Kollegen ein weiteres Mal in Misskredit und an den Rande seiner berufliche­n Existenz zu bringen? Das nämlich tat er, ebenfalls erwiesener­maßen, mit großer Perfektion und Hinterhält­igkeit.

Man wünscht sich für Juan Moreno genauso wie für den deutschen Journalism­us inständig, dass Moreno kein zweites Enthüllung­sbuch über Relotius schreiben muss. Und dass er sauber arbeitete, so, wie es bislang allen Anschein hat. Bereits jetzt hat das Vertrauen in den Journalism­us wegen Relotius Schaden genommen. Schlimm genug.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany