Als hätte sich der FC Bayern verabschiedet
Es ist, als habe der FC Bayern plötzlich seine Mannschaft aus der Bundesliga abgemeldet. Am Wochenende startet der alpine Skiweltcup in Sölden in die neue Saison und Marcel Hirscher ist nicht mehr dabei. Der Österreicher hat in den vergangenen acht Wintern den Gesamtweltcup gewonnen. Noch nie gab es eine derartige Dominanz. Im Spätsommer gab Hirscher dann nach einer längeren Hängepartie seinen Rücktritt bekannt. Und jetzt?
Mancher glaubte, im Fahrerlager ein kollektives Aufatmen gehört zu haben, als Hirscher Baba sagte. Denn auf einmal tun sich für alle Beteiligten völlig neue Perspektiven auf. Das Gefühl, dass der Kampf um die große Kristallkugel offen ist, kennen viele Ski-Profis nicht. Seit acht Jahren war jedem WeltcupNeuling klar, dass es schon einer schweren Verletzung bedürfte, um diesen Hirscher aufzuhalten.
Jetzt ist diese Phase der Dominanz vorbei. Der Weltcup hat eine seiner prägendsten Figuren verloren. Sportlich nicht ganz so dominant, bei den Zuschauern aber mindestens genauso beliebt waren Felix Neureuther, Aksel Lund Svindal und Lindsey Vonn. Auch sie werden in der neuen Saison nicht mehr an den Start gehen. In dieser Häufung ist der Verlust von Prominenz eine bemerkenswerte Entwicklung. Wer es positiv sehen möchte, kann darauf verweisen, dass der Weg nun frei ist für neue Gesichter. Vor allem aber reißt das Ende dieser goldenen Generation eine Lücke, die kurzfristig nicht zu schließen ist. Die öffentliche Wahrnehmung hat sich in den vergangenen Jahren stark auf diese schillerenden Persönlichkeiten konzentriert. Ein Paradebeispiel ist Felix Neureuther, an dessen Bekanntheitswerte die anderen DSV-Starter nur schwer herankommen werden.
Sportlich hat vor allem der Allgäuer Stefan Luitz das Potenzial, in die Fußstapfen des erfolgreichsten deutschen Skifahrers aller Zeiten zu treten. Zuletzt hatten ihn immer wieder Verletzungen zurückgeworfen. Bleibt er gesund, könnte er einer der Profiteure des Rücktritts von Hirscher werden. Denn wie der hat auch Luitz seine Stärken im Riesenslalom. Die Zuschauer werden sich an neue Gesichter ganz oben auf dem Podium gewöhnen müssen. Die erste Chance bietet sich am Wochenende.