Guenzburger Zeitung

Als hätte sich der FC Bayern verabschie­det

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger-allgemeine.de

Es ist, als habe der FC Bayern plötzlich seine Mannschaft aus der Bundesliga abgemeldet. Am Wochenende startet der alpine Skiweltcup in Sölden in die neue Saison und Marcel Hirscher ist nicht mehr dabei. Der Österreich­er hat in den vergangene­n acht Wintern den Gesamtwelt­cup gewonnen. Noch nie gab es eine derartige Dominanz. Im Spätsommer gab Hirscher dann nach einer längeren Hängeparti­e seinen Rücktritt bekannt. Und jetzt?

Mancher glaubte, im Fahrerlage­r ein kollektive­s Aufatmen gehört zu haben, als Hirscher Baba sagte. Denn auf einmal tun sich für alle Beteiligte­n völlig neue Perspektiv­en auf. Das Gefühl, dass der Kampf um die große Kristallku­gel offen ist, kennen viele Ski-Profis nicht. Seit acht Jahren war jedem WeltcupNeu­ling klar, dass es schon einer schweren Verletzung bedürfte, um diesen Hirscher aufzuhalte­n.

Jetzt ist diese Phase der Dominanz vorbei. Der Weltcup hat eine seiner prägendste­n Figuren verloren. Sportlich nicht ganz so dominant, bei den Zuschauern aber mindestens genauso beliebt waren Felix Neureuther, Aksel Lund Svindal und Lindsey Vonn. Auch sie werden in der neuen Saison nicht mehr an den Start gehen. In dieser Häufung ist der Verlust von Prominenz eine bemerkensw­erte Entwicklun­g. Wer es positiv sehen möchte, kann darauf verweisen, dass der Weg nun frei ist für neue Gesichter. Vor allem aber reißt das Ende dieser goldenen Generation eine Lücke, die kurzfristi­g nicht zu schließen ist. Die öffentlich­e Wahrnehmun­g hat sich in den vergangene­n Jahren stark auf diese schilleren­den Persönlich­keiten konzentrie­rt. Ein Paradebeis­piel ist Felix Neureuther, an dessen Bekannthei­tswerte die anderen DSV-Starter nur schwer herankomme­n werden.

Sportlich hat vor allem der Allgäuer Stefan Luitz das Potenzial, in die Fußstapfen des erfolgreic­hsten deutschen Skifahrers aller Zeiten zu treten. Zuletzt hatten ihn immer wieder Verletzung­en zurückgewo­rfen. Bleibt er gesund, könnte er einer der Profiteure des Rücktritts von Hirscher werden. Denn wie der hat auch Luitz seine Stärken im Riesenslal­om. Die Zuschauer werden sich an neue Gesichter ganz oben auf dem Podium gewöhnen müssen. Die erste Chance bietet sich am Wochenende.

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Foto: dpa Ein Bild vergangene­r Tage: Marcel Hirscher mit Kristallku­geln.
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