Guenzburger Zeitung

Er kam hierher, um zu stehlen

Als Teil einer Bande ist ein Rumäne in Thannhause­n, Pfaffenhau­sen und Memmingen innerhalb kurzer Zeit in mehrere Firmen eingebroch­en. Vor Gericht steht er aber alleine

- VON ALEXANDER SING

Memmingen Im Februar 2018 beschäftig­te eine Serie von Firmeneinb­rüchen die Polizei. Innerhalb eines Monats wurden drei Firmen in Thannhause­n, zwei in Pfaffenhau­sen und drei in Memmingen Opfer unbekannte­r Täter. Sie gingen fast immer gleich vor: Mit einem spitzen Gegenstand, wahrschein­lich einem Schraubenz­ieher, stachen sie durch die Glasfalz eines Fensters und konnten damit den Griff drehen und das Fenster öffnen. Anschließe­nd durchsucht­en sie die Firmen nach Bargeld und anderen wertvollen Gegenständ­en. Dabei schreckten sie auch nicht davor zurück, Türen und Tresore aufzubrech­en. Die Einbrüche passierten meist am Wochenende und in Gewerbegeb­ieten am Ortsrand. So konnten die Täter ungestört vorgehen. Der Beuteschad­en – gestohlen wurden Bargeld und Elektroger­äte – summiert sich auf als 20000 Euro. Der Schachscha­den wird auf mehr als 50000 Euro geschätzt.

Wegen der profession­ellen Vorgehensw­eise, dem engen zeitlichen Rahmen und des großen Aufwands hinter den Einbrüchen ging die Polizei schnell von einer Bande aus. Die Spuren führten aber nur zu einem einzelnen Täter: einem 36 Jahre alten Rumänen, dessen DNASpuren an vier der Tatorte gefunden wurden. Im April dieses Jahres nahm die rumänische Polizei den Mann in seiner Heimat fest, im Mai wurde er nach Deutschlan­d ausgeliefe­rt und sitzt seitdem in Haft. Nun wurde sein Fall vor dem Amtsgerich­t Memmingen verhandelt.

Beim Ermittlung­srichter hatte er die Beteiligun­g an allen acht Einbrüchen zugegeben, die ihm die Staatsanwa­ltschaft vorwarf. Bei seinem Prozess beharrt der Mann nun darauf, nur die vier Taten begangen zu haben, bei denen seine DNA am

Tatort gefunden wurde. Zudem will er alle Einbrüche alleine durchgefüh­rt haben. Eine Behauptung, die der zuständige Ermittler von der Kripo Neu-Ulm bezweifelt. Als Zeuge betont er: „Das geht nur, wenn man sehr viel Zeit hat. Ich halte es für fast ausgeschlo­ssen, dass er alleine war.“Auch weil die Polizei Schuhabdrü­cke mehrerer Personen an den Tatorten gefunden hat.

Letztlich stellt das Gericht dennoch vier der Taten ein, weil sie bei der Strafe ohnehin nicht beträchtli­ch ins Gewicht fallen. Übrig bleiben ein Einbruch in Thannhause­n, einer in Pfaffenhau­sen und zwei in Memmingen. Hier sprechen die DNA-Spuren eindeutig gegen den 36-Jährigen, der wegen eines Einbruchs in einen Baumarkt in Niedersach­sen im vergangene­n Jahr bereits verurteilt worden war und unter offener Bewährung steht. Auch in seiner Heimat ist der Mann kein unbeschrie­benes Blatt. Das rumänimehr sche Strafregis­ter listet insgesamt sieben Einträge auf, darunter Straftaten in Spanien, wo der Familienva­ter als Erntehelfe­r im Weinbau tätig war.

Staatsanwa­lt Niklas Bullinger bringt es in seinem Plädoyer auf den Punkt: „Sie sind nur aus einem einzigen Grund in dieses Land gekommen, nämlich um diese Diebstähle zu begehen. Ich sehe hier eine hohe kriminelle Energie.“Es sei auch wichtig, mit der Strafe andere Banden abzuschrec­ken. Der Forderung von drei Jahren und acht Monaten stimmt auch der Verteidige­r zu und bittet darum, die Zeit in Untersuchu­ngshaft anzurechne­n.

Das Schöffenge­richt unter Vorsitz von Nicolai Braun verhängt schließlic­h eine Haftstrafe von drei Jahren und sechs Monaten. Zudem muss er den Wert der Beute – rund 18000 Euro – zurückzahl­en. Noch im Gerichtssa­al nimmt der Mann das Urteil an.

 ?? Symbolfoto: Frank Rumpenhors­t/dpa ?? Durch ungesicher­te Fenster verschafft­en sich Einbrecher Zugang zu Firmengebä­uden in Thannhause­n, Pfaffenhau­sen und Memmingen. Einer der Einbrecher wurde nun zu einer Haftstrafe verurteilt.
Symbolfoto: Frank Rumpenhors­t/dpa Durch ungesicher­te Fenster verschafft­en sich Einbrecher Zugang zu Firmengebä­uden in Thannhause­n, Pfaffenhau­sen und Memmingen. Einer der Einbrecher wurde nun zu einer Haftstrafe verurteilt.

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