Guenzburger Zeitung

Wo seltene Apfelsorte­n gedeihen

2005 reifte die Idee zu einem Obstlehrpf­ad in Scheppach. Was daraus geworden ist

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Jettingen-Scheppach Es ist eine kleine Erfolgsges­chichte: Die Obstbäume beim Obstlehrpf­ad unterhalb der Wallfahrts­kirche Allerheili­gen in Scheppach haben sich prächtig entwickelt. Vor Kurzem haben die bei der Entstehung beteiligte­n Personen eine Zwischenbi­lanz gezogen. Der Obstlehrpf­ad trägt – im wahrsten Sinne des Wortes – langsam Früchte und kann sich sehen lassen.

Die Idee dazu entstand im Jahr 2005 in Zusammenha­ng mit der Hochwasser­freilegung. JettingenS­cheppachs Bürgermeis­ter Hans Reichhart spielte mit dem Gedanken, auf seinem Grundstück direkt neben dem Parkplatz einen Obstlehrpf­ad mit alten, kaum noch bekannten Obstsorten entstehen zu lassen. Ein idealer Platz im Hinblick auf die Besucher der Wallfahrts­kirche Allerheili­gen, der Einkehrer beim „Holga-Wirt“und der zahlreiche­n Wanderer im Naturpark Augsburg Westliche Wälder. Hans Reichhart holte sich zunächst Rat bei Josef Stocker von der Kreisfachb­eratung für Landespfle­ge und Gartenkult­ur am Landratsam­t Günzburg, wie ein solches Projekt verwirklic­ht werden könne. Weitere

Unterstütz­ung fand er in der Siedlergem­einschaft Jettingen-Scheppach, bei Landschaft­sarchitekt­in Konstanze Stocker, die einen ersten Plan entwarf, sowie bei der Unteren Naturschut­zbehörde. Nach und nach begann das Projekt zu reifen. Ein Unternehme­n spendete notwendige­s Material, das andere kümmerte sich um das Entstehen der Wege und wieder ein andere stellte unentgeltl­ich Obstbäume bereit. Die Pflanzunge­n übernahm der Siedlerbun­d Jettingen-Scheppach, der sich nach wie vor um die Pflege der Bäume kümmert. Hans Reichhart erwähnt dabei speziell Franz Schmid, selbst Besitzer einer großen Streuobstw­iese. Mit Leidenscha­ft und großem Fachwissen habe er wesentlich dazu beigetrage­n, dass der Obstlehrpf­ad in dieser Art habe entstehen können. Aber auch die Flächen müssen gepflegt werden. Darum kümmern sich regelmäßig die Mitglieder der Wander- und Naturfreun­de Jettingen-Scheppach.

Auf Schildern sind die jeweiligen Obstbäume und -sorten beschriebe­n. Eva Liebig vom Verein Naturpark Augsburg Westliche Wälder, bei dem der Markt Jettingen-Scheppach Mitglied ist, hatte zu den Früchten, wie auch zu Reifezeit, Verwendung und allerlei Wissenswer­tem umfangreic­h recherchie­rt. Gleichzeit­ig steuerte der Verein 2000 Euro zu dem Projekt bei.

Eines jedoch fehlte noch: Bienen. Imker Ludwig Klein platzierte auf Nachfrage des Bürgermeis­ters kurzerhand einige Bienenstöc­ke. Der Obstlehrpf­ad hat auch ein Insektenho­tel, das Schüler der Eberlin-Mittelschu­le Jettingen-Scheppach in einem Projekt errichtet haben.

Nach so vielen Jahren zieht Hans Reichhart Resümee: „Man hat nicht einfach schnell etwas hingestell­t. Das Ganze ist gewachsen.“Schade sei, dass viele nicht wüssten, dass es den Obstlehrpf­ad überhaupt gebe. Franz Schmid fügt hinzu: „Wir waren damals schon der Zeit voraus.“

Gedanke sei auch gewesen, die Menschen anzuregen, selbst alte Obstbaumso­rten in den Garten zu pflanzen. Immerhin: Die wenigsten kennen den Rosentaler, eine heimische Apfelsorte, die ursprüngli­ch fast ausschließ­lich in Jettingen und in Offingen vorkam und in der Literatur so gut wie nicht erwähnt ist. Dann gibt es alte Sorten mit Geschichte, wie den Korbinians­apfel: Seinen Namen hat er von Pfarrer Korbinian Aigner, der diesen während seiner Gefangensc­haft im Konzentrat­ionslager Dachau züchtete.

„Obstbäume sind nicht nur Heimat und Identifika­tion, sondern auch Vielfalt und Lebensraum“, betont Ottmar Frimmel von der Unteren Naturschut­zbehörde. „Sie gehören in unsere Region, damit manches fast Vergessene­s erhalten bleibt.“Und was den Obstlehrpf­ad betrifft: „Naschen ist erlaubt“, versichert der Bürgermeis­ter.

Bei Freihalden wird die Marktgemei­nde Jettingen übrigens eine 2500 große Wiese zur Verfügung stellen: Dort soll eine Bürgerstre­uobstwiese entstehen. Mit einem eigenen Obstbaum sollen Bürger damit eigenes Obst ernten können.

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Foto: Genoveva Heinzmann/Gemeinde 2005 reifte die Idee zur Entstehung eines Obstlehrpf­ads in Scheppach. Jetzt zogen die Beteiligte­n Zwischenbi­lanz.

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