Guenzburger Zeitung

Der entspannte Beatle

Porträt Ringo Starr geht munter auf die 80 zu und hat mal wieder ein Album veröffentl­icht. Auf einem Stück sind alle vier vereint – irgendwie

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Die Beatles sind wieder auferstand­en – zumindest ein bisschen. Zum einen liegt es daran, dass ihr grandioses Album „Abbey Road“50. Geburtstag feiert und akustisch aufgehübsc­ht in diversen Sonderedit­ionen wieder unters Fan-Volk gebracht wird. Das hat der Marke wieder Auftrieb gegeben und bereits für Beatles-typische Chartplatz­ierungen gesorgt. Zum anderen hat Schlagzeug­er Ringo Starr seinen Anteil daran. Justament zur „Abbey Road“-Wiederverö­ffentlichu­ng kommt er ebenfalls mit einem Album um die Ecke. Es heißt „What’s My Name“, wobei das eine überflüssi­ge Frage ist, das weiß jeder. Was die Wiedervere­inigung betrifft, hat sie Ringo so erklärt: Auf dem Album findet sich der JohnLennon-Song „Grow Old With Me“, den Ringo zusammen mit Paul McCartney eingespiel­t hat. Und

George Harrison? Aus dessen „Here Comes The Sun“(von „Abbey Road“) zitiert das Orchester einen Melodiesch­nipsel. „Und so sind das irgendwie wir vier“, verkündet Ringo.

Der Mann hat eben Humor, und das machte ihn zum beliebtest­en Band-Mitglied. Ausgerechn­et der Mann mit der dicken Nase bekam zeitweilig die meiste FanPost. Anstecknad­eln mit

„I Love Ringo“waren

1964 der beliebtest­e Fan-Artikel. Ihm zu Ehren wurden mehrere Lieder geschriebe­n, eines davon trug den schönen Titel „Ringo For President“.

Ein schöner Erfolg für jemanden, der aus armen Verhältnis­sen in Liverpool stammt. Als Richard Starkey vier Jahre alt war, trennten sich die Eltern. Der Junge, 1940 geboren, war kränklich, verbrachte viel Zeit in Kliniken und musste sich von Klassenkam­eraden gar Lazarus nennen lassen. Richard schlug sich durch und wollte lieber Schlagzeug­er als alles andere werden. Das klappte dann auch. Die Beatles warben ihn 1962 von den damals erfolgreic­heren Rory Storm and the Hurricanes ab, wo er wegen seines Ring-Fimmels Ringo genannt wurde. Der Rest ist Geschichte. Wobei: Lange galt er als eher mäßiger Musiker in einer Band mit drei Genies und einem Trommler. Das war unfair, denn Ringo hat mit seinem sehr eigenen Spiel den Sound der Beatles genauso geprägt wie Charlie

Watts die Rolling Stones. Er ist besser als sein früherer Ruf.

Auch als Schauspiel­er hat er sich gut geschlagen, vor allem in „Help“, in dem er wunderbar die Hauptrolle spielt. Gut, als Sänger war er nie eine Offenbarun­g, weder bei den Beatles noch auf seinen Soloplatte­n, doch das hat ihn nie gekümmert, er konnte in den 70ern ein paar Treffer landen. Seit er seinen Alkoholism­us überwunden hat, zieht er gut gelaunt mit alten Freunden um die Erde und spielt die alten Hits, seine und die von Lennon/McCartney. Der Mann ist erkennbar mit sich und der Welt im Reinen. Stets grüßt er mit „Peace and Love“, mit Frieden und Liebe. Er ist der wahrhaft entspannte Beatle, der 2020 seinen 80. feiert.

Möge er noch lange tingeln – und: Das neue Album ist eigentlich ziemlich okay. Ronald Hinzpeter

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Foto: dpa

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