Das Zünglein an der Waage
Fünf Stimmen retten die FDP in Thüringen
Berlin Man hätte nicht in der Haut des FDP-Chefs Christian Lindner stecken wollen an diesem Sonntagabend. Es war schon kurz vor Mitternacht, als der Landeswahlleiter in Thüringen endlich verkündete, dass es die Liberalen in den Landtag geschafft haben. Mit 5,0005 Prozent – so eng war es selbst für die FDP noch nie. Vorher zitterte die Partei über Stunden zwischen 4,9990 und 5,1 Prozent. Ein wahrer Polit-Krimi. Lindner verwies lakonisch auf den Ex-Vorsitzenden Otto Graf Lambsdorff, der einmal gesagt habe: „FDP, das ist nichts für Leute mit schwachen Nerven.“Und er sollte recht behalten. Gleich zwei Feueralarme im Erfurter Rathaus verzögerten zudem die Auszählung – sodass es nichts war mit einer schnellen Erlösung für die Liberalen. Am Ende machten gerade einmal fünf Stimmen den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg.
Erfahrung hat die FDP mit dem Zittern. Bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen im Jahr 1980 landete sie bei unglücklichen 4,9827 Prozent. Im Jahr 2013 rettete sich die Partei in Hessen mit 5,0291 Prozent. In Schleswig-Holstein fehlten der FDP bei der Wahl im Jahr 1947 mit 4,9719 Prozent 302 Stimmen, um auf fünf Prozent zu kommen. Allerdings gab es dort damals noch keine Fünf-Prozent-Hürde. Sie verfehlte dennoch den Einzug in den Landtag, weil sie das geforderte eine Direktmandat nicht holte.
Und weil es quasi zur DNA der Liberalen gehört, es spannend zu machen, wies das Thüringer Landesamt für Statistik gestern darauf hin, dass es man noch nicht mit absoluter Sicherheit sagen könne, ob die FDP auch wirklich im Landtag in Erfurt vertreten sein wird. Das stehe erst fest, wenn das endgültige Wahlergebnis vorliege. Dieses soll am 7. November verkündet werden. Zwischen vorläufigem und endgültigem Ergebnis kann es zu Abweichungen kommen, wenn es etwa Fehler bei der Übermittlung von Daten gab. (mit dpa)