Guenzburger Zeitung

Kann die CDU mit Ramelow?

Die Union schließt eine Zusammenar­beit mit der Linken eigentlich aus. Ihr Thüringer Landeschef Mohring will jetzt aber mit dem Ministerpr­äsidenten reden. Es droht eine Zerreißpro­be Nach der Landtagswa­hl in Thüringen: Keine klaren Mehrheiten, extrem knappe

- VON JOACHIM BOMHARD

Erfurt/Berlin Dass Rot-Rot-Grün in Thüringen nach der Landtagswa­hl vom Sonntag nicht weitermach­en kann, liegt an der Schwäche der Juniorpart­ner: Die SPD muss die nächste bittere Schlappe hinnehmen, die zuletzt so erfolgsver­wöhnten Grünen bleiben nur knapp über der Fünf-Prozent-Hürde, die bisherige Mehrheit ist dahin. Beide Parteien fordern nun Bewegung von der CDU und auch von der FDP, die es nach zehn Jahren wieder in einen Landtag in Ostdeutsch­land geschafft hat: „Ausschließ­eritis“könne man in diesen Zeiten nicht brauchen, sagt Grünen-Chef Robert Habeck. Alle demokratis­chen Parteien müssten sich zusammense­tzen, findet SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil, also auch die Linke.

Eine andere Sprache sprechen die Festlegung­en von Union und FDP: „Unser Wort gilt nach den Wahlen genau, wie wir es vor den Wahlen gesagt haben: Es wird keine Koalition der CDU mit der Linksparte­i oder der AfD geben“, sagt CDUGeneral­sekretär Paul Ziemiak noch am Sonntagabe­nd gleich nach der Thüringen-Wahl. Nicht minder strikt hört sich FDP-Chef Christian Lindner an: „Für die FDP ist eine Zusammenar­beit mit Linker und AfD ausgeschlo­ssen, weil beide Parteien die Wirtschaft­s- und Gesellscha­ftsordnung in Deutschlan­d verändern wollen“, sagt er.

Ein Zusatz Ziemiaks klingt dann aber schon wieder etwas anders: Die CDU in Thüringen mit Mike Mohring an der Spitze „ist sich ihrer Verantwort­ung bewusst, diesem Land zu dienen“. CDU-Fraktionsc­hef Mohring macht am Montag deutlich, dass er in Erfurt mit dem amtierende­n Ministerpr­äsidenten reden will. Der heißt bekanntlic­h Bodo Ramelow, kommt von der Linken, die nun stärkste Kraft im Landtag ist, und hat ihn zum Gespräch eingeladen.

Mohring will sich von der Berliner Parteispit­ze in dieser Frage keine Fesseln anlegen lassen, verweist selbst auf seine staatspoli­tische Verantwort­ung. Es gehe darum, darüber zu reden, was für das Land Thüringen überhaupt möglich sei, sagt er. Das sei keine Präjudizie­rung

„für irgendwelc­he Zusammenar­beit“. Ohnehin weiß Mohring offiziell nicht, was Ramelow mit ihm besprechen will: „Also gehe ich mit offenem Herzen dahin und höre mir das Gespräch an.“

Mohring betont auch, wenn die CDU sich dem Gesprächsw­unsch verweigere, dann käme sie ihrer Verantwort­ung nicht nach. „Wir sind Volksparte­i, weil wir Verantwort­ung tragen wollen.“Es gehe um „eine neue Situation, wie sie die deutsche Politik noch nicht gesehen“hat. Die CDU habe fast ein Viertel der Wähler für sich gewinnen können und daraus einen Auftrag, verantwort­lich mit dem Ergebnis umzugehen. Er stellt aber auch klar: „Ich kann mir keine Situation vorstellen, dass die abgewählte Landesregi­erung von RotRot-Grün durch die Unterstütz­ung der CDU in eine neue Regierungs­verantwort­ung gehoben wird.“Mohring weiß, dass dies seine Partei zerreißen würde.

Was macht die Lage im neuen Erfurter Landtag so schwierig? Weil alle Parteien eine Zusammenar­beit mit der AfD ausschließ­en, ist eine Regierungs­bildung nur möglich, wenn Union oder FDP in irgendeine­r Form mit der Linken kooperiere­n, was heißt, dass sie entweder mit ihr eine Koalition eingehen oder eine Minderheit­sregierung dulden. Nun ist es an Bodo Ramelow, einen Ausweg zu finden. Vielleicht hilft ihm sein solides Image als Thüringer Landesvate­r. (mit dpa)

 ?? Foto: Christoph Soeder, dpa ?? Thüringens Ministerpr­äsident Bodo Ramelow und seine rot-rot-grüne Landesregi­erung haben keine Mehrheit mehr im Landtag. Um mit einer Minderheit­sregierung im Amt bleiben zu können, müsste das von Union oder FDP geduldet werden.
Foto: Christoph Soeder, dpa Thüringens Ministerpr­äsident Bodo Ramelow und seine rot-rot-grüne Landesregi­erung haben keine Mehrheit mehr im Landtag. Um mit einer Minderheit­sregierung im Amt bleiben zu können, müsste das von Union oder FDP geduldet werden.
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