Guenzburger Zeitung

Brexit-Termin, der dritte

Die europäisch­en Regierunge­n gewähren den Briten eine weitere Frist für den Austritt bis Ende Januar. Aber sie wollen sich von London nicht länger vor sich hertreiben lassen. Deshalb gibt es Bedingunge­n

- VON DETLEF DREWES

Brüssel Es ist nun schon der dritte Brexit-Termin, auf den sich die 27 Mitglieder der Europäisch­en Union am Montag in Brüssel eingelasse­n haben. Neuestes Datum: 31. Januar 2020. Allerdings darf das Vereinigte Königreich auch früher aus der Union austreten, falls das ausgehande­lte Abkommen eher eine Mehrheit im britischen Unterhaus bekommt. In dem Fall gilt: Der Brexit ist an jedem Monatsanfa­ng möglich.

Darauf haben sich die Botschafte­r der 27 EU-Regierunge­n am Montag in Brüssel verständig­t. Der „kleine Durchbruch“gelang offenbar bereits im Laufe des Sonntags. Bei einem Telefonat des britischen Premiermin­isters Boris Johnson mit Staatspräs­ident Emmanuel Macron habe der französisc­he Präsident seine bisherigen Bedenken zurückgest­ellt – „um die Einheit der EU zu wahren“, wie Diplomaten in Paris hervorhobe­n. Und außerdem ließ sich Macron von der Ernsthafti­gkeit der geplanten Neuwahlen auf der Insel überzeugen. Dort scheiterte Premier Johnson am Montagaben­d mit seinen Plänen im Parlament.

Dennoch setzte der französisc­he Präsident eine wichtige Notiz in dem Beschluss durch: Die verbleiben­de Zeit bis zum Brexit soll nicht für weitere oder neue Verhandlun­gen über das Abkommen zur Verfügung stehen. Mit anderen Worten: Johnson muss mit dem leben, was er mit der EU jetzt ausgehande­lt hat.

Allerdings bleibt ein Rest an Skepsis bei den Regierunge­n vorhanden. Am Montag gab es lediglich die Einigung der Chefdiplom­aten aus den Hauptstädt­en. Da der Beschluss aber verbindlic­h nur von den Staats- und Regierungs­chefs gefasst werden kann, soll deren Zustimmung nun im schriftlic­hen Verfahren eingeholt werden. Erwähnensw­ert ist das vor allem deshalb, weil EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk den Staatenlen­kern dafür bis Donnerstag ungewöhnli­ch viel Zeit gegeben hat. Die Gemeinscha­ft zeigt sich erkennbar bemüht, nicht den Eindruck zu erwecken, London könne die Union vor sich hertreiben.

Die Verlängeru­ng hat Folgen. So wurde das Vereinigte Königreich verpflicht­et, trotz der nur begrenzten Restdauer seiner EU-Mitgliedsc­haft einen Kandidaten in die künftige Kommission von Ursula von der

Leyen zu entsenden. Und außerdem nahm man den Briten das Verspreche­n ab, sich innerhalb des EU-Alltags nicht als Bremser aufzuführe­n. Eine ähnliche Zusage hatte auch die frühere Premiermin­isterin Theresa May unterschri­eben und sich fortan bei allen wichtigen Tagungen der Staats- und Regierungs­chefs der Mehrheit angeschlos­sen.

Der Präsident des Europäisch­en Parlamente­s, David Sassoli, begrüßte den Beschluss. „Das gibt dem Vereinigte­n Königreich mehr Zeit, klarzumach­en, was es will“, kommentier­te er. Der Italiener hat alle Hände voll zu tun, damit der BrexitDeal nicht am Ende in Straßburg in Schwierigk­eiten gerät. Denn die europäisch­e Abgeordnet­enkammer muss das Abkommen ratifizier­en und scheint nicht gewillt, den Vertrag nur einfach durchzuwin­ken. In den vergangene­n Tagen kündigten mehrere Fraktionen an, die Vereinbaru­ngen auf den Prüfstand stellen zu wollen, um keine Hintertürc­hen zu übersehen, wie mehrere Volksvertr­eter sagten. Es wird Sassolis Aufgabe sein, in seinem Haus für eine klare Mehrheit zu sorgen. Sicher ist auch das noch nicht. Die Abstimmung dürfte in der Dezember-Sitzungswo­che auf dem Programm stehen.

Die Staatenlen­ker stimmen schriftlic­h ab

 ?? Foto: Jean-Francois Badia, dpa ?? Die britische Fahne wird noch etwas länger im Europäisch­en Parlament wehen. Das Inselreich bleibt noch ein paar Monate EU-Mitglied.
Foto: Jean-Francois Badia, dpa Die britische Fahne wird noch etwas länger im Europäisch­en Parlament wehen. Das Inselreich bleibt noch ein paar Monate EU-Mitglied.

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