Guenzburger Zeitung

Hilft Methadon bei der Tumorthera­pie?

Krebsforsc­hung blickt nach Ulm

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Ulm Nach teils kontrovers­en Debatten über den Drogenersa­tzstoff Methadon als mögliches Krebsmitte­l wird dessen Wirkung in der Tumorthera­pie nun erstmals bei einer klinischen Studie untersucht. Wissenscha­ftler des Universitä­tsklinikum­s Ulm wollen feststelle­n, ob Methadon bei Patienten mit fortgeschr­ittenem Darmkrebs wirksam ist oder nicht, wie die Deutsche Krebshilfe mitteilte. Sie unterstütz­t die bis 2026 angelegte Therapiest­udie mit 1,6 Millionen Euro.

Daran werden Patienten mit Dickdarmkr­ebs beteiligt, der bereits Metastasen gebildet hat und kaum noch auf Chemothera­peutika anspricht. „Unsere Hypothese ist, dass Methadon den Tumor wieder empfindlic­h für die Chemothera­peutika macht“, erklärte Studienlei­ter Professor Thomas Seufferlei­n, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin I der Ulmer Uniklinik.

Die Annahme stützt sich auf Forschunge­n der Chemikerin Claudia Friesen vom Institut für Rechtsmedi­zin der Universitä­t Ulm mit Zellkultur­en. Demnach nahm die Widerstand­skraft von Blutkrebsz­ellen gegen Chemothera­peutika stark ab, wenn sie zugleich mit Methadon behandelt wurden. Nachdem Friesen 2017 von ihren Experiment­en auch im Fernsehen und anderen Medien berichtete, warfen ihr Kritiker einen „Methadon-Hype“vor. Methadon könne möglicherw­eise an Krebszelle­n andocken und dafür sorgen, „dass die Chemothera­peutika besser in die Zellen eindringen können – die Medikament­e wirken damit effektiver“, erklärte Seufferlei­n. Der Vorstandsv­orsitzende der Deutschen Krebshilfe, Gerd Nettekoven, verwies auf ein großes öffentlich­es Interesse an dem Thema. „Daher halten wir es für wichtig, das mögliche Potenzial dieses Wirkstoffs unter klinischen Bedingunge­n zu untersuche­n.“

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