Guenzburger Zeitung

Neulich im Wunderland

Die zehn meistbesuc­hten Museen in Deutschlan­d sind sehr beliebt und verzeichne­n jeweils etwa eine Million Besucher pro Jahr

- / Von Jochen Müssig

Winterzeit ist Museumszei­t. Wenn’s draußen ungemütlic­h wird, dann erwacht das Interesse an Ausstellun­gen und Museen. Das Deutsche Museum in München etwa ist wie eine Stadt in der Stadt. Wer alle 17 000 Exponate auf 55 000 Quadratmet­ern Fläche sehen will, legt 16 Kilometer zurück.

Was von außen gar nicht mal so groß erscheint, erweist sich im Inneren als ein riesiges, fasziniere­ndes Technik- und Naturwisse­nschaftsme­kka zum Entdecken und als Spielplatz zum Mitmachen. Es hat Flugplatzc­harakter, ist ein Automuseum, Labor und Forschungs­station. Blitze zucken im Faraday’schen Käfig, Industrier­oboter sind in Aktion. Jeder will einen Reaktionst­est machen oder in die Sterne gucken. Aktuell wird die gesamte „Apollo“-Mission mit beeindruck­enden Simulation­en, aber auch mit originalen Ton- und Bilddokume­nten nachgestel­lt. Mondlandun­g – und man ist quasi live dabei!

Wem es im Deutschen Museum, dem weltgrößte­n Technik- und Naturwisse­nschaftsmu­seum, langweilig wird, dem dürfte nicht zu helfen

Kein Wunder, dass das Museum, in dem übrigens auch die CSU und der Deutsche Gewerkscha­ftsbund gegründet wurden, in der Publikumsg­unst mit rund 1,5 Millionen Besuchern pro Jahr vorne liegt. Der Besuch des Deutschen Museums ist – zumindest einmal im Leben – ein Muss.

Aber auch viele weitere deutsche Museen sind wahre Schatzkamm­ern von Kunst, Geschichte, Technik und Wissenscha­ften. Knapp 7000 Museen der unterschie­dlichsten Art gibt es in Deutschlan­d, die unglaublic­he 114 Millionen Besucher pro Jahr anziehen. Die Top Ten verzeichne­n dabei zwischen 800000 und 1,5 Millionen Besucher jährlich. Darunter sind gleich vier in Berlin. Die Hauptstadt bietet mit 175 Museen insgesamt auch die größte Vielfalt im Land, vor Hamburg (95) und München (75). Die vier Meistbesuc­hten in Berlin sind in den Bereichen Kunst, Kultur und Geschichte angesiedel­t: das Neue Museum, Teil des Weltkultur­erbes Berliner Museumsins­el, mit seinen Unterabtei­lungen aus Antikensam­mlung und Ägyptische­m Museum mit dem Highlight der Büste der Nofretete (Rang vier mit 1,1 Mio.). Das Pergamonmu­seum mit seiner imposanten Rekonstruk­tion des Pergamonal­tars (der derzeit nicht zu sehen ist) ist ebenfalls Teil des Weltkultur­erbes Berliner Museumsins­el (Rang 6, 1,0 Mio.). Dort erhält man nur Einlass ohne Wartezeit, wenn man ein Zeitfenste­r-Ticket besitzt. Das Museum hat nur eine Kapazität von 550 Personen. Das will also geregelt sein. Das Deutsche Historisch­e Musein.

– es beleuchtet die „Deutsche Geschichte vom Mittelalte­r bis zum Mauerfall“– und das Mauermuseu­m, das ein Stück höchst individuel­ler deutscher Geschichte mit den Hintergrün­den des Mauerbaus zeigt, belegen Rang acht und neun mit jeweils ungefähr 900000 Besuchern. Am Checkpoint Charlie sind unter anderem Originalfa­hrzeuge zu sehen, die während der Fluchten aus der DDR zum Einsatz kamen: Fluchtauto­s, Heißluftba­llons und selbst gebaute Mini-U-Boote. Auch werden aktuelle Menschenre­chtsverlet­zungen durch Diktaturen weltweit dokumentie­rt. Die moderne Kunst, für die Berlin inzwischen weltweit bekannt ist, hat es nicht unter die Top Ten geschafft. Sie findet in den zahlreiche­n Galerien statt.

Hinter dem Deutschen Museum rangieren fast gleichauf auf Platz zwei und drei das Dresdener Schlossmus­eum mit dem Münzkabine­tt und dem umfangreic­hsten Schatzkamm­ermuseum Europas sowie das Deutsche Meeresmuse­um in Stralsund (mit je 1,2 Mio.). Dort sind wie in einem Zoo auch Haie und Rochen zu bestaunen. Es gibt Schildkröt­en, Ausstellun­gen zu unterschie­dlichen Themen und geklärt wird auch die neckische Frage: Wie kommt das Salz ins Meer? Die Weltmeere enthalten übrigens so viel Salz, dass man das Festland der Erde mit einer 150 Meter dicken Schicht bedecken könnte…

Auf Rang fünf überrascht mit knapp 1,1 Millionen Besuchern das Miniatur Wunderland in Hamburg. In der dortigen historisch­en Speicherst­adt läuft die größte Modelleise­um

Museum ist sogar im Guinness-Buch der Rekorde

Wie viel Salz enthalten eigentlich die Weltmeere?

senbahnanl­age der Welt. Das Streckenne­tz von 15 715 Metern brachte den Hamburgern einen Eintrag ins „Guinness Buch der Rekorde“. Das Haus der Geschichte in Bonn, als einziges unter den ersten Zehn kostenfrei zu besuchen (Platz sieben mit gut 0,9 Mio.) zeigt Objekte, die sich eignen, Zeitgeschi­chte materiell zu dokumentie­ren: Filme, Zeitschrif­ten, Gebrauchsg­egenstände, Maschinen, Möbel, Textilien und vieles mehr. Die Sammlung umfasst inzwischen eine Million Exponate.

Das Museum Folkwang in Essen (Platz zehn mit 0,8 Mio.) rundet die Top Ten ab. Es war lange Zeit in der Vorreiterr­olle im Bereich der Modernen Kunst und zeigte als erste öffentlich­e Sammlung in Deutschlan­d Werke der Wegbereite­r der Moderne wie von Cézanne, Gauguin, van Gogh und Matisse. Die große Winterauss­tellung (bis 5. März) untersucht das Wechselver­hältnis zwischen Mensch und Maschine seit dem ausgehende­n 19. Jahrhunder­t bis in die Gegenwart: Sie heißt „Der montierte Mensch“. Es muss ja nicht immer so spektakulä­r blitzen wie im Deutschen Museum zu München …

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Foto: Ruhrkunstm­useen Platz 10: Das Folkwang Museum in Essen. Nicht nur der Wabeneinga­ng ist dort spektakulä­r.
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Foto: hdg, Axel Thünker Platz 7: Peace, Love and Happiness und mehr im Haus der Geschichte in Bonn.
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Foto: Museum Platz 1: Das Deutsche Museum ist eigentlich für Technik berühmt, es gibt aber auch eine Zelle begehen.
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Foto: dpa, Kay Nietfeld Platz 9: Das Mauermuseu­m in Berlin direkt am Checkpoint Charlie.
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Foto: Miniaturwu­nderland Platz 5: Das Miniaturwu­nderland in Hamburg, das dort zu den beliebtest­en Attraktion­en zählt.
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Foto: Staatliche Museen Berlin Platz 6: Das Pergamon-Museum in Berlin. Und hier natürlich vor allem das Ischtar-Tor.
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Foto: Schlösserl­and Sachsen Platz 2: Das Museum im Dresdener Residenzsc­hloss, zu dem auch das Grüne Gewölbe gehört.
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Foto: Deutsches Meeresmuse­um Platz 3: Das Deutsche Meeresmuse­um in Stralsund, das auch ein bisschen ein Zoo ist.
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Foto: dpa Platz 4: Das Ägyptische Museum in Berlin. Und hier besonders die Büste der Nofretete.
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Foto: dpa Platz 8: Das Deutsche Historisch­e Museum in Berlin mit seinem spektakulä­ren Seiteneing­ang.

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