Auf dem einstigen Todesstreifen
Der Kolonnenweg „zwingt einem förmlich ein langsames Fortbewegen auf“, stellt Mario Goldstein schon bald fest, nachdem er sich auf den langen Weg über das Grüne Band gemacht hat. Der in der ehemaligen DDR geborene Abenteurer, der selbst eine Fluchtgeschichte hinter sich hat, erkundet zu Fuß mit seiner Hündin Sunny den Todesstreifen, der zum Rückzugsort für viele Tierarten wurde und den nicht nur der Bund Naturschutz als Ganzes unter Schutz gestellt sehen will.
Bislang sind es 75 Prozent der 1400 Kilometer, die sich Mario Goldstein auf seiner langen Wanderung als „Erinnerungslandschaft“präsentieren. 30 Jahre nach dem Fall der Mauer hat zumindest die Natur die Grenze überwunden. Wo einst 44000 bewaffnete Soldaten dafür sorgten, dass das Schussfeld frei lag und möglichst kein Grashalm „das Licht der Welt erblickte“, Millionen Landminen die Grenze zur Todesfalle machten, wo Dörfer geschleift und Flüchtige erschossen wurden, entwickelte sich mit den Jahren ein
Biotop, das nicht nur Ornithologen, Tierfreunde und Naturschützer begeistert. Wolf und Luchs sind zurück, Otter, Schwarzstorch, Teichfledermaus und Rotbauchunke. Auch wenn das Wandern auf dem oft zugewachsenen Kolonnenweg „manchmal vor allem Plackerei“ist, auch wenn nach langen Tagen die
Füße schmerzen, für Goldstein ist diese Tour „ein Weg hinein in ein Einssein mit der Natur“– und daran lässt er die Leser in lesenswerten Texten und staunenswerten Bildern teilhaben. Lilo Solcher
Mario Goldstein: Abenteuer Grünes Band.
Knesebeck, 288 S., 35 ¤