Guenzburger Zeitung

Man liebt sich, man betrügt sich

Das Winterthea­ter Bubesheim zeigt „Der kleine Laden“. In dem Stück werden die Zuschauer in das New York der frühen 50er-Jahre zurückvers­etzt. Sie sind die Voyeure, die das Mit- und Gegeneinan­der der Verkäufer erleben

- VON SANDRA KRAUS

Bubesheim Großen Applaus und viel Lob, das persönlich an die Schauspiel­er des Winterthea­ters Bubesheim adressiert wurde, gab es nach der gelungenen Premiere von „Der kleine Laden“. Diese romantisch­e Komödie, angesiedel­t im New York der frühen 1950er-Jahre, scheint auf Anhieb so gar nicht zu den sonst so turbulente­n Produktion­en des Winterthea­ters zu passen. Selbst Heidi Ortlieb, die mit großer Unterstütz­ung durch Vera Hupfauer Regie führte, sagte in ihren einleitend­en Worten: „Wir haben uns heuer für ein ruhigeres Stück entschiede­n.“

Ruhig ist in diesem Fall aber nicht mit langweilig gleichzuse­tzen. Die Zuschauer nehmen die Rolle eines Voyeurs ein, der hinten im Laden sitzt. Durch die Schaufenst­er öffnet sich der Blick auf die vorbeieile­nde Kundschaft ebenso wie auf die atemberaub­ende Kulisse von New York, die Marion Lückoff großflächi­g gemalt hat. „Der kleine Laden“beschreibt diese ganz besonderen Beziehungs­geflechte, die sich zwischen dem Ladeninhab­er und seinen Verkäufern entwickeln, aber auch das Miteinande­r und Gegeneinan­der unter den Verkäufern. Und dann gibt es da noch eine Romanze, die per Brief und Postfach beginnt, am Ende aber mit einem leidenscha­ftlichen Kuss endet.

Ladeninhab­er Mr. Haggerty (Karl Jordan) hat auf jeden Fall alle Hände voll zu tun. Sein erster Verkäufer Tom Sullivan (Bernd Radinger) erscheint ihm gar nicht mehr so kompetent wie ehedem. Dabei weiß der Chef gar nichts von den Briefen, die Tom einer unbekannte­n Dame postlagern­d schreibt. Verkäufer Pe

Lubitsch (Andreas Trapp) drängt seinen Freund und Kollegen Tom zu einem Treffen mit der Dame. Doch Tom hat mit der Damenwelt in Form der Neuen im kleinen Laden schon Schwierigk­eiten genug. Sarah Baker (Sonja Radinger) erweist sich bei Spieluhren als spontanes Verkaufsge­nie an eine Kundin (Elke Schneidmad­l-Metz) und wird daraufhin gleich eingestell­t. Sie lernt den eher unbeliebte­n Verkäufer Wilkins (Joachim Langer) kennen und die verlässlic­he Verkäuferi­n Mary Simmons (Susanne Ramsay). Doch mit dem ersten Verkäufer Tom ist Dauerstrei­t angesagt. Mal geht es um den tiefen Ausschnitt einer grünen Bluse, mal um das Freinehmen vor Thanksgivi­ng. Jugendlich­en Elan und den einen oder anderen flotten Spruch gibt es von Laufbursch­e Jim (Lillian Ramsay). Der kleine Laden mit seinen luxuriösen Geschenkar­tikeln wird auch von so mancher Ehefrau aufgesucht. Mrs. Haggerty (Katrin Astforth) wünscht sich vom Ladeninhab­er einen Scheck für den nächsten Shopping-Trip. Mrs. Lubitsch (Laura Ün) kommt einfach so vorbei. Aber warum streicht Detektiv Bradford (Johann Ortlieb) mit seiner Kamera so oft vor dem Schauter fenster herum? Die Handlung mit ihren vielen einzelnen Erzählsträ­ngen wird im ersten Akt so angelegt, dass nach der Pause ein Höhepunkt den anderen jagt.

Man liebt sich, man betrügt sich, man lästert und man tuschelt, ein Kollege wird gefeuert und doch läuft der kleine Laden munter weiter. Zeit für ein Rendezvous? Vielleicht nach Ladenschlu­ss, wenn der Chef einem freigibt. Diese romantisch­e Komödie lebt von der Spielfreud­e und vom Spielwitz der Darsteller. Noch in der letzten Reihe im Bürgerhaus wird jeder Augenaufsc­hlag von Sarah Baker und das kleinste Zaudern von Tom Sullivan wahrgenomm­en. Modisch Up to date im Stil der Fünfziger ist von Schuh bis Hut das komplette Ensemble. Die meisten Lacher bekommt unbestritt­en Laufbursch­e Jim. Das zweistündi­ge Theaterver­gnügen wird vom Gastro-Team hinter der Theke zusätzlich versüßt.

OTermine Das Winterthea­ter Bubesheim mit „Der kleine Laden“ist noch zu sehen am 2., 3., 9. und 10. November jeweils um 18 Uhr. Einlass ist eine Stunde vor Aufführung­sbeginn. Karten gibt es an der Abendkasse oder unter Telefon 08221/4494 oder 08221/8171.

 ?? Foto: Sandra Kraus ?? In New York spielt das neuste Stück des Bubesheime­r Winterthea­ters. Das Ensemble zeigt sich in „Der kleine Laden“vor großer Wolkenkrat­zer-Kulisse mit viel Witz und Spielfreud­e. Es werden noch vier Vorstellun­gen gegeben.
Foto: Sandra Kraus In New York spielt das neuste Stück des Bubesheime­r Winterthea­ters. Das Ensemble zeigt sich in „Der kleine Laden“vor großer Wolkenkrat­zer-Kulisse mit viel Witz und Spielfreud­e. Es werden noch vier Vorstellun­gen gegeben.

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