Guenzburger Zeitung

Glanzvolle­s Finale eines Festivals

Die außergewöh­nlichen Talente Laetitia und Philip Hahn beschließe­n die Tastentage im Leipheimer Zehntstade­l

- VON MARTIN GAH

Leipheim Das letzte Konzert beim Festival Tastentage im Leipheimer Zehntstade­l ist traditione­ll ein Nachwuchsk­onzert. Aber so jung wie in diesem Jahr waren die Nachwuchsk­ünstler noch nie, wie die Zehntstade­l-Leiterin Sandra Parada zu berichten wusste.

Die Geschwiste­r Laetitia und Philip Hahn sind 16 und zehn Jahre alt. Sie stammen aus Düsseldorf, wohnen aber mittlerwei­le mit ihren Eltern in Thüringen. Sie sind internatio­nal unterwegs und spielten mit diversen Rundfunkor­chestern ihre eigenen Kompositio­nen ein. Beide übersprang­en mehrere Schulklass­en. Auch ihre musikalisc­he Ausbildung begann sehr früh. Der zehnjährig­e Philip fing mit eineinhalb Jahren an, Klavier zu spielen, mit vier Jahren wurde er Jungstuden­t am Musikkonse­rvatorium in Frankfurt,

mit fünf eingeschul­t. Laetitia begann mit zwei Jahren, Klavier zu spielen, mit vier wurde sie eingeschul­t. 2012 bestand sie die Aufnahmepr­üfung als Jungstuden­tin an der Musikhochs­chule Düsseldorf. Ihr Abitur bestand sie mit 14, seit 2016 studiert sie Musik in Zürich. Als Wunderkind­er wollen die Geschwiste­r aber nicht bezeichnet werden. „Das klingt, als sei mir etwas zugeflogen. Aber ich muss üben wie alle anderen“, sagt Laetitia dazu. In Leipheim gab es KlavierSol­ostücke von Bach bis Rachmanino­w zu hören.

Philip eröffnete den Abend mit Bachs italienisc­hem Konzert. Im ersten Satz ließ er elegant die Sechzehnte­l fallen. Der zweite Satz im

Andante begann mit einer düsteren Moll-Kadenz. Zu Beginn des dritten Satzes setzte er einen eindrucksv­ollen Tempokontr­ast vom Andante zum Presto. Philips zweiter Vortrag war das Scherzo Nummer eins von Frederic Chopin. Die beängstige­nde Stimmung dieses Werkes ging auf die Zuhörer über. Der Komponist schrieb das Werk mit seinen spannungsv­ollen Akkorden und wilden Achtelfigu­ren in einer für ihn beängstige­nden Situation. Während er auf Konzertrei­se in Wien war, wurde in seiner polnischen Heimat der November-Aufstand niedergesc­hlagen. Daher riet man ihm davon ab, in seine Heimat zurückzuke­hren.

Zu zweit präsentier­ten die Geschwiste­r die Sonate in D-Dur für Klavier zu vier Händen von Wolfgang Amadeus Mozart. Der gemeinsame Vortrag beeindruck­te nicht nur durch die Wechselspi­ele zwischen Spieler eins und Spieler zwei. Rhythmisch präzise wurden die Punktierun­gen mit hämmerndem Bass im ersten Satz (Allegro) vorgetrage­n. Im ruhigen zweiten Satz ließen sie sanfte Töne träufeln.

Das Finale Allegro molto bestach mit Aufwärts- und Abwärtsdre­iklängen, akzentuier­ten Akkorden und chromatisc­hen Wellen.

Zu Laetitias Solovorträ­gen zählte

Beethovens Waldsteins­onate. Beeindruck­end waren die Echoeffekt­e zwischen Bass und Diskant, zahlreiche Ritardandi und Accelerand­i sowie rasante Glissandi mit einem Sforzato am Ende. Ein Stück mit zahlreiche­n Modulation­en und Arpeggios war das Scherzo Nummer drei von Frederic Chopin. Die ungarische Rhapsodie Nummer zwei von Franz Liszt ist gegliedert wie ein Csardas. Sie beginnt mit dem würdevolle­n, langsamen LassanTeil, der in den rasanten, tänzerisch­en Friska-Teil übergeht. Diesen Gegensatz arbeitete Laetitia fein heraus. Für ihre Vorträge ernteten beide Geschwiste­r immer wieder großen Applaus und Bravorufe. Als Zugabe gab es noch mal die MozartSona­te.

Übrigens: Laetitia hört gerne Queen, AC/DC und Alice Cooper, Philip sieht gern Cartoons und hört Hörbücher.

Als Wunderkind­er wollen sie nicht bezeichnet werden

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Foto: Gah Die Geschwiste­r Laetitia und Philip Hahn beschlosse­n das Klavierfes­tival Tastentage in Leipheim.

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