Die Arena gerät an ihre Grenzen
In der Neu-Ulmer Halle gibt es 2020 voraussichtlich so viele Kulturveranstaltungen wie nie zuvor seit der Eröffnung 2011. Für den Erfolg hat die Betreiberfirma einiges tun müssen
Neu-Ulm Die Bundesliga-Basketballer machen die Ratiopharm-Arena regelmäßig zum Hexenkessel. Aber Andrea Berg, die Kelly Family und Dieter Bohlen könnten das durchaus auch schaffen. Sie alle treten 2020 in der Neu-Ulmer Multifunktionshalle auf – und noch viele mehr: Allein für das erste Halbjahr verzeichnen die Betreiber mehr als zwei Dutzend Kulturveranstaltungen, Konzerte, Comedy, Tanzshows und Musicals. Eine rekordverdächtige Zahl, zumal sich auch der Kalender für die zweite Jahreshälfte immer mehr füllt. Die Arena ist knapp acht Jahre nach ihrer Eröffnung so stark gebucht wie nie zuvor.
Das macht natürlich auch Richard King, bei der Betriebsgesellschaft zuständig für Vermarktung und Öffentlichkeitsarbeit, zufrieden. „Wir stoßen an die Kapazitätsgrenze“, sagt er. Denn wie viele und welche Termine zu vergeben sind, das hängt weiterhin maßgeblich vom Erfolg des Ankermieters, den Basketballern, ab. So müssen mögliche Spieltage im Eurocup und in den Bundesliga-Play-offs schon im Vorfeld geblockt werden und können erst freigegeben werden, wenn die
Der Sport gibt den Takt in der Ratiopharm-Arena vor
Ulmer in dem jeweiligen Wettbewerb ausgeschieden sind. Der Sport gibt den Takt vor in der Ratiopharm-Arena.
Das macht das massierte Kulturangebot umso bemerkenswerter, auch wenn King betont, dass dabei ein wenig Glück dazugehört. „Wir sind davon abhängig, wer überhaupt auf Tour ist“, sagt er. Da gebe es – rein zahlenmäßig – von Jahr zu Jahr erhebliche Unterschiede. Aber King führt das große Interesse an der Neu-Ulmer Arena von Veranstalterseite auch auf die in vergangenen Jahren immer weiter vergrößerte Flexibilität bei der Kapazität zurück: Die Halle fasst 6000 Besucher, durch Abhängen sind aber auch Events für einige hundert Menschen möglich. „Bei uns hat man immer eine tolle Atmosphäre“, so der Arena-Sprecher. Bei den kommenden Veranstaltungen werden verschiedene Aufbau- und Bestuhlungsvarianten verwendet.
Was mit Blick auf die verschiedenen Termine auffällt: Hinter ihnen stecken nicht einige wenige Veranstalter, sondern eine ganze Reihe von Agenturen, sowohl regionale als auch nationale, die teils ganze Tourneen für Künstler in Hallen einbuchen. Letzteren nimmt die Arena auf Wunsch auch viele Aufgaben ab, von Ticketing über die Technik bis zum Marketing. „Wir haben ein sehr hohes Betreuungslevel“, sagt
King, der froh über die Vielzahl von Geschäftspartnern ist. Dadurch wäre die Halle nicht von einzelnen Firmen abhängig.
Von Veranstalterseite gibt es ebenfalls Lob für die Entwicklung der Neu-Ulmer Halle. So sagt Michaela Schneider von Allgäu Concerts: „Die Ratiopharm-Arena hat sich in der Kulturlandschaft über die Jahre etabliert und sich einen Platz in den Tourneeplänen erarbeitet.“Doch die Lage zwischen Stuttgart und München bleibe schwierig, die Stuttgarter Veranstaltungshallen, die Big Box in Kempten, aber auch die Oberschwabenhalle in Ravensburg seien starke Konkurrenz. Aber die Flexibilität der Arena sei
eine enorme Stärke, so könne man eine Veranstaltung vergrößern, ohne sie verlegen zu müssen. Allgäu Concerts plant für 2020 aktuell zwei große Konzerte, Dieter Bohlen (11. März) und Max Giesinger (13. März), bei beiden dürfte eine große Variante genutzt werden. Bei Giesinger rechnet Schneider mit 4500 Besuchern, bei Bohlen mit 5000.
Eine Nummer kleiner dürfte der Auftritt der österreichischen Rockgruppe Wanda (2. März) ausfallen – der von der Hallenbetreibergesellschaft selbst organisiert wird. „Wir wollen, dass solche Bands nicht an uns vorbeigehen“, sagt King. Das Booking sei ein Signal an das Publikum und an die Konzertagenturen,
dass auch solche (Indie-)Themen in der Arena machbar sind. „Wenn wir von etwas überzeugt sind, machen wird das auch“, sagt der ArenaSprecher, dennoch soll dieses Modell die Ausnahme bleiben.
Dafür kommt es 2020 zu einer unerwarteten Zusammenarbeit: Das Roxy tritt als Organisator von zwei Comedy-Veranstaltungen in der Arena auf, bei Felix Lobrecht (2. April) und Hazel Brugger (2. Oktober). Wie Michael Mutschler, Programmleiter des Ulmer Kulturzentrums, erklärt, wolle man in Zukunft Künstler, die bislang im Roxy auftraten, auch dann noch weiterbegleiten, wenn die Werkhalle für diese zu klein geworden ist. Richard
King vom Arena-Betreiber begrüßt die Zusammenarbeit, weil sie zeigt, wie gut die Doppelstadt kulturell aufgestellt ist. „Das Hallenangebot hier ist jetzt so, dass alle Künstler kommen können.“Aber ob auch alle wollen? Internationale Gäste sind in der Arena weiter rar, um internationale Künstler werde regelrecht gekämpft, sagt King. Ein Star wie Bob Dylan spiele nur vier Termine pro Jahr in Deutschland, da gehe Ulm/Neu-Ulm oft leer aus. Aber nicht nur bei Künstlern dieser Klasse sieht King noch Luft nach oben, auch in Sachen Hip-Hop findet er das Angebot ausbaufähig. Auf Erfolgen ausruhen will man sich nicht. King: „Wir bleiben dran.“