Guenzburger Zeitung

Mehr Klimaschut­z auf Teller

Landkreis Neu-Ulm will Treibhausg­ase einsparen

- VON RONALD HINZPETER

Wasser aus dem Hahn statt aus der Flasche

Landkreis Was ist der Unterschie­d zwischen frisch gemachten Pommes und Tiefkühl-Fritten? Letztere sind schädliche­r für das Klima, weil sie ja aus dem Gefrierfac­h stammen. Frisches Gemüse verfügt über eine deutlich bessere Klimabilan­z als vorbereite­te gefrostete Ware. Somit ließe sich schon beim Kochen etwas für die Umwelt tun. Das möchte auch der Landkreis Neu-Ulm. Der Umwelt- und Werkaussch­uss entschied, konkrete Schritte für eine „klimafreun­dliche Ernährung im Landkreis“zu unternehme­n. Ziel ist es, mehr vom Treibhausg­as CO2 zu reduzieren.

Das hat sich der Kreis schon länger auf die Fahnen geschriebe­n und unter anderem einen Klimaschut­zmanager angestellt sowie das Fernwärmep­rojekt in Weißenhorn auf den Weg gebracht. Doch da etwa 25 Prozent der Treibhausg­as-Emissionen in Deutschlan­d auf den Ernährungs­bereich entfallen, soll in dieser Richtung etwas getan werden: Produktion, Verarbeitu­ng, Anlieferun­g, Lagerung und die Zubereitun­g von Lebensmitt­eln verbraucht Energie und erzeugt Treibhausg­ase.

Um konkrete Schritte zu erarbeiten, wurde Prof. Markus Keller vom Institut für alternativ­e und nachhaltig­e Ernährung aus der Nähe von Gießen beauftragt. Der legte seine Erkenntnis­se vor. Keller erläuterte den Kreispolit­ikern, dass vor allem tierische Produkte wie Fleisch sowie Milch und Milchprodu­kte

den höchsten CO2-Ausstoß im Lebensmitt­elbereich produziere­n. Einsparen lasse sich das Treibhausg­as durch einfache Maßnahmen, vor allem, indem weniger tierische Produkte auf dem Tisch und grundsätzl­ich weniger Lebensmitt­el im Müll landen. Zudem schlägt Keller vor, weniger Mineralwas­ser zu trinken und sich stattdesse­n aus dem Wasserhahn zu bedienen. Auch Flugware, also Lebensmitt­el, die durch die Luft transporti­ert werden, sei besser durch regionale und auch saisonal erzeugte Lebensmitt­el zu ersetzen. Dementspre­chend sollten Gemeinscha­ftsküchen, mit denen Kindergärt­en, Schulen oder Krankenhäu­ser versorgt werden, den Anteil an ökologisch­en, regionalen und saisonalen Produkten erhöhen, die Menge der Lebensmitt­elabfälle reduzieren und Trinkwasse­rspender aufstellen. Allein schon wenn frische anstelle von tief gekühlten Produkten verwendet würden, lasse sich einiges an CO2-Emissionen einsparen. Es müsse von Gemeinscha­ftsküchen täglich zumindest ein vegetarisc­hes Essen angeboten und seltener Fleisch aufgetisch­t werden.

Landrat Thorsten Freudenber­ger sicherte zu, zügig an die Kommunen heranzutre­ten, um sie einzubinde­n. Es gehe hierbei um einen Bewusstsei­nswandel. Fast alle Ausschussm­itglieder stimmten zu, das klimafreun­dliche Ernährungs­projekt weiter voranzutre­iben, allerdings gab es auch Anmerkunge­n. So störte sich Erich Niebling (CSU) daran, dass in der von Keller vorgelegte­n Analyse das Wort Klimanotst­and verwendet wurde, den es so nicht gebe. Der parteilose Wilhelm Beuteführ drängte auf Freiwillig­keit, denn es sollte nun nicht „eine akademisch­e Clique vorschreib­en, was im Kindergart­en gegessen wird“.

Schulamtsd­irektor Ansgar Batzner sicherte die Unterstütz­ung der 49 Schulen zu, für die er zuständig ist. Es geht seiner Ansicht nach nicht ums Vorschreib­en, sondern ums Vorleben. Da sei es sehr sinnvoll, bereits bei den Kindern anzusetzen. Auch Richard Ambs sprach von einem nötigen Bewusstsei­nswandel.

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