Mehr Klimaschutz auf Teller
Landkreis Neu-Ulm will Treibhausgase einsparen
Wasser aus dem Hahn statt aus der Flasche
Landkreis Was ist der Unterschied zwischen frisch gemachten Pommes und Tiefkühl-Fritten? Letztere sind schädlicher für das Klima, weil sie ja aus dem Gefrierfach stammen. Frisches Gemüse verfügt über eine deutlich bessere Klimabilanz als vorbereitete gefrostete Ware. Somit ließe sich schon beim Kochen etwas für die Umwelt tun. Das möchte auch der Landkreis Neu-Ulm. Der Umwelt- und Werkausschuss entschied, konkrete Schritte für eine „klimafreundliche Ernährung im Landkreis“zu unternehmen. Ziel ist es, mehr vom Treibhausgas CO2 zu reduzieren.
Das hat sich der Kreis schon länger auf die Fahnen geschrieben und unter anderem einen Klimaschutzmanager angestellt sowie das Fernwärmeprojekt in Weißenhorn auf den Weg gebracht. Doch da etwa 25 Prozent der Treibhausgas-Emissionen in Deutschland auf den Ernährungsbereich entfallen, soll in dieser Richtung etwas getan werden: Produktion, Verarbeitung, Anlieferung, Lagerung und die Zubereitung von Lebensmitteln verbraucht Energie und erzeugt Treibhausgase.
Um konkrete Schritte zu erarbeiten, wurde Prof. Markus Keller vom Institut für alternative und nachhaltige Ernährung aus der Nähe von Gießen beauftragt. Der legte seine Erkenntnisse vor. Keller erläuterte den Kreispolitikern, dass vor allem tierische Produkte wie Fleisch sowie Milch und Milchprodukte
den höchsten CO2-Ausstoß im Lebensmittelbereich produzieren. Einsparen lasse sich das Treibhausgas durch einfache Maßnahmen, vor allem, indem weniger tierische Produkte auf dem Tisch und grundsätzlich weniger Lebensmittel im Müll landen. Zudem schlägt Keller vor, weniger Mineralwasser zu trinken und sich stattdessen aus dem Wasserhahn zu bedienen. Auch Flugware, also Lebensmittel, die durch die Luft transportiert werden, sei besser durch regionale und auch saisonal erzeugte Lebensmittel zu ersetzen. Dementsprechend sollten Gemeinschaftsküchen, mit denen Kindergärten, Schulen oder Krankenhäuser versorgt werden, den Anteil an ökologischen, regionalen und saisonalen Produkten erhöhen, die Menge der Lebensmittelabfälle reduzieren und Trinkwasserspender aufstellen. Allein schon wenn frische anstelle von tief gekühlten Produkten verwendet würden, lasse sich einiges an CO2-Emissionen einsparen. Es müsse von Gemeinschaftsküchen täglich zumindest ein vegetarisches Essen angeboten und seltener Fleisch aufgetischt werden.
Landrat Thorsten Freudenberger sicherte zu, zügig an die Kommunen heranzutreten, um sie einzubinden. Es gehe hierbei um einen Bewusstseinswandel. Fast alle Ausschussmitglieder stimmten zu, das klimafreundliche Ernährungsprojekt weiter voranzutreiben, allerdings gab es auch Anmerkungen. So störte sich Erich Niebling (CSU) daran, dass in der von Keller vorgelegten Analyse das Wort Klimanotstand verwendet wurde, den es so nicht gebe. Der parteilose Wilhelm Beuteführ drängte auf Freiwilligkeit, denn es sollte nun nicht „eine akademische Clique vorschreiben, was im Kindergarten gegessen wird“.
Schulamtsdirektor Ansgar Batzner sicherte die Unterstützung der 49 Schulen zu, für die er zuständig ist. Es geht seiner Ansicht nach nicht ums Vorschreiben, sondern ums Vorleben. Da sei es sehr sinnvoll, bereits bei den Kindern anzusetzen. Auch Richard Ambs sprach von einem nötigen Bewusstseinswandel.