Sparen – aber wie?
In einer total veränderten Finanzwelt braucht es neue Strategien, um sein Geld gewinnbringend anzulegen. Daniel Gastl, Chef der Sparkasse Günzburg-Krumbach, hat dafür Ideen
Daniel Gastl, Chef der Sparkasse Günzburg-Krumbach, spricht über Strategien, in einer veränderten Finanzwelt sein Geld gewinnbringend anzulegen.
Günzburg Über Commerzbank-Manager Werner Braun hat sich Daniel Gastl geärgert – genauer formuliert: über ein Interview, das der Banker vor gut einem Jahr unserer Zeitung gegeben hat. „Der Weltspartag ist ein Aufruf zur Geldvernichtung!“, lautete die Überschrift damals. Das sieht Gastl komplett anders: Dass im Jahr 1924 auf dem 1. Internationalen Sparkassenkongress in Mailand beschlossen worden ist, den Weltspartag einzuführen, sei auch auf einen starken pädagogischen Impuls zurückgegangen: Die Kreditinstitute wollen einen Beitrag zur Finanzerziehung der Bevölkerung leisten.
Da sind sich Gastl, der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Günzburg-Krumbach und Braun wieder ganz nah. Denn Braun forderte in dem Interview auch: „Wir brauchen in Deutschland dringend ein Schulfach Wirtschaft inklusive Finanzerziehung, damit die Menschen verstehen: Der Zins ist weg, es gibt aber noch andere Anlagen mit Rendite.“
Genau so sieht es Gastl auch. „Wir leben heute in einer anderen Welt als früher“, sagt Gastl beim Besuch unserer Redaktion. Dies bedeute aber noch lange nicht, das Sparen oder den Weltspartag insgesamt infrage zu stellen. „Dass man sich etwas für später zurücklegen sollte, ist eine Erkenntnis, die 1924 ebenso richtig war, wie sie heute richtig ist.“Daran ändere auch eine Niedrig-, Null- oder Negativzinspolitik, wie sie nun seit geraumer Zeit von der Europäischen Zentralbank praktiziert werde, nichts.
Nur bringe es heute nichts mehr, sein Geld aufs Sparkonto zu bringen. Denn den „Zinseszinseffekt“gebe es nicht mehr. Gastl empfiehlt einen Aktiensparplan mit renditetragenden Papieren. Trotz der Rückschläge im Aktienbereich – ob es beispielsweise das Platzen der New-Economy-Blase zu Beginn dieses Jahrtausends oder die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise vor zehn Jahren war: Die Kurve des Aktienindex kennt auf längere Sicht nur eine Richtung: Es geht nach oben. „Eigentlich braucht jeder Mensch so einen Wertpapiersparplan, das ist das Sparbuch der Gegenwart.“
Gastl geht es „um Grunderkenntnisse, die allgemeingültig sind. Eine davon lautet: Der Wille zum Sparen ist die Basis, die Voraussetzung jeder Geldanlage“. Er zitiert den berühmt gewordenen Satz des früheren Arbeitsministers Norbert Blüm (CDU): „Die Rente ist sicher“. Und er setzt einen weiteren Satz hinzu: „Sicher ist, dass sie nicht reicht.“
„Dass die Bevölkerung älter wird, länger die Zeit nach dem Arbeitsleben genießen kann, aber auch länger Pflegeleistungen als früher in Anspruch genommen werden, das kann ich doch nicht ignorieren.“Der Sparkassen-Vorstandsvorsitzende gibt ein Beispiel: Ein 30-jähriger Arbeitnehmer, der dauerhaft jeden Monat zwischen 15 und 20 Prozent seines Nettoeinkommens vernünftig anlegt, erreicht später mit seinem Renteneintrittsalter noch circa 80 Prozent des jetzigen Nettoeinkommens (inklusive gesetzlicher Rente).
Ihm sei auch bewusst, setzt Daniel Gastl hinzu, dass es Lebensphasen gebe, in denen nicht so viel Geld zur Seite gelegt werden könne, wie es eigentlich nötig wäre. „Dann gilt: So viel sparen, wie es geht.“Den Hang, das Geld auszugeben, kaum dass es verdient ist, sei nicht gerade eine gewinnbringende Strategie. „Nur, weil der Kühlschrank voll ist, esse ich auch nicht alles auf einmal auf, sondern teile mir die Lebensmittel ein.“Wenn es darum geht, eine Altersvorsorge aufzubauen, achtet der Sparkassenmanager zum einen auf eine möglichst hohe Rendite. Zum anderen aber auch auf eine steuerliche Förderung. „Wenn der Staat etwas verschenkt, sollte man es mitnehmen.“Die sogenannte Riester-Rente ist dabei Gastl zufolge besser als ihr Ruf. Vorteile könnten vor allem Menschen mit sehr vielen Kindern oder finanziell schlecht gestellte Personen daraus ziehen. Auch die Rürup-Rente sei ein gutes staatliches Instrument, wenngleich weniger flexibel im Vergleich zu Riester.
Ein weiteres Standbein ist die betriebliche Altersversorgung, sofern sie angeboten wird. Darin kann sich auch die Attraktivität eines Arbeitgebers zeigen, meint Gastl. Für das eigene Geldmanagement empfiehlt der Sparkassenchef drei Bausteine. Neben dem bereits erwähnten Aktiensparplan ein Girokonto, um die täglichen Finanzdinge des Lebens abzuklären. Und ein flexibles Tagesgeldkonto, auf dem drei Nettomonatseinkommen „geparkt“sind, um auch unvorhergesehene Kosten begleichen zu können, ohne einen teuren Dispokredit in Anspruch nehmen zu müssen. „Ich weiß, das ist ein Idealzustand“, räumt der 40-Jährige auf Nachfrage ein. „Aber es sollte ein Ziel bleiben, diese Voraussetzungen zu haben.“
Bei den Versicherungen teilt Gastl in drei Bereiche ein: in Pflicht-, Muss- und Kann-Versicherungen. In die erste Kategorie fallen die gesetzliche Krankenversicherung und die Kfz-Haftpflichtversicherung (Teil- oder Vollkasko). Zu den Muss-Versicherungen zählt er die private Haftpflichtversicherung, die Berufsunfähigkeitsversicherung, die Auslandsreisekrankenversicherung und die Risikolebensversicherung; außerdem die private Pflegeversicherung, die Zahnzusatzversicherung und die Wohngebäudeversicherung.
Sich über die bestmögliche Absicherung intensiv Gedanken zu machen, um dann individuelle, von der Finanzausstattung abhängige Antworten zu finden, sei überaus wichtig. „Hier geht es ja nicht um banale Fragen.“Eines ist nicht ratsam: „Dieses durchaus komplexe Thema auf die lange Bank zu schieben.“Die Banken in der Region verfügten über die nötige Beratungskompetenz. Und wenn nicht gleich am heutigen Weltspartag beraten werden könne, so sei es zumindest möglich, einen Termin zu vereinbaren.
Sich etwas zurückzulegen, war, ist und bleibt wichtig