Kritik geht eine Spur zu weit
Es ist gut, wenn der Bund der Steuerzahler Steuerverschwendungen anprangert und dabei auf gravierende Mängel hinweist. Im Fall des Augsburger Hauptbahnhofs mag die vorgetragene Kritik jedoch eine Spur zu weit gehen. Die genannten 300 Millionen Euro sind bislang nicht belegt. Die Verantwortlichen in Augsburg benennen den Betrag auf schlimmstenfalls 250 Millionen Euro. Man weiß allerdings auch, dass bei einem Bauprojekt dieser Dimension die Kosten noch immer nach oben schießen können. Insofern sind die 300 Millionen Euro nun nicht gänzlich aus der Luft gegriffen. Unseriös ist es jedoch, die Summe einer anfangs genannten Größe von 70 Millionen Euro entgegenzustellen. Es handelte sich im Jahr 2006 um eine erste Grobplanung, die drei Jahre später dann aufgrund neuer Berechnungen bereits auf 95 Millionen Euro erhöht wurde. Dass sich ein Bauwerk in der Größenordnung des Augsburger Hauptbahnhofs über die Jahre hinweg verteuert, ist zunächst keine große Überraschung. Die Zeitverzögerungen sind ein Grund für die gestiegenen Kosten. Ein anderer Aspekt ist, dass nachträglich viele Korrekturen während der Bauphase getätigt wurden. Sie beziehen sich unter anderem auf Verbesserungen für Fahrgäste.
Jeder, der den Bahnhof aus eigenen Erfahrungen kennt, weiß, dass die Modernisierung zwingend geboten ist. Für Behinderte und Senioren ist die Situation ein Trauerspiel. Die Stadträte im Augsburger Rathaus stellen das Projekt auch nicht infrage. Die politische Rückendeckung ist trotz aller finanzieller Belastung gegeben.