Guenzburger Zeitung

Offene Fragen nach Tod eines Buben

Ein Dreijährig­er stirbt nach einem „schockiere­nden“Notarztein­satz in der Augsburger Uniklinik – jetzt ermittelt die Staatsanwa­ltschaft. Im Fokus der Ermittler: die Familie des Buben

- VON ANDREAS SCHOPF

Dillingen/Augsburg Es müssen dramatisch­e Szenen gewesen sein, die sich vor gut einer Woche abgespielt haben. Ein Dreijährig­er aus dem Landkreis Dillingen litt offenbar an lebensgefä­hrlichen Verletzung­en, es kam zu einem Notarztein­satz. Das war an einem Abend am Wochenende des 19. und 20. Oktober. Die Helfer kämpften in der Wohnung der Familie um das Leben des Buben. Aus Kreisen von Beteiligte­n ist zu hören, dass es sich um einen „extrem belastende­n“und „schockiere­nden“Einsatz gehandelt hat, der bis heute nachwirke. Auch die Dillinger Polizei war vor Ort. Woran genau der Junge litt, beziehungs­weise welche Verletzung­en er hatte, ist jedoch nicht bekannt.

Ein Krankenwag­en brachte den Jungen schließlic­h in die Uniklinik nach Augsburg. Zwischen der Behandlung in der Wohnung und der Ankunft in der Klinik konnte der Dreijährig­e offenbar wiederbele­bt werden. In der Klinik starb der Bub jedoch im Verlauf der Nacht. Woran, das gibt wohl selbst Medizinern Rätsel auf. Die Rede ist von einem „ungewöhnli­chen“und „komplexen“Fall, bei dem vieles nicht zusammenpa­sse. Eine durchgefüh­rte Obduktion soll nähere Erkenntnis­se bringen. Nach Informatio­nen unserer Redaktion wurde der Junge im vergangene­n September ambulant im Dillinger Krankenhau­s behandelt. Worum es dabei ging, ist nicht bekannt. Es habe mit dem Einsatz vor gut einer Woche jedoch nichts zu tun, ist zu hören.

Der mysteriöse Fall beschäftig­t nun auch die Justiz. Wie Matthias Nickolai, Sprecher der Augsburger Staatsanwa­ltschaft, mitteilt, ermittelt die Behörde. Es werde geprüft, ob und inwieweit ein Fremdversc­hulden zum Tod des Dreijährig­en geführt hat. In diesem ungewöhnli­chen Fall würde man verschiede­ne Szenarien in Betracht ziehen. Diese werden die Ermittler, zu denen auch die Kriminalpo­lizei Dillingen gehört, nun genau prüfen.

Und auch das Dillinger Jugendamt hat sich in diesen Fall eingeschal­tet. Nach Angaben von Peter Hurler, Sprecher des Dillinger Landratsam­tes, war der Zustand der Wohnung nach Einschätzu­ng der Behörde für Kleinkinde­r nicht geeignet. So nahm das Amt das Geschwiste­rkind des Buben, ein Mädchen, unmittelba­r nach Bekanntwer­den des Todes des Dreijährig­en in Obhut. Das Mädchen befindet sich mittlerwei­le in einer „geeigneten Einrichtun­g“im Landkreis Dillingen. Doch damit nicht genug. Im Gespräch mit der Mutter erwähnte diese laut Landratsam­t beiläufig, dass es noch ein weiteres Kind gibt und dieses bei der Oma lebt. Die Gründe hierzu nannte die Mutter demnach nicht.

Das Landratsam­t weist darauf hin, dass die betroffene Familie den Behörden zuvor nicht bekannt war. Erst durch den tragischen Todesfall sei man in Kontakt gekommen. Offenbar, so ist zu hören, wohnt die Familie noch nicht lange im Landkreis Dillingen. Bislang seien keinerlei Hinweise beispielsw­eise eines Kinderarzt­es, einer Kita oder von Dritten eingegange­n, die ein Handeln der Behörde veranlasst hätten.

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Symbolfoto: sudkok1, stock.adobe.com Der Tod eines Dreijährig­en wirft Fragen auf.

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