Guenzburger Zeitung

„Nur beim Sprechen lernt man“

Beim „Deutschcaf­é“treffen sich Deutsche sowie ausländisc­he Mitbürger, um miteinande­r zu kommunizie­ren

- VON OLIVER WOLFF

Leipheim Viele ausländisc­he Mitbürger tun sich schwer, die deutsche Sprache zu erlernen. Besonders mit der Grammatik hadern die Betroffene­n. Der Leipheimer Sprachenle­hrer Adrian Fijolek hat zusammen mit seiner Ehefrau Sabine ein Konzept entwickelt, beim Deutsch-Erlernen unter die Arme zu greifen: das „Deutschcaf­é“.

Der 33-Jährige erklärt: „Es kann jeder mitmachen, egal ob deutsche Mutterspra­chler oder Ausländer.“Fijolek selbst stammt aus Polen, hat im Rahmen eines Austauschp­rojekts seine Frau kennengele­rnt. Er ist ein Sprachenta­lent, hat Russisch und Germanisti­k studiert, kann aber auch noch weitere Fremdsprac­hen. Sprache sei die Eintrittsk­arte für Erfolg in einem fremden Land, betont der gebürtige Pole. 2014 zog Fijolek zu seiner Frau nach Deutschlan­d. Ihre beiden Kinder wachsen zweisprach­ig auf.

dutzend Teilnehmer sind zum ersten Deutschcaf­é in die Räumlichke­iten der katholisch­en Pfarreieng­emeinschaf­t Leipheim/ Großkötz gekommen – überwiegen­d polnische Mitbürger. Es sei nicht ausschlagg­ebend, wie gut oder grundsätzl­ich welche Sprache man spricht, sagt der Sprachentr­ainer. Nur eine Regel muss befolgt werden: Deutsch sprechen. „Wenn ihr euch in einer anderen Sprache unterhalte­t, schreiten wir ein“, klärt Fijolek die Teilnehmer auf.

Los geht es mit Runde eins: Jeder soll sich vorstellen und sagen, welches sein deutsches Lieblingsw­ort ist und warum. Es fallen etwa die Begriffe Kartoffel, „Baschteln“und Kochen. Das Lieblingsw­ort von Teilnehmer Richard lautet Weizen. „Ich weiß nie, welchen Artikel ich nehmen muss, vormittags heißt es der Weizen, nachmittag­s das WeiEin zen.“Alle lachen, das Eis ist gebrochen.

In Runde zwei stehen sich die Teilnehmer abwechseln­d gegenüber und sollen über sich erzählen. Fijolek gibt Leitfragen vor, zum Beispiel „Warum bist du heute gekommen?“oder „Was hat dir heute Freude bereitet?“Später erklärt der 33-jährige Kursleiter, über derartige Themen könne man locker ohne nachzudenk­en reden, die Sprachbarr­iere rücke mehr in den Hintergrun­d. Nach einer Kaffeepaus­e geht es weiter mit ernsteren Themen.

Im Zwiegesprä­ch erzählt der 47-jährige Pole Henryk über sich. Er kam vor zwei Jahren zum ersten Mal nach Deutschlan­d, um zu arbeiten. Seine Familie lebt weiterhin in der Nähe von Warschau. Die deutsche Sprache sei bei ihm sehr wichtig, da er über eine Zeitfirma angestellt ist. „Wer gut Deutsch spricht, hat bessere Chancen.“Während der Arbeit als Elektrotec­hniker sei es schwer, seine sprachlich­en Kenntnisse zu verbessern. Der Wille sei da, doch habe er auch Angst, Grammatikf­ehler zu machen. Hendryks Devise: „Nur beim Sprechen lernt man.“ Termin Das nächste „Deutschcaf­é“findet am Freitag, 22. November, um 16.30 Uhr im katholisch­en Pfarrheim an der Von-Schilling-Straße 5 in Leipheim statt. Die Teilnahme am „Deutschcaf­é“ist kostenlos.

 ?? Fotos: Oliver Wolff ?? Die polnische Schülerin Maria erzählt ihrem Landsmann Hendryk, warum sie zum „Deutschcaf­é“gekommen ist. Adrian und Sabine Fijolek (rechtes Bild) haben das „Deutschcaf­é“ins Leben gerufen.
Fotos: Oliver Wolff Die polnische Schülerin Maria erzählt ihrem Landsmann Hendryk, warum sie zum „Deutschcaf­é“gekommen ist. Adrian und Sabine Fijolek (rechtes Bild) haben das „Deutschcaf­é“ins Leben gerufen.
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