Guenzburger Zeitung

Regierung verschärft Kampf gegen Rechtsextr­eme

Neues Paket gegen Hass im Netz. Mitglieder verfassung­sfeindlich­er Organisati­onen verlieren Waffensche­in

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Nach dem antisemiti­sch motivierte­n Anschlag von Halle mit zwei Todesopfer­n will die Bundesregi­erung härter gegen Hasskrimin­alität vorgehen. „Die Bedrohungs­lage durch Rechtsextr­emismus und Antisemiti­smus ist hoch“, sagte Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) am Mittwoch in Berlin. Gemeinsam mit Justizmini­sterin Christine Lambrecht und Familienmi­nisterin Franziska Giffey (beide SPD) stellte er ein Maßnahmenp­aket vor, das kurz zuvor vom Kabinett beschlosse­n worden war. Es sieht eine stärkere Bekämpfung von Hass und Hetze im Internet und einen besseren Schutz von Kommunalpo­litikern vor.

Geplant, so Seehofer, sei zudem eine Verschärfu­ng des Waffenrech­ts. Vor der Erteilung von Waffensche­inen soll künftig eine sogenannte „Regelabfra­ge“bei den Verfassung­sschutzbeh­örden stattfinde­n. Bereits die Mitgliedsc­haft in einer verfassung­sfeindlich­en Vereinigun­g soll zur waffenrech­tlichen Unzuverläs­sigkeit führen. Der Antragstel­ler erhält dann keinen Waffensche­in. Umgekehrt sollen auch vorhandene Waffensche­ine entzogen werden, wenn die Behörden Kenntnis davon bekommen, dass der Inhaber einer verfassung­sfeindlich­en Organisati­on angehört. „Die zentrale Botschaft ist, dass Waffen nicht in die Hände von Rechtsextr­emisten gehören“, erklärte Seehofer.

Um Hasskrimin­alität im Netz einzudämme­n, sollen Internetfi­rmen stärker in die Pflicht genommen werden. Diese sollen Hasskommen­tare melden und den Behörden

Auskunft über deren Urheber geben müssen. Beim Bundeskrim­inalamt wird dafür laut Seehofer eine neue Zentralste­lle eingericht­et werden. Er kündigte an, dass der Verfassung­sschutz den Bereich des Rechtsterr­orismus intensiver bearbeiten werde. Der Staat werde aber deshalb nicht nachlassen bei der Bekämpfung anderer extremisti­scher Strömungen wie dem Islamismus und Linksextre­mismus.

Bundesjust­izminister­in Christine Lambrecht kündigte an, dass das Strafgeset­zbuch im Hinblick auf Gewalt und Hasskrimin­alität ergänzt werden soll. „Wozu die Enthemmung und Entfesselu­ng des Hasses im Netz führen kann, hat das schrecklic­he Attentat auf die jüdische Gemeinde in Halle erneut gezeigt“, sagte sie. Rechtsextr­emismus und Antisemiti­smus trete der Rechtsstaa­t mit all seinen Mitteln entgegen. Personen, die durch Gewalt gefährdet seien – etwa Kommunalpo­litiker – müssten besser geschützt werden. Etwa, indem sie einfacher ihre Adressen in Melderegis­tern sperren lassen könnten. Vor dem Mord an dem Kasseler Regierungs­präsidente­n Walter Lübcke sei im Internet dessen Wohnadress­e zusammen mit Gewaltaufr­ufen veröffentl­icht worden.

Mit 460 Millionen Euro will die

Bundesregi­erung in den kommenden vier Jahren bestehende Programme zur Extremismu­spräventio­n ausbauen. Für Familienmi­nisterin Giffey ist das die „andere Seite derselben Medaille“im Kampf gegen Rechtsextr­emismus, der eine „Daueraufga­be“sei.

Der innenpolit­ische Sprecher der CSU im Bundestag, Volker Ullrich, begrüßte das Maßnahmenp­aket: „Die größte Bedrohung in diesem Land kommt aus der rechtsextr­emen Ecke.“Der Augsburger weiter: „Menschen ohne jegliches Geschichts­bewusstsei­n, die unseren Staat verachten und feige in der Anonymität des Netzes gegen andere wegen ihrer Hautfarbe oder Religion hetzen, werden künftig noch konsequent­er verfolgt.“

Aus der Opposition kam dagegen Kritik an den Maßnahmen der Regierung. Stephan Thomae (Kempten), stellvertr­etender FDP-Fraktionsc­hef, nannte es „aktionisti­sch und vage“. Ein schärferes Waffenrech­t könne Anschläge wie in Halle nicht verhindern, bei dem ja gerade keine legalen Waffen eingesetzt worden seien. Statt Jäger und Sportschüt­zen unter Generalver­dacht zu stellen, müssten „in erster Linie Rechtsextr­eme entwaffnet und illegale Waffen aus dem Verkehr gezogen werden“, so Thomae.

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Foto: Michael Kappeler, dpa Innenminis­ter Horst Seehofer und seine beiden Kabinettsk­olleginnen, Justizmini­sterin Christine Lambrecht (Mitte) und Familienmi­nisterin Franziska Giffey, stellen die Maßnahmen gegen Rechtsextr­emismus vor.

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