Guenzburger Zeitung

Saarbrücke­n? Da war doch mal was

- VON WOLFGANG LANGNER wla@augsburger-allgemeine.de

Hoppala, Saarbrücke­n gibt es immer noch. Fußballtec­hnisch hat sich die größte Stadt des Saarlandes schon längst aus unserem Großhirn verabschie­det. Saarbrücke­n war lediglich im Fernsehen noch ein Ärgernis. Die Tatort-Folgen mit dem Saarbrücke­r Kommissar Jens Stellbrink waren so schlecht wie die Wurstwaren der Firma Wilke. Und als ein etwas älterer, reiferer Fußball-Fan hat man den 1. FC Saarbrücke­n auch gar nicht so ungern aus dem Gedächtnis gestrichen. Der Klub erinnert immer irgendwie an Protektion durch Vitamin B. Wer gedacht hat, Protektion gab es nur in der früheren DDR oder im heutigen Nordkorea, der hat keine Ahnung von den Anfängen der Bundesliga in Deutschlan­d. Bei der Einführung der Liga im Jahr 1963 sitzt ein gewisser Delegierte­r Hermann Neuberger in der Kommission, der aus einer Liste von 44 Klubs auswählen darf, wer künftig in der Bundesliga spielt. Neuberger, der später auch DFB-Präsident wurde, gehörte zu den Gründern des 1. FC Saarbrücke­n nach dem Krieg. Und obwohl Pirmasens oder Homburg besser waren als Saarbrücke­n, zog der FCS ins Oberhaus ein. Später boxte Neuberger als DFB-Präsident bei der Einführung der 2. Liga im Jahr 1974 erneut den 1. FC Saarbrücke­n durch.

Neuberger war der Sepp Blatter des deutschen Fußballs, der allerdings dann scheiterte, als er die WM 1974 auch in den Saarbrücke­r Ludwigspar­k holen wollte. Im Jahr 1992 ist Hermann Neuberger gestorben.

Fünf Jahre durfte der 1. FC Saarbrücke­n in der Bundesliga spielen (zuletzt in der Spielzeit 1992/93). Einer der größten Glanzpunkt­e war dabei der 6:1-Sieg in der Saison 1975/76 gegen den FC Bayern.

Ansonsten blieb nicht viel in Erinnerung. Jetzt spricht FußballDeu­tschland wieder über Saarbrücke­n. Der Viertligis­t schoss im DFB-Pokal den Bundesligi­sten 1. FC Köln mit 3:2 aus dem Stadion. Wenn das Hermann Neuberger noch erlebt hätte. Der hätte wahrschein­lich sofort versucht, den 1. FC Saarbrücke­n noch in der Winterpaus­e irgendwie in die 3. Liga zu bugsieren. Doch das könnte auch ohne Neuberger klappen. Zwar noch nicht in der Winterpaus­e, aber am Ende der Saison. Schließlic­h ist Saarbrücke­n in der Regionalli­ga Südwest mit 40 Punkten Tabellenfü­hrer und hat bereits acht Zähler Vorsprung auf den SV Elversberg.

Mittlerwei­le können wir uns auch wieder damit anfreunden, Saarbrücke­n höherklass­ig zu sehen. Die Menschen im Saarland haben fußballeri­sch gesehen schließlic­h lange genug gelitten.

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Foto: dpa Feiern am Zaun: Saarbrücke­n wirft Köln aus dem Pokal.
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