Saarbrücken? Da war doch mal was
Hoppala, Saarbrücken gibt es immer noch. Fußballtechnisch hat sich die größte Stadt des Saarlandes schon längst aus unserem Großhirn verabschiedet. Saarbrücken war lediglich im Fernsehen noch ein Ärgernis. Die Tatort-Folgen mit dem Saarbrücker Kommissar Jens Stellbrink waren so schlecht wie die Wurstwaren der Firma Wilke. Und als ein etwas älterer, reiferer Fußball-Fan hat man den 1. FC Saarbrücken auch gar nicht so ungern aus dem Gedächtnis gestrichen. Der Klub erinnert immer irgendwie an Protektion durch Vitamin B. Wer gedacht hat, Protektion gab es nur in der früheren DDR oder im heutigen Nordkorea, der hat keine Ahnung von den Anfängen der Bundesliga in Deutschland. Bei der Einführung der Liga im Jahr 1963 sitzt ein gewisser Delegierter Hermann Neuberger in der Kommission, der aus einer Liste von 44 Klubs auswählen darf, wer künftig in der Bundesliga spielt. Neuberger, der später auch DFB-Präsident wurde, gehörte zu den Gründern des 1. FC Saarbrücken nach dem Krieg. Und obwohl Pirmasens oder Homburg besser waren als Saarbrücken, zog der FCS ins Oberhaus ein. Später boxte Neuberger als DFB-Präsident bei der Einführung der 2. Liga im Jahr 1974 erneut den 1. FC Saarbrücken durch.
Neuberger war der Sepp Blatter des deutschen Fußballs, der allerdings dann scheiterte, als er die WM 1974 auch in den Saarbrücker Ludwigspark holen wollte. Im Jahr 1992 ist Hermann Neuberger gestorben.
Fünf Jahre durfte der 1. FC Saarbrücken in der Bundesliga spielen (zuletzt in der Spielzeit 1992/93). Einer der größten Glanzpunkte war dabei der 6:1-Sieg in der Saison 1975/76 gegen den FC Bayern.
Ansonsten blieb nicht viel in Erinnerung. Jetzt spricht FußballDeutschland wieder über Saarbrücken. Der Viertligist schoss im DFB-Pokal den Bundesligisten 1. FC Köln mit 3:2 aus dem Stadion. Wenn das Hermann Neuberger noch erlebt hätte. Der hätte wahrscheinlich sofort versucht, den 1. FC Saarbrücken noch in der Winterpause irgendwie in die 3. Liga zu bugsieren. Doch das könnte auch ohne Neuberger klappen. Zwar noch nicht in der Winterpause, aber am Ende der Saison. Schließlich ist Saarbrücken in der Regionalliga Südwest mit 40 Punkten Tabellenführer und hat bereits acht Zähler Vorsprung auf den SV Elversberg.
Mittlerweile können wir uns auch wieder damit anfreunden, Saarbrücken höherklassig zu sehen. Die Menschen im Saarland haben fußballerisch gesehen schließlich lange genug gelitten.