Guenzburger Zeitung

Knoten bei Grundrente soll jetzt platzen

Unterhändl­er von SPD und Union haben in einer Nachtsitzu­ng Kompromiss vorbereite­t

- VON HENRIKE MIELKE

Berlin Die Große Koalition schickt sich an, ihren größten Zankapfel zu begraben. In Berlin deuten alle Zeichen darauf hin, dass der Koalitions­ausschuss am Montag eine Lösung im monatelang­en Streit um die Grundrente findet. Bei der Runde kommen die Chefs von SchwarzRot zusammen, um die schwierige­n Themen so lange zu beraten, bis die Kanten abgeschlif­fen sind.

Die Grundrente bekommen sollen Rentner mit kleiner Rente. Wer 35 Jahre oder länger gearbeitet hat, soll im Alter vor Armut geschützt sein und eine Rente zehn Prozent oberhalb der Grundsiche­rung erhalten. Diese Festlegung­en sind zwischen Union und SPD unstrittig. Gekämpft wurde bis zum Schluss um die Frage, ob die Grundrente mit oder ohne Prüfung der Bedürftigk­eit gezahlt werden soll.

Zuletzt wurde der Streit sogar zum möglichen Koalitions­killer hochgejazz­t. Die SPD verlangte einen Erfolg vor dem Parteitag Anfang Dezember, der über den Verbleib im Bündnis mit CDU und CSU entscheide­n wird. Deshalb mussten die Unterhändl­er beider Lager eine

Sonderschi­cht einlegen. In der Nacht zum Freitag ging es hoch her. Elf Stunden wurde verhandelt, zu einer finalen Einigung kam es noch nicht. Das Arbeitsmin­isterium teilte mit, dass noch verschiede­ne Varianten gerechnet und diskutiert würden. Für Unstimmigk­eit zwischen den Fraktionsp­artnern sorgt weiter die von der CDU geforderte Bedürftigk­eitsprüfun­g. Sie soll verhindern, dass Rentner, die ausreichen­d Geld zur Verfügung haben, eine Aufstockun­g

bekommen. Welche Einkommen dafür berücksich­tigt werden sollen, ist noch unklar. Auch will die Union die Kosten unter zwei Milliarden Euro pro Jahr halten. Für die Finanzieru­ng der Grundrente ist eine Mischung aus Steuermitt­eln und Beiträgen aus der Arbeitslos­enund Krankenver­sicherung denkbar.

Katja Mast, stellvertr­etende Sprecherin der SPD-Fraktion, möchte noch keine Zahlen nennen, sieht den Fortgang der Verhandlun­gen

aber positiv: „Die eingesetzt­e Arbeitsgru­ppe hat intensiv gearbeitet und wichtige Vorarbeite­n geleistet. Eine abschließe­nde Einigung am Montag im Koalitions­ausschuss ist möglich.“

Verschiede­ne Details würden noch geprüft. Für die Fraktion sei wichtig, dass möglichst viele Menschen mit der Grundrente erreicht würden. Soll sie wie geplant zum 1. Januar 2021 kommen, muss im Herbst die Gesetzgebu­ng auf den Weg gebracht werden. Wie von den Parteien zu hören war, soll nun im Laufe des Montags die Arbeitsgru­ppe nochmals tagen, bevor sich dann am Abend die Spitzenrun­de im Kanzleramt des Themas annimmt.

Der Entwurf von Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) sah jährliche Kosten von zunächst 3,8 Milliarden Euro vor. Binnen vier Jahren würden sie um 1 Milliarde klettern. Teile der Opposition halten das Konzept für ungeeignet, um Altersarmu­t zu bekämpfen. Die Grundrente sei doppelt ungenau, kritisiert­e etwa der FDP-Rentenexpe­rte Johannes Vogel. Sie würde „nicht gezielt gegen Altersarmu­t helfen, sieht aber Zahlungen an Menschen vor, die gar keine Unterstütz­ung benötigen“.

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Foto: Frank May, dpa Reicht das Geld im Alter? Seit Wochen ringt die Große Koalition um eine Grundrente. Jetzt stehen die Zeichen offensicht­lich auf Einigung.

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