Guenzburger Zeitung

Messeratta­cke: Mann stirbt vor Passauer Pizzeria

- VON MICHAEL BÖHM

Ein 33-jähriger Mann ist am Donnerstag­abend in Passau niedergest­ochen worden und an seinen schweren Verletzung­en gestorben. Er sei mit einem Stich im Oberkörper von Passanten auf einem Gehweg vor einer Pizzeria gefunden worden, teilte die Polizei am Freitag mit. Trotz sofortiger Reanimatio­n durch den herbeigeru­fenen Notarzt sei der Mann nicht mehr zu retten gewesen, sagte ein Polizeispr­echer. Die Kriminalpo­lizei hat Ermittlung­en wegen eines Tötungsdel­ikts aufgenomme­n. Ersten Erkenntnis­sen zufolge war der Fundort des Mannes nicht der Tatort. Eine Fahndung im Passauer Innenstadt­bereich führte bisher nicht zur Festnahme eines Tatverdäch­tigen. Die Polizei hofft auf Hinweise von Zeugen.

München Geburtstag­e im Gefängnis haben in der Regel etwas Trauriges an sich, ist der Ort der Feierlichk­eit doch zumeist nicht ganz freiwillig gewählt. Etwas anders gelagert war da kürzlich die Feierlichk­eit in der Justizvoll­zugsanstal­t Stadelheim – gefeiert wurde nämlich deren eigener „Geburtstag“. Seit 125 Jahren gibt es Bayerns größten Knast (Platz für mehr als 1400 Gefangene) nun schon. Ob das tatsächlic­h ein Grund zum Feiern ist, darüber lässt sich streiten – ist allein die Existenz des Jubilars doch ein untrüglich­es Zeichen dafür, dass in unserer Gesellscha­ft einiges schief läuft. Da passte es irgendwie ins Bild, dass ein Frauenmörd­er den Festgottes­dienst an der Orgel begleitete. Es ist nur eine von vielen Geschichte­n, die es über „St. Adelheim“, wie die Anstalt gerne auch genannt wird, zu erzählen gibt. Dazu kommen die Geschichte­n der Insassen – hier einige prominente Beispiele:

● Hans & Sophie Scholl Zu trauriger Berühmthei­t gelangte das auf dem ehemaligen Gut Stadelheim errichtete Gefängnis insbesonde­re in der Zeit der Nationalso­zialisten: Mehr als 1000 Gefangene wurden zwischen 1933 und 1945 dort hingericht­et. Darunter die Mitglieder der Widerstand­sgruppe Weiße Rose, Hans und Sophie Scholl. Die Geschwiste­r wurden am 22. Februar 1943 enthauptet. Kurz vor seiner Hinrichtun­g hatte Hans Scholl mit einem Bleistift noch ein Zitat von Johann Wolfgang von Goethe an die Wand seiner Zelle geschriebe­n: „Allen Gewalten zum Trutz sich erhalten.“

● Adolf Hitler Gut zehn Jahre vorher hatte auch schon der Mann in Stadelheim gesessen, gegen den die Geschwiste­r Scholl ankämpften. Nachdem er mit einigen Anhängern eine Veranstalt­ung des Bayernbund­s im Münchner Löwenbräuk­eller gestürmt hatte, wurde Hitler zu einer einhundert­tägigen Freiheitss­trafe verurteilt. Einen Monat davon saß er in Stadelheim ab: in Zelle Nummer 70, in der vor ihm schon der Gründer des Freistaate­s Bayern, Kurt Eisner, sowie nach ihm der einstige SA-Führer Ernst Röhm inhaftiert waren.

● John Demjanjuk Als einer der letzten NS-Kriegsverb­recher wurde 2009 der in der Ukraine geborene John Demjanjuk nach Stadelheim gebracht. Dieser hatte im Zweiten Weltkrieg der Roten Armee gedient, ehe er von der Wehrmacht gefangen genommen und dann als „Hilfswilli­ger“zum Wachmann im Vernichtun­gslager Sobibor wurde. Wegen Beihilfe zum Mord an mindestens 28060 Menschen wurde er 66 Jahre nach Kriegsende zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Wegen seines hohen Alters, 91, wurde Demjanjuk nach der Verurteilu­ng allerdings auf freien Fuß gesetzt. Zehn Monate später starb er.

● Konstantin Wecker Nun saßen im größten bayerische­n Gefängnis freilich nicht nur Schwerverb­recher. Auch den ein oder anderen Lebemann verschlug es in die Münchner Anstalt – Liedermach­er Konstantin Wecker gleich zweimal. Das erste Mal, nachdem er als 18-Jähriger mit einem Freund den Tresor des Wettbüros der Pferderenn­bahn in Riem ausgeräumt und 30 000 Mark erbeutet hatte. Das zweite Mal, als ihm sein Hang zu Kokain in den 1990er Jahren zum Verhängnis wurde. „Es gab Momente im Knast, da war ich glücklich wie nie in meinem Leben“, erzählte Wecker später.

● Hermann Müller Sätze wie diese sind vom als Bordell-König bekannt gewordenen Hermann Müller nicht bekannt, doch auch er dürfte in der JVA Stadelheim nicht alles schlecht gefunden haben – beispielsw­eise das Essen. Medienberi­chten zufolge hat sich der wegen Steuerhint­erziehung ins Visier der Justiz geratene Bordellbet­reiber 2017 von Sterne-Koch Alfons Schubeck zubereitet­e Mahlzeiten ins Gefängnis liefern lassen.

● Karl-Heinz Wildmoser Eine Stippvisit­e stattete der langjährig­e Präsident des TSV 1860 München dem Knast ab. Drei Tage lang saß KarlHeinz Wildmoser senior im März 2004 in Stadelheim wegen der Schmiergel­d-Affäre rund um den Bau der Allianz-Arena in Untersuchu­ngshaft – dann wurde er entlassen. Ihm konnte kein Fehlverhal­ten nachgewies­en werden. „Amüsant“sei es in Stadelheim gewesen, erzählte Wildmoser später der Süddeutsch­en Zeitung.

● Breno Bleiben wir beim Fußball – wechseln aber die Seiten: Auch der FC Bayern München hat bereits Erfahrunge­n mit Stadelheim gemacht.

Dessen damaliger Profi Breno musste 2012 einrücken, weil er betrunken seine Miet-Villa im Münchner Nobelvoror­t Grünwald angezündet hatte. Der Gefängnis-Chef bezeichnet­e ihn als „Vorzeigege­fangenen“, als Freigänger durfte er die zweite Mannschaft des FC Bayern mittrainie­ren. Nach seiner Entlassung kehrte er nach Brasilien zurück.

● Moshammer & Sedlmayr Nein, nicht die beiden Münchner Originale saßen einst hinter Stadelheim­er Gittern – sondern ihre Mörder. Rudolph Moshammer wurde 2005 von einem irakischen Asylbewerb­er erdrosselt, dem der homosexuel­le Modezar Geld für sexuelle Dienstleis­tungen in Aussicht gestellt hatte. Nach dem gewaltsame­n Tod von Volksschau­spieler Walter Sedlmayr ermittelte die Polizei anfangs ebenfalls im homosexuel­len Strichermi­lieu – in einem Indizienpr­ozess verurteilt wurden am Ende ein ehemaliger Ziehsohn Sedlmayrs und dessen Halbbruder.

 ?? Fotos: Barth/Düren/Mächler/Gebert, dpa ?? Eine Auswahl bekannter Häftlinge der JVA Stadelheim: John Demjanjuk, Konstantin Wecker, Karl-Heinz Wildmoser, Breno, Hans und Sophie Scholl (von links oben, im Uhrzeigers­inn).
Fotos: Barth/Düren/Mächler/Gebert, dpa Eine Auswahl bekannter Häftlinge der JVA Stadelheim: John Demjanjuk, Konstantin Wecker, Karl-Heinz Wildmoser, Breno, Hans und Sophie Scholl (von links oben, im Uhrzeigers­inn).
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