Guenzburger Zeitung

Einstellig

- VON STEFAN DOSCH stefan.dosch@augsburger-allgemeine.de

An einem ist nicht zu rütteln: Einstellig ist einfach ungenügend. Da genügt ein Blick aufs Thermomete­r. Sechs, vielleicht sieben Grad, auf jeden Fall deutlich unter zehn. Die linden Lüfte sind dahin, ab jetzt wird’s bitter. Wie stets, wenn etwas ins Einstellig­e sackt.

Denn wer unter die Doppelziff­er rutscht, der darf sich zu den Verlierern rechnen. Und das gilt nicht nur für jene, die erst aufzuleben beginnen, wenn die Skala deutlich über zehn, besser noch über 20 anzeigt, ja viele fangen überhaupt erst an zu strahlen, wenn das Quecksilbe­r jenseits der 30 klettert. Nein, auch anderswo kippt die Stimmung, weil die Säule runter rauscht in den einstellig­en Bereich.

Die SPD zum Beispiel. Erst Bayern, dann Sachsen, jetzt Thüringen – zum dritten Mal in Folge bei einer Landtagswa­hl einstellig geblieben. 8,2 Prozent für die einst so zweistelli­g-stolze Volksparte­i. Das kommt einem Rückfall aus dem Erwachsene­nalter auf den Entwicklun­gsstand eines Achtjährig­en gleich. So brutal einstellig geworden, hat man weiß Gott nicht mehr viel zu bestellen.

Und jetzt? Was das Draußen anbetrifft, jene jetzt stetig weiter gegen null und noch tiefer driftende Temperatur, so sind wir alle ohnmächtig­e Dulder unseres übellaunig­en kontinenta­len Klimas. Anders freilich sieht es im Drinnen aus, in den Parteizent­ralen – auch die Grünen krabbeln in Thüringen ja bei bloß fünf Prozent herum –, die jetzt all ihre Kraft als Stellwerke des Politische­n zusammenne­hmen müssen. Hier sind, um aus der Einstellig­keit herauszufi­nden, die Weichen nunmehr neu zu stellen.

Wer Ideen hat, wie das genau gehen soll, möge vorstellig werden. Denn sonst, wenn die Talfahrt nicht gestoppt werden kann und es immer tiefer in den Keller geht, kann man den Betrieb irgendwann ganz einstellen.

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