Einstellig
An einem ist nicht zu rütteln: Einstellig ist einfach ungenügend. Da genügt ein Blick aufs Thermometer. Sechs, vielleicht sieben Grad, auf jeden Fall deutlich unter zehn. Die linden Lüfte sind dahin, ab jetzt wird’s bitter. Wie stets, wenn etwas ins Einstellige sackt.
Denn wer unter die Doppelziffer rutscht, der darf sich zu den Verlierern rechnen. Und das gilt nicht nur für jene, die erst aufzuleben beginnen, wenn die Skala deutlich über zehn, besser noch über 20 anzeigt, ja viele fangen überhaupt erst an zu strahlen, wenn das Quecksilber jenseits der 30 klettert. Nein, auch anderswo kippt die Stimmung, weil die Säule runter rauscht in den einstelligen Bereich.
Die SPD zum Beispiel. Erst Bayern, dann Sachsen, jetzt Thüringen – zum dritten Mal in Folge bei einer Landtagswahl einstellig geblieben. 8,2 Prozent für die einst so zweistellig-stolze Volkspartei. Das kommt einem Rückfall aus dem Erwachsenenalter auf den Entwicklungsstand eines Achtjährigen gleich. So brutal einstellig geworden, hat man weiß Gott nicht mehr viel zu bestellen.
Und jetzt? Was das Draußen anbetrifft, jene jetzt stetig weiter gegen null und noch tiefer driftende Temperatur, so sind wir alle ohnmächtige Dulder unseres übellaunigen kontinentalen Klimas. Anders freilich sieht es im Drinnen aus, in den Parteizentralen – auch die Grünen krabbeln in Thüringen ja bei bloß fünf Prozent herum –, die jetzt all ihre Kraft als Stellwerke des Politischen zusammennehmen müssen. Hier sind, um aus der Einstelligkeit herauszufinden, die Weichen nunmehr neu zu stellen.
Wer Ideen hat, wie das genau gehen soll, möge vorstellig werden. Denn sonst, wenn die Talfahrt nicht gestoppt werden kann und es immer tiefer in den Keller geht, kann man den Betrieb irgendwann ganz einstellen.