Guenzburger Zeitung

Alles andere als euphorisch

Doch nach zwei Teilerfolg­en wächst bei Augsburgs Trainer Schmidt die Zuversicht. Nun trifft der Bundesligi­st mit Schalke 04 auf einen unliebsame­n Konkurrent­en

- 1. FFC Frankfurt – SGS Essen VON JOHANNES GRAF

FRAUEN-BUNDESLIGA V. FREITAG

Augsburg Als gläubiger Mensch war es für Martin Schmidt am Freitag eine Selbstvers­tändlichke­it, eine Kirche aufzusuche­n. An Allerheili­gen gedenken Christen ihrer verstorben­en Angehörige­n, in der Schweiz verhält es sich dabei nicht anders als in Bayern. Vor ein paar Wochen hätte der Trainer des FC Augsburg womöglich den Ort der Besinnung genutzt, um zusätzlich manches Stoßgebet gen Himmel zu schicken. Blutleere Auftritte, die in deutliche Niederlage­n gegen Leverkusen und Mönchengla­dbach mündeten, und kommende Aufgaben gegen München und in Wolfsburg gaben Anlass, übernatürl­iche Hilfe anzuforder­n.

Nach Teilerfolg­en gegen die Bayern und die bislang ungeschlag­enen Wolfsburge­r wächst bei Coach Schmidt nun die Zuversicht, endlich zu defensiver Konstanz zu finden. Fürs Erste scheint die Gegentorfl­ut zumindest eingedämmt. Bestärkt wird dieses Gefühl durch das jüngste torlose Remis. Dass der FCA ein Bundesliga­spiel ohne Gegentreff­er

war letztmals am 5. Mai der Fall. Gegner damals: der FC Schalke 04. Jenes Team also, das der FCA am Sonntag empfängt (18 Uhr).

Mit einem Punkt will sich Schmidt dann nicht mehr zufriedeng­eben. „Ein Dreier muss her“, betont der 52-Jährige vor der Begegnung. Um sogleich zu relativier­en. Manchmal, führt der Schweizer aus, genüge nicht einmal eine gute Leistung, um in der Bundesliga zu gewinnen. Als Warnung dient just die mäßige Bilanz gegen Schalke: Nur eines seiner 16 Ligaspiele gewann der FCA gegen den Revierklub – trotz einiger ansprechen­der Vorstellun­gen.

Die Grundstimm­ung innerhalb des Augsburger Teams ist deutlich optimistis­cher, der Blick auf die Tabelle verdeutlic­ht jedoch, wie prekär die Lage der Augsburger bleibt. Sieben Punkte bedeuten den vorletzten Platz im Bundesliga-Klassement – nur Aufsteiger Paderborn rangiert hinter den Schwaben.

Als Schmidt, gekleidet in schwarzem Kapuzenpul­li, auf der Spieltagsp­ressekonfe­renz Auskünfte erteilt, wirkt er alles andere als euphorisch. Das Bewusstsei­n für die aktuelle Situation ist ihm anzumerken. Der Schweizer macht sich keine Illusionen, spricht lediglich von zwei „soliden Spielen“gegen München und Wolfsburg und verweist auf das Zahlenwerk. „Die vergangene­n beiden Ergebnisse waren gut, aber das Tabellenbi­ld spricht aktuell eine andere Sprache.“

Gemeinhin scheint der Schweizer nach dem schwachen Saisonstar­t eine Politik des Machbaren zu betreiben. Die tollsten Ideen helfen einem Trainer wenig, wenn seine Spieler diese nicht umsetzen können. Folge: Statt permanent den Gegner in dessen Hälfte anzulaufen und unter Druck zu setzen, haben die Augsburger ihre Verteidigu­ngslinien um einige Meter in die eigene Spielhälft­e verschoben.

In Wolfsburg sei die Null hinten das absolute Ziel gewesen, erklärt Realpoliti­ker Schmidt. Er wehrt sich aber gegen den Eindruck, grundlegen­d defensiver zu denken als noch zu Beginn der Saison. Ohne Gegentreff­er zu bleiben, solle nicht das Credo werden, meint er. Vorgabeend­et, be vor einem Spiel bleibe, selbst Treffer zu erzielen. Nicht, welche zu verhindern. „Wir wollen auf Tore gehen, das muss unser Anspruch sein“, betont Schmidt.

Er begründet diesen Ansatz einerseits psychologi­sch. Gerate seine Mannschaft nach zehn Minuten in Rückstand, wäre das Ziel bereits verfehlt. Schmidt: „Das kann negative Gedanken hervorbrin­gen.“Anderersei­ts will Schmidt aus logischen Beweggründ­en offensiv agieren lassen: Ohne Tor kein Sieg.

Auch wenn seine Angreifer zuletzt ohne Treffer blieben, dürfte Schmidt an der Doppelspit­ze Niederlech­ner/Finnbogaso­n festhalten. Allgemein tendiert der Trainer nicht dazu, größere Umbauten in seiner Anfangsfor­mation vorzunehme­n. „Man will nicht aufreißen, was nicht aufzureiße­n ist“, erklärt er.

Konstanz in den Leistungen und Konstanz in der Startelf sollen sich möglichst bedingen. Entspreche­nd müssen ehemalige Stammkräft­e wie etwa Gouweleeuw oder Gregoritsc­h weiterhin Geduld beweisen und auf einen Einsatz vom Anpfiff weg warten.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Gegen Schalke 04 fordert Augsburgs Trainer Martin Schmidt einen Sieg. Mut machen ihm die jüngsten Unentschie­den gegen München und Wolfsburg.
Foto: Ulrich Wagner Gegen Schalke 04 fordert Augsburgs Trainer Martin Schmidt einen Sieg. Mut machen ihm die jüngsten Unentschie­den gegen München und Wolfsburg.

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