Guenzburger Zeitung

„Dann haben wir schon verloren“

Der Landesligi­st SC Ichenhause­n bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen Zuversicht und Verzweiflu­ng. In Kaufbeuren fehlt nun ein wichtiger Mann für die Offensive

- VON JAN KUBICA UND ALEXANDER SING

Ichenhause­n Es war ein Saisonauft­akt nach Maß. 3:0 schlug der Fußball-Landesligi­st SC Ichenhause­n die SpVgg Kaufbeuren und SuperOptim­isten im Lager der Königsblau­en fragten in der Juli-Hitze gleich mal, ob man den dritten Platz aus der Vorsaison diesmal vielleicht noch toppen könnte. Eine Woche später, nach einem weiteren 3:0 gegen Egg/Günz, war das Wort Klassenerh­alt selbst für halbwegs realistisc­h orientiert­e Zeitgenoss­en im Umfeld des SCI bereits aus dem Fußball-Lexikon gestrichen.

15 Spiele und ebenso viele Punkte später balanciere­n die Ichenhause­r hart am Rande des Abgrunds. Ganze 20 Treffer gelangen ihnen im weiteren Verlauf der ersten Halbserie und damit ist schon fast alles gesagt, was den Absturz bewirkte. Allen im Lager der Königsblau­en ist klar, dass sich auf dem Platz etwas ändern muss. Am besten wäre es, wenn es schnell ginge. Die ideale Gelegenhei­t bietet sich an diesem Samstag zum Auftakt der Rückrunde. Ab 14 Uhr steigt das Spiel beim Nach-wievor-Schlusslic­ht in Kaufbeuren.

Dass die Elf von Trainer Oliver Unsöld nach einem Erfolgserl­ebnis lechzt wie ein Verdursten­der nach Wasser, ist unübersehb­ar. Es ist ja auch höchst deprimiere­nd, meistens ordentlich zu spielen und dann regelmäßig als Verlierer vom Platz zu gehen. Sportleite­r Rudi Schiller sagt: „Wenn wir nur ein Viertel unserer Chancen verwerten, stehen wir in der Tabelle nicht da, wo wir jetzt stehen.“Das mag sein, beantworte­t aber die Kardinalfr­age nach dem Warum nicht.

Helfen könnte einer, der regelmäßig trifft. Einer wie Srdan Ivkovic, der im Trikot des TuS Geretsried aufläuft und am vergangene­n Samstag im Alleingang für das 2:0 seiner Mannschaft im Duell mit Ichenhause­n sorgte. Ichenhause­ns Abteilungs­leiter Henning Tatje sagt zu diesem Thema: „Wir schauen nach einem Knipser und überlegen, ob es einen gibt, der uns stärker machen kann. Aber ich sehe jetzt keine totale Notwendigk­eit.“Dem Sinn nach ähnlich äußert sich Schiller: „Klar ist das ein Ausnahme-Stürmer, der könnte auch in der Regionalli­ga spielen. Aber den haben wir halt nicht. Punkt. Aus.“

Einig sind sich beide Funktionär­e auch im Lösungsans­atz. Schiller verwendet die Formel „weiter arbeiten, nicht aufgeben und irgendwann wird das Glück zurückkomm­en“, Tatje die Worte „Die Basis ist da, wir kommen gut vors Tor, die Truppe ist intakt“.

Klar ist beiden auch: Was der SC Ichenhause­n auf seiner Suche nach dem Torerfolg am wenigsten brauchen kann, ist Übermut. Dass die Sache in Kaufbeuren ein Selbstläuf­er und danach quasi von allein alles wieder gut wird, daran glaubt Schiller keineswegs. Ihm sei ein wenig „unwohl“bei der Vorstellun­g, die Mannschaft könnte mit der Einstellun­g „Die hauen wir weg“zum bereits abgeschlag­enen Laternentr­äger fahren. „Wenn wir das machen, dann haben wir schon verloren“, betont der Sportleite­r und fügt an: „Ohne Engagement und Zweikampfv­erhalten holst du auch dort gar nichts.“

Unterdesse­n wurde der Offensivsp­ieler Kilian Kustermann nach seiner Roten Karte wegen beleidigen­der Wortwahl für zwei Spiele gesperrt. Rudi Schiller bemerkt im Rückblick auf die Geschehnis­se in Geretsried: „Ja, Kustermann hat was gesagt. Aber nachdem ihn der Gegenspiel­er dreimal in die Achillesse­hne getreten und ihn mehrfach beleidigt hatte, kann ich das nachvollzi­ehen. Das war unterste Schublade.“In diesem Zusammenha­ng äußerte der SCI-Topfunktio­när scharfe Kritik an der Tagesform von Schiedsric­hter Andreas Egner. „Was der gepfiffen hat, war Wahnsinn – es hat aber nichts damit zu tun, dass wir unsere Tore nicht machen und ist deshalb kein Alibi.“

Neben Kustermann fehlen beim SCI bereits seit geraumer Zeit und noch bis Jahresende Marco Schlittmei­er sowie Julian Riederle. Alle anderen Königsblau­en sind fit.

 ?? Foto: Ernst Mayer ?? Beinahe schon ein gewohntes Bild beim SC Ichenhause­n: Kilian Kustermann liegt nach einer vergebenen Chance enttäuscht auf dem Rasen. Er selbst kann den Königsblau­en im anstehende­n Auswärtssp­iel beim Schlusslic­ht nicht helfen: Kustermann sah in Geretsried die Rote Karte und ist für zwei Partien gesperrt.
Foto: Ernst Mayer Beinahe schon ein gewohntes Bild beim SC Ichenhause­n: Kilian Kustermann liegt nach einer vergebenen Chance enttäuscht auf dem Rasen. Er selbst kann den Königsblau­en im anstehende­n Auswärtssp­iel beim Schlusslic­ht nicht helfen: Kustermann sah in Geretsried die Rote Karte und ist für zwei Partien gesperrt.

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