November
Für manche ein bedrückender, trostloser Monat mit seinen Totengedenk- und Bußtagen. Ab Allerheiligen strömen wieder viele zu den Gräbern ihrer Lieben, erinnern sich wehmütig an vergangene Zeiten, aber vielleicht auch an die eigene Sterblichkeit. Am Volkstrauertag wird der Toten der Weltkriege und (wie zuvor am HolocaustGedenktag) der Opfer von Gewalt und Terror gedacht. Am Buß- und Bettag wie (bei uns) am Rieser Bußtag geht es um die Umkehr von Irrwegen. Und am Totensonntag werden vielerorts die Namen der Verstorbenen des Kirchenjahrs verlesen. „Ach“ja, „dieser Monat trägt den Trauerflor“(Erich Kästner). Der ließe sich jedoch auch mit einem Hoffnungsband verknüpfen, wenn wir gerade die „dunklen“Tage ins Licht unserer frohen Botschaft rücken. Hören wir am Grab auf den weisen Rat des Psalmbeters (Ps. 90,12): „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden“– klug, indem wir uns besinnen, was wirklich zählt im Leben; klug, sein Haus bei Zeiten zu bestellen; klug zu begreifen, dass das letzte Hemd keine Taschen hat. Noch ist Zeit, etwas zu tun, dass wir selbst als liebevolle Mitmenschen in guter Erinnerung bleiben werden. Der Volkstrauertag könnte uns vor den Gräueln des Krieges warnen und Jesu Willen lehren: „Selig sind, die Frieden stiften“(Mt. 5,9). Verbunden mit der Warnung, neuen Anfängen zu wehren, die nicht zum Heil, sondern ins Unheil führen. Notwendig gerade in Zeiten, in denen vermehrt Ängste und Hass gegen alles Fremde geschürt werden und weltweit Konflikte eskalieren. An Bußtagen lohnt es sich, darüber nachzudenken, was im eigenen Leben verkehrt läuft, und zu vertrauen, dass uns der gnädige Gott nicht verwirft, sondern aus Fehlern lernen lässt. Und der Totensonntag wird aus gutem Grund auch Ewigkeitssonntag genannt: Christus verheißt uns das Leben im ewigen Licht. Von daher ist der November mit seinen Totengedenkund Bußtagen für mich gar ein ermutigender, tröstlicher Monat.