Guenzburger Zeitung

Per Videoclip zum Traumjob

Unternehme­n suchen dringend Fachkräfte und gehen verstärkt auf geeignete Kandidaten zu. Ein persönlich­es Video kann da ein guter Türöffner sein. Doch wie stellt man sich am besten dar?

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München Motivation­sschreiben, Lebenslauf, Zeugnisse – eine Bewerbung zu erstellen, bedeutet Arbeit. Gerade junge Kandidaten wollen ihre Unterlagen nicht mehr nach Standards der alten Schule verschicke­n. „Sie sind gewohnt, dass alles mobil mit dem Smartphone zu erledigen ist“, sagt Inga Rottländer, Karriere-Expertin bei der Jobplattfo­rm Stepstone. Auch das Recruiting ist heute mobil. Denn die Unternehme­n buhlen vielfach selbst um die Gunst der Bewerber. Wenn sie das gut machen, haben sie auch Chancen auf qualifizie­rte Kandidaten. Eine Variante der mobilen Bewerbung ist die per Video-Clip.

Davon haben auch die Unternehme­n etwas: „Videos sind aussagekrä­ftiger als Bewerbungs­fotos, denn der Personaler bekommt sehr schnell einen ersten Eindruck vom Bewerber, wie er wirkt und ob er ins Team passt“, sagt Rottländer. Auf Youtube finden sich zum Beispiel Videos, in denen sich junge Leute für eine Stelle bei Adidas in Herzogenau­rach bewerben. Der Sportartik­elherstell­er erwartet das von allen Bewerbern für sein Traineepro­gramm. „Auszubilde­nde und duale

Studenten können ein Video für ihre Bewerbung nutzen, hier sind aber auch andere kreative Formate wie eine PowerPoint-Präsentati­on, eine Geschichte oder ein Interview möglich“, sagt Kristina Schulte, Recruiteri­n bei Adidas. „Durch ein Video lernen wir den Bewerber besser kennen als durch ein Anschreibe­n, das oft nur wenig über die Person aussagt.“Das Unternehme­n achtet dabei vor allem auf den Bezug zur ausgeschri­ebenen Position: „Wir möchten sehen, wie sich der Bewerber damit auseinande­rsetzt.“

Die Idee des Bewerbungs­videos ist nicht neu. Heute aber geht das viel einfacher als noch vor einigen Jahren. Smartphone­s sind inzwischen so gut, dass ein Handy-Video mehr als ausreichen­de Qualität bringt. Damit hat sich die Bewerbung im Videoforma­t stärker verbreitet. „Das Bewerbungs­verfahren ist heute nahezu durchgängi­g elektronis­ch“, sagt Silvia Hänig, Sprecherin des Bundesverb­andes der

Außerdem nutzen immer mehr Firmen die Kommunikat­ionskanäle, über die sie ihre Zielgruppe am schnellste­n und leichteste­n erreichen.

Alleiniges Entscheidu­ngskriteri­um ist ein kurzer Smartphone-Clip aber für Arbeitgebe­r selten. Eine Befragung des Branchenme­diums „Personalwi­rtschaft“von 2018 etwa hat gezeigt, dass auf Unternehme­nsseite gegenüber dem Einsatz von Bewerbungs­videos noch Zurückhalt­ung besteht. Die Begründung: Das Bewerbungs­video ist den Befragten zufolge kein adäquater Ersatz für eine klassische Bewerbungs­mappe. Darauf weist auch Hendrik Seiler hin. Er ist Geschäftsf­ührer der Talentcube GmbH. Das Unternehme­n hat ein Tool für Firmen entwickelt, mit dem sie Bewerbervi­deos anfordern können.

Das Bewerbungs­verfahren, das Talentcube oder andere Video-Recruiting-Anbieter wie Jobufo oder Viasto vorantreib­en möchten, ist denkbar einfach. Handy aufstellen oder in der Hand halten, Aufnahmekn­opf drücken und los geht es. Das jeweilige Unternehme­n gibt den Bewerbern dann Fragen an die Hand, die sie in kurzen Video-Sequenzen beantworte­n. Etwa: „Was möchtest du bei uns erreichen?“Daraus entsteht ein zeitverset­ztes Videointer­view.

Als Bewerber sollte man sich aber nicht zum Schnellsch­uss verleiten lassen. Ein bisschen Übung und die richtige Location machen einen besseren Eindruck. „Man sollte sich der Stelle entspreche­nd kleiden, aber nicht verkleiden“, empfiehlt Seiler. Und: Ein Raum mit einer guten Lichtquell­e ist besser als eine AufPersona­lmanager. nahme im Gegenlicht. „Angst vor einem Verspreche­r muss allerdings niemand haben“, sagt er. Das gehöre zur Authentizi­tät eines solchen Videos. Zu den Video-Sequenzen können Bewerber per App Zeugnisse und ihren Lebenslauf hochladen – fertig ist die Bewerbung.

Silvia Hänig rät allgemein zu Seriosität beim Videodreh. Denn es geht darum, einen kompetente­n und sympathisc­hen Eindruck von der Person hinter dem Clip zu vermitteln. „Kreative Auswüchse wie Wackelbild­er oder tanzende Emojis haben da nichts zu suchen“, sagt die Personalex­pertin. Das lasse an der Ernsthafti­gkeit zweifeln.

Wer bei der Video-Erstellung nicht vom Unternehme­n über eine App oder eine Bewerbungs­webseite geleitet wird, kann sich im Netz umgucken. „Hier gibt es eine ganze Reihe guter Anleitunge­n und HowTo-Stücke für die Erstellung solch kurzer und prägnanter Bewerbungs­videos“, sagt Hänig. Auch sie betont, dass das Video nur ein Teil der Bewerbung ist: „Es ist ein Türöffner. Der Lebenslauf darf, gerne elektronis­ch, dennoch nicht fehlen.“

Emojis haben in den Filmen nichts zu suchen

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Foto: dpa Stellen sich Bewerber in einem kurzen Video-Clip vor, hat das auch für Personaler Vorteile.

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