Von fallenden Blättern und Trainern VON ANDREA BOGENREUTHER
Natürlich ist der Beruf „Bundesliga-Trainer“ein höchst begehrenswerter. Zugegeben in erster Linie noch fürs männliche Geschlecht, da Frauen diese letzte Bastion trotz aller Emanzipationsbemühungen noch nicht erobert haben. Viel Geld, viel Abwechslung, viel frische Luft und rund um die Uhr dreht sich alles nur um das Thema Fußball. Ein Traumleben – wäre da nicht dieser berühmte Schleudersitz, der die 18 Auserwählten jederzeit aus ihrem Amt katapultieren kann. Gerne im tristen Herbst, wenn eh schon die Blätter fallen. Schließlich sind die Vereinsbosse bekannt für ihre niedrige Schmerzgrenze, wenn die Mannschaft nicht zeitnah den gewünschten Tabellenplatz einnimmt.
Überraschenderweise ist die personelle Lage in dieser Saison so stabil wie nie zuvor. Ganze zehn Wochen (!) sind vorbei und noch keiner der 18 Erstligavereine hat von seinem Schleudersitz Gebrauch gemacht. Auch wenn es Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge zwischenzeitlich gewaltig in den Fingern gekribbelt haben dürfte. Fakt ist aber, Bayerns angezählter Coach Niko Kovac darf sich weiter im Sitzenbleiben üben. Wie zwei, drei andere Kandidaten.
Die Situation ist allerdings dermaßen ungewöhnlich, dass die Deutsche Presseagentur sogar eine Sondermeldung brachte. „Alle Trainer noch im Amt“, hieß es dort mit unverhohlener Fassungslosigkeit zwischen den Zeilen. Ganz nach dem Motto, es möge sich doch endlich ein Verein finden, der dem langweiligen Treiben ein Ende setzt.
Spätestens am Wochenende wird wohl ein Bundesligist Erbarmen haben. Man kann aber davon ausgehen, dass es nicht die zu Saisonbeginn von den Buchmachern heiß gehandelten David Wagner (Schalke) und Alfred Schreuder (Hoffenheim) treffen wird. Und noch nicht einmal bei Niko Kovac und Lucien Favre sind die Chancen übermäßig groß, der erste entlassene Trainer der Bundesliga-Saison 2019/2020 zu sein.
Nein, der aussichtsreichste Kandidat auf den ersten entriegelten Schleudersitz ist: Achim Beierlorzer. Wenn der sich am Sonntag mit dem 1. FC Köln im prestigeträchtigen Derby gegen Düsseldorf eine weitere Niederlage einhandelt, gilt sein Abschied als sicher. Und er hätte in der elften Bundesliga-Woche ausreichend Zeit, mal das Laub im Garten zusammenzurechen.