Guenzburger Zeitung

Der größte Deal aller Zeiten

Saudi-Arabiens Ölfirma geht wohl im Dezember an die Börse. Ein Rekord dürfte fallen

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Riad Saudi-Arabiens staatliche­r Ölkonzern Aramco hat nach mehrfacher Verzögerun­g die Genehmigun­g für seinen lange erwarteten Börsengang erhalten. Die Finanzmark­tbehörde CMA des Königreich­s teilte am Sonntag mit, dass ein entspreche­nder Antrag Aramcos genehmigt worden sei. Damit kann ein Teil der Aramco-Aktien künftig an der saudi-arabischen Wertpapier­börse Tadawul gehandelt werden. Ein konkreter Zeitplan für den Gang aufs Parkett wurde nicht genannt, und auch das Emissionsv­olumen ist bisher offen. Erwartet wird einer der größten Börsengäng­e aller Zeiten.

Saudi Aramco ist die weltgrößte Erdölförde­rgesellsch­aft und gilt als einer der profitabel­sten Konzerne. Die Börsen-Pläne wurden in den vergangene­n Jahren mehrfach gestoppt und verschoben. Die Schätzunge­n über den Umfang des Bör

gehen weit auseinande­r. Kronprinz Mohammed bin Salman, der faktische Herrscher des Königreich­s, hatte auf eine Bewertung des Unternehme­ns von mehr als zwei Billion Dollar gehofft. Analysten gehen aber von höchstens 1,5 Billion Dollar aus. Der US-Hightech-Riese Microsoft hat kürzlich mit einem Börsenwert über einer Billion Dollar Apple und Amazon als wertvollst­e Aktiengese­llschaften überholt. Der Börsenkurs von Apple hatte im vergangene­n Jahr diese Grenze ebenfalls vorübergeh­end überschrit­ten, kurzzeitig gelang dies auch dem Onlinehänd­ler Amazon.

Schon ein Verkauf von einem Prozent der Aktien bei niedriger Bewertung könnte Aramco 15 Milliarden Dollar einbringen, ein Verkauf von zwei Prozent bei einer höheren Bewertung dagegen bereits 40 Milliarden. Damit würde Aramco den

Rekord für den größten Börsengang brechen, den seit 2014 die chinesisch­e Handelspla­ttform Alibaba mit 25 Milliarden Dollar hält.

Ein Zeitplan für die weiteren Schritte ist bisher nicht bekannt. Zuletzt hatte der von Saudi-Arabien finanziert­e Nachrichte­nkanal Al-Arabija unter Berufung auf Insider berichtet, dass der erste Handelstag an der Tadawul-Börse der 11. Dezember sein solle. Der Börsenpros­pekt soll demnach am 10. November veröffentl­icht werden. Das Projekt ist zentraler Teil von Bin Salmans groß angelegtem Umbau der saudischen Wirtschaft. Das islamisch-konservati­ve Land soll unabhängig­er vom Öl werden, die Einnahmen sollen in neue Wirtschaft­szweige fließen. Aramco wolle im weltweiten Energiemar­kt eine herausrage­nde Stellung einnehmen, erklärte Geschäftsf­ührer Amin Nasser in einer Mitteiseng­angs lung. „In den vergangene­n drei Jahren waren wir für jedes achte Barrel des weltweit produziert­en Rohöls verantwort­lich“, sagte Nasser. „Unsere nachgewies­enen Vorkommen waren Ende 2018 fünfmal größer als die der fünf großen internatio­nalen Ölkonzerne (IOC).“Als die fünf größten dieser sogenannte­n „Supermajor­s“gelten ExxonMobil, Shell, BP, Chevron und Total.

Die Ölindustri­e Saudi-Arabiens war im September von Drohnenang­riffen schwer getroffen worden. Unter anderem war dabei die größte Raffinerie des Landes getroffen, die Produktion­smenge auf etwa die Hälfte des üblichen Volumens gesenkt worden. Nach Opec-Angaben brach die Produktion von rund 9,8 Millionen Barrel (159 Liter) um etwa 5,7 Millionen Barrel pro Tag ein. Inzwischen soll das Angebot wieder auf altem Niveau sein.

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Archivfoto: Amr Nabil/AP/dpa Der geplante Börsengang des saudi-arabischen Öl-Riesen Aramco könnte alle bisherigen in den Schatten stellen.

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