Der unsichtbare Elefant
Man kennt das ja. Da sitzt eine größere Runde zu einem schönen Abendessen versammelt, es wird gelacht, gescherzt und das Essen gelobt. Und der Wein erst, wie gut der doch zu den Speisen auf dem Teller passt. Bis plötzlich das Gespräch doch wieder bei dem Thema landet, das wie ein unsichtbarer Elefant mittlerweile bei fast allen sozialen Begegnungen mit im Raum steht: Die Nachhaltigkeit.
Es ist fast schon egal, von welchem Pfad ein Gespräch aufbricht, welche Windungen und Wendungen es nimmt, am Ende landet man doch wieder auf einer breiten abschüssigen Straße, die direkt zu der Frage führt, ob unser Konsum den Planeten nicht ruiniert. Dass ausgerechnet ein Abendessen der Rahmen für die Klärung dieser Frage ist, entlarvt uns dann unangenehmerweise schon wieder als scheinheilig, inkonsequent und schwach. Was von dem auf unseren Tellern und in unseren Gläsern ist denn bio? Oder aus der Region? Musste es denn wirklich so viel Fleisch sein, wo doch für seine Produktion Tiere leiden, Regenwald abgeholzt und Klimagas produziert wird? Oder Meeresfisch, der doch bekanntermaßen überfischt ist? Vom Wein gar nicht zu reden, der ja wohl eine Monokultur ersten Ranges ist.
Warum schaffen wir es nicht, unser Wissen und unsere guten Vorsätze in konkretes Handeln umzusetzen? Weil der Handel mit psychologisch ausgefeilten Verkaufsmethoden die Mauer unserer Entschlossenheit schon beim Eintreten in den Supermarkt zum Einsturz bringt? Weil wir gar nicht so viel Verantwortung tragen, nicht bei jeder Alltagsentscheidung die Welt retten wollen und lieber darauf vertrauen, dass jemand anders sich schon kümmert? Der Staat, der Handel, die Uno – kann ja wohl nicht sein, dass etwas, das frei verkäuflich und sehr begehrenswert ist, so schlecht sein soll.
Wir haben dann jedenfalls die nächste Flasche Wein nicht mehr aufgemacht. Schade eigentlich. Denn der war bio.