Guenzburger Zeitung

Trennung ist die logische Folge

- VON MARCO SCHEINHOF sma@augsburger-allgemeine.de

Im Fußball ist immer gerne von Handschrif­ten die Rede. Davon, dass der Trainer seiner Mannschaft ein klares Profil gebe. Natürlich ist eine solche Handschrif­t gerade beim Branchenpr­imus von ganz großer Bedeutung. Wenn der FC Bayern München nicht für eine ganz besondere Art des Fußballs steht, wer in der Bundesliga bitteschön dann? Eine klare Handschrif­t hatte Niko Kovac seinen Münchnern tatsächlic­h nicht verpasst. Er lebte weitgehend davon, dass er einen exquisiten Kreis an Spielern betreuen durfte. Da ließen sich durch Einzelakti­onen recht schnell die Schwächen des Kollektivs übertünche­n. Wenn aber plötzlich alle schwach spielen oder keine Lust auf Fußball haben, kommt so etwas heraus wie am Samstag in Frankfurt. Ein 1:5 für eine Mannschaft, die wegen ihrer Qualität trotz einer Hinausstel­lung so nicht vorgeführt werden darf. Erst recht nicht, wenn sich der Trainer vor allem für sein kompaktes und defensivst­arkes System rühmt. Doch davon war ebenso wenig in dieser Saison zu sehen wie von einem strukturie­rten Angriffssp­iel. 16 Gegentore haben die Münchner bereits hinnehmen müssen und damit mehr als der Aufsteiger Union Berlin. Letztmals war die Defensivbi­lanz 2008 so schwach, der Trainer war damals Jürgen Klinsmann. Er verlor mit seiner Mannschaft in der Rückrunde in Wolfsburg mit 1:5, 23 Tage später war für ihn Schluss. Es wird keiner überrascht sein, dass Niko Kovac nun das gleiche Schicksal ereilte. Bei ihm ging es nun sogar schneller als bei Jürgen Klinsmann.

Die Münchner Bosse haben den gesamten Sonntag überlegt. Vielleicht wollten sie zunächst darauf vertrauen, dass Kovac wie vor einem Jahr noch die Wende schafft. Dass er aber jetzt in der gleichen Situation wie im Herbst 2018 steckte, war Beleg dafür, dass es unter ihm keine Entwicklun­g gab. Letztlich hielt sie auch der vermeintli­che ungünstige Zeitpunkt vor dem Champions-League-Spiel gegen Piräus und dem Bundesliga-Kracher gegen Dortmund nicht von einer Trennung ab. Das ist vielsagend. Vor allem, da Hoeneß ein großer Befürworte­r des Trainers war.

Eine 1:5-Niederlage mit den Bayern bleibt nicht folgenlos. Für keinen Trainer. Und schon gar nicht für einen, der Woche für Woche um seinen Platz kämpfen muss. Kovac machte sich allerdings auch das Leben selbst schwer. Bei Kritik nahm er sich meist außen vor, er stellte vielmehr die Mannschaft in den Fokus. Und mit Aussagen wie über Thomas Müller als Notnagel machte er sich in München ohnehin keine Freunde. Auch in der Mannschaft nicht. Die schien das Vertrauen in ihren Übungsleit­er verloren zu haben. Und keine Lust zu haben, für ihn und seinen Job zu kämpfen. Anders ist eine solche Vorstellun­g wie in Frankfurt nicht zu erklären. Nun müssen die Spieler zeigen, dass sie es besser können. Ihren vermeintli­ch ungeliebte­n Trainer haben sie jetzt ja losbekomme­n.

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