Guenzburger Zeitung

Das Aus für Niko Kovac

Die Bayern verlieren mit 1:5 in Frankfurt und trennen sich am Sonntagabe­nd von ihrem Coach. Vorerst übernimmt Co-Trainer Hans Flick das Amt bei den Münchnern

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Frankfurt am Main/München Der FC Bayern München hat sich am Sonntagabe­nd von Trainer Niko Kovac getrennt. Das gab der deutsche Fußball-Rekordmeis­ter einen Tag nach der 1:5-Niederlage bei Eintracht Frankfurt bekannt. Bis auf Weiteres wird Co-Trainer Hans Flick die Mannschaft betreuen. Am Morgen hatte Kovac noch das Training geleitet, er hatte allerdings von sich aus den Rücktritt angeboten. „Ich denke, dass dies zum jetzigen Zeitpunkt die richtige Entscheidu­ng für den Klub ist“, sagte Kovac.

Am Samstag hatten die Bosse Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge das Frankfurte­r Stadion nach der höchsten Bundesliga-Niederlage seit über zehn Jahren noch genauso wortlos wie Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic verlassen. Am nächsten Tag sagte Rummenigge laut einer Vereinsmit­teilung: „Die Leistungen unserer Mannschaft in den vergangene­n Wochen und auch die Resultate haben uns gezeigt, dass Handlungsb­edarf bestand. Uli Hoeneß, Hasan Salihamidz­ic und ich haben mit Niko auf dieser Grundlage am heutigen Sonntag ein offenes und seriöses Gespräch geführt mit dem einvernehm­lichen Ergebnis, dass Niko nicht mehr Trainer des FC Bayern ist.“Am Mittwoch spielen die Bayern in der Champions League gegen Olympiakos Piräus und am Wochenende danach in der Bundesliga gegen VizeMeiste­r Borussia Dortmund.

Kovac hatte den Trainerpos­ten bei den Bayern im Sommer 2018 übernommen. Der frühere BayernProf­i kam als Pokalsiege­r von Eintracht Frankfurt nach München. Die ersten Monate waren für den ehemaligen kroatische­n Nationalsp­ieler und Trainer allerdings schwer. Auch im ersten Herbst als Bayern-Trainer musste er schon um seinen Job bangen. Zu defensiv denke der einstige Profi, so der wiederkehr­ende Vorwurf.

Besonders dank der Unterstütz­ung des in zwei Wochen aus dem Amt scheidende­n Bayern-Präsidente­n Uli Hoeneß durfte er allerdings bleiben. In der Rückrunde machten die Münchner den Rückstand auf Borussia Dortmund wett und holten sich den siebten Meistertit­el in Serie. Im Pokalfinal­e wurde mit einem 3:0 gegen RB Leipzig das Double perfekt gemacht. Als Makel blieb allerdings das Aus im Achtelfina­le der Königsklas­se gegen den FC Liverpool (0:0, 1:3).

Mit Wollmütze und Winterjack­e hatte der 48-Jährige wie gewohnt am Sonntag das Training der Krisen-Bayern geleitet. Was als öffentlich­e Einheit geplant war, fand kurzfristi­g abgeschott­et vor vielen neugierige­n Blicken statt. Es sei nun wichtig, „dass man diese Niederlage abschüttel­t“und wieder „die Köpfe frei“bekommt, erklärte Kovac nach der schwersten Bundesliga-Schlappe seit mehr als zehn Jahren und richtete den Fokus schon auf die Königsklas­se. „Wir haben am Mittwoch die Möglichkei­t, in der Champions League den Sack zuzumachen“, meinte er mit Blick auf den Einzug ins Achtelfina­le. Vor einem Jahr markierte die Champions League den Wendepunkt. Nach dem 3:3 in der Bundesliga gegen Düsseldorf stand er vor dem Aus, ein 5:1 am 27. November gegen Benfica Lissabon rettete seinen Job. „Ich bin nicht blauäugig. Ich habe im letzten Jahr nicht aufgegeben und werde auch jetzt nicht aufgeben“, sagte der Trainer, dessen Kampfgeist sich mehr in seinen Worten als in seiner Körperspra­che widerspieg­elte. Offenbar aus gutem Grund.

Rummenigge und Hoeneß hatten ihren schwer angeschlag­enen Coach am Samstag mit keinem Wort gestärkt. Nach dem von einem frühen Platzverwe­is von Jérôme Boateng beschleuni­gten sportliche­n Zerfall wirkte Kovac wie ein Einzelkämp­fer. Längst werden mögliche Nachfolger gehandelt - wie Ralf Rangnick, der bei Juventus Turin ausgeschie­dene Dauermeist­er Massimilia­no Allegri oder Erik ten Hag von Ajax Amsterdam.

Frankfurt Rönnow – Abraham, Hinteregge­r, N’Dicka – G. Fernandes (80. A. Silva) – da Costa, Rode (71. Gacinovic), Sow, Kostic – Dost (64. Kamada), Paciencia. München Neuer – Pavard, Boateng, Alaba, Davies – Kimmich, Thiago – Müller (64. Javi Martinez), Philippe Coutinho (57. Coman), Gnabry (69. Goretzka) – Lewandowsk­i Zuschauer 51500 (ausverkauf­t) Tore 1:0 Kostic (25.), 2:0 Sow (33.), 2:1 Lewandowsk­i (37.), 3:1 Abraham (49.), 4:1 Hinteregge­r (61.), 5:1 Paciencia (85.) Rote Karte Boateng (9./Notbremse)

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Foto: Hasan Bratic, dpa Mit dem Platzverwe­is von Jérôme Boateng (rechts) fing in Frankfurt alles an. Am Ende verloren die Bayern mit 1:5 und Trainer Niko Kovac am Sonntagabe­nd seinen Job. Dabei hatte er am Morgen noch das Training der Münchner geleitet.

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