Gedenkweg Kuno: Ruhiges Erinnern
Seit etwa einem Jahr kann jeder für sich auf den Spuren des früheren Waldwerks wandeln
Jettingen-Scheppach Denkt man an den Zweiten Weltkrieg und das Terrorregime der Nazis, hat man automatisch bestimmte Bilder im Kopf. Grausame Szenen aus den großen Konzentrationslagern in Dachau oder Auschwitz, die völlig zerstörte Innenstadt Augsburgs, Gefangenentransporte, schweres Gerät auf den Straßen, marschierende Infanteristen und noch viele andere Kriegsszenen. Doch die wenigsten spielen sich direkt vor der eigenen Haustür ab. Aber auch hier lief die Kriegsmaschinerie der Nationalsozialisten. Im Waldwerk „Kuno“im Scheppacher Forst ließ das Regime den Me 262 Düsenjäger bauen, der entscheidend zur Kriegswende beitragen sollte. Und auch hier wurden KZ-Häftlinge zur Arbeit gezwungen.
Vor diesem Hintergrund wurde vor etwa einem Jahr ein Gedenkweg eröffnet. Er führt entlang der Spuren des Waldwerks und informiert über die Machenschaften der Nazis, die lange im Verborgenen lagen.
Hubert Droste von den Bayerischen Staatsforsten hat das Projekt Gedenkweg mit initiiert. „Speziell am Wochenende suchen viele Privatpersonen den Gedenkweg auf“, erklärt er. Wirklich Bilanz ziehen will er nicht: „Das war einfach ein Projekt, das uns am Herzen lag.“Er bekomme aber mit, dass noch immer regelmäßig Führungen über das Gelände stattfänden und dass der Gedenkweg „durchaus gut angenommen“werde. Viel wichtiger als Besucherzahlen ist ihm die Erinnerungsarbeit. „Gerade bei der aktuellen politischen Situation dürfen wir nicht nachlassen“, betont Droste.
Ähnlich geht es Hans-Peter Engelbrecht. Der Historiker aus Zusmarshausen begleitete die Spurensuche im Scheppacher Frost von Anfang an. Seine Bilanz zu einem Jahr Gedenkweg fällt „sehr positiv“aus. „Es ist wichtig, dass die Leute erfahren, dass hier etwas war“, betont er und ergänzt: „Man darf diese Dinge nicht wegleugnen und in keinem Fall totschweigen. So schrecklich sie sind, sie gehören zu unserer Geschichte.“
Der Gedenkweg hilft in seinen Augen, genau das zu erreichen. Immer wieder treffe er Wanderer und Radfahrer, die im Scheppacher Forst Halt machen und auf den Spuren von „Kuno“wandeln. Engelbrecht bestätigt: Besonders an den Wochenenden und bei gutem Wetter sei viel los. Ein Raum der stillen Erinnerung, genau das sei das Ziel des Projekts gewesen, erklärt Hubert Droste.
Außerdem betont er: „Es geht nicht nur um die Brutalität des Nazi-Regimes, sondern auch um einfache Akte der Menschlichkeit.“Es ist dieses Zusammentreffen von Brutalität und Menschlichkeit, das ihn persönlich besonders bewegt. Engelbrecht hat für das kommende Frühjahr schon wieder Führungen über das Gelände geplant. Unter den interessierten Gruppen sind politische Parteien genauso wie Volkshochschulklassen und Vereine. Er hat vor, 2020 auch Schulklassen mit auf das Gelände zu nehmen.
Hubert Droste hat derweil ganz pragmatische Pläne im Zusammenhang mit dem Gedenkweg: „Einige Leute haben Probleme, den Parkplatz zu finden, von dem aus man das Waldwerk erreicht.“
Er will sich aus diesem Grund mit der zuständigen Gemeinde Jettingen zusammentun und die Beschilderung auf dem Weg nach „Kuno“verbessern. „Ich bin mir sicher, dass ich da offene Türen einrenne“, betont er.
Mit dieser Folge beenden wir unsere Kurzserie über das ehemalige Waldwerk Kuno im Scheppacher Forst.