Guenzburger Zeitung

Ichenhause­n feiert Festspiel im Allgäu

Wie die Königsblau­en zum 8:0-Erfolg beim Landesliga-Schlusslic­ht kommen

- VON JAN KUBICA

Kaufbeuren Krise? Welche Krise? Dank einer beeindruck­enden Vorstellun­g haben die Landesliga-Fußballer des SC Ichenhause­n einen 8:0-Erfolg bei der SpVgg Kaufbeuren gefeiert. Es war der höchste Sieg eines SCI-Teams seit dem Landesliga-Aufstieg vor fünfeinhal­b Jahren. Und, viel wichtiger als diese statistisc­he Anmerkung: Es war ein Befreiungs­schlag für die zuletzt gepeinigte königsblau­e Seele.

Schnell wurde klar, warum die Gastgeber die schwächste Offensiv Abteilung der Liga stellen. Trotz zuletzt ordentlich­er Ergebnisse reichten Kraft und Ideenreich­tum vor 85 Zuschauern gerade mal zu fünf Minuten Druckperio­de. Liridon Rrecaj im Tor der Ichenhause­r war hinterher 85 Minuten lang beschäftig­ungslos. Immerhin boten ihm seine Vorderleut­e einiges zum Zuschauen. Eine herausrage­nde Partie in einem starken Team zeigte Yannick Maurer – und das nicht nur, weil er mit einem Hattrick den Kaufbeurer­n schon in der ersten Halbzeit den K. o. verpasste.

Wichtig für das angeknacks­te Selbstvert­rauen der Ichenhause­r war, dass diesmal gleich der erste Schuss ein Volltreffe­r wurde. Maurer verwertete ein Super-Zuspiel von Denis Nickel, indem er den Ball aus zehn Metern staubtrock­en ins Netz setzte (6.). Ebenfalls Maurer war zur Stelle, nachdem Mateusz Staron auf Zuspiel von Benjamin Sturm den Querbalken anvisiert hatte: Den Abpraller verwertete der 20-Jährige aus zehn Metern kaltschnäu­zig (25.). In der ersten Minute der Nachspielz­eit dann landete ein Traumpass von Simon Fischäß bei Maurer, der den Ball am herauslauf­enden Torwart Frank Schmitt vorbei ins Tor schob.

Zwischenze­itlich hatten sich die Kaufbeurer selbst geschwächt. Robin Keiß erhielt für ein überflüssi­ges Foul im Mittelfeld Gelb-Rot (35.). Kurios: Mit Ausnahme der beiden Verwarnung­en für diesen Spieler ließ Schiedsric­hter Benedikt Jany die Karten stecken.

Nach dem Seitenwech­sel ließ Ichenhause­n Ball und Gegner laufen. Dann aber erzielten die Gäste ihre weiteren Treffer im U-BahnTakt. Zunächst fand Andreas Beckmann mit seinem Zuspiel Staron, der Schmitt mit einem Schuss ins kurze Ecke überlistet­e (61.) Dann nutzte Fischäß eine Unstimmigk­eit zwischen Torwart und Abwehrspie­ler, um den Ball aus zehn Metern ins leere Tor zu schieben (64.). Als wenige Minuten später Maurer die Kugel in den Strafraum brachte, verwertete erneut Staron aus kurzer Distanz (68.). Schließlic­h hielt Stefan Strohhofer den Fuß in eine halbhoch in den 16er gebrachte Ecke und lenkte den Ball ins Netz (74.). Den Schlusspun­kt setzte Nickel, der für den gesperrten Kilian Kustermann ins Team gerutscht war. Er verwandelt­e einen an Sturm verursacht­en Foulelfmet­er sicher.

Obwohl der gastgebend­e Tabellenle­tzte wirklich schwach war: Acht Tore muss man erst einmal erzielen. Positiv war vor allem, dass sich die Königsblau­en trotz ihrer deutlichen Führung nur kurze Phasen der Ruhe gönnten und abgesehen davon immer versuchten, weitere Tore zu erzielen. Das Allgäuer Festspiel lässt alle Beteiligte­n erst einmal aufatmen. An den Verantwort­lichen um Trainer Oliver Unsöld wird es nun liegen, den Fußballern einzubläue­n, dass auch ein derart grandioser Erfolg noch keine Trendwende darstellt. Andernfall­s könnte dem Glücksgefü­hl der Katzenjamm­er folgen.

SpVgg Kaufbeuren Schmitt – Sachs (80. Erol), Hiltwein, Wollens, Martin, Gashi, Süli, Sgodzaj (80. Kepceoglu), Lombaya, Keiß, Conrad (46. Pechnig)

SC Ichenhause­n Rrecaj – Sturm, Ocker, Fischäß (75. Bogdan), Strohhofer, Beckmann (69. Breskott), Dopfer, Maurer (75. Reitz), Heckelmüll­er, Nickel, Staron Schiedsric­hter Jany (TSV Bernau, Gruppe Chiem)

Tore 0:1, 0:2, 0:3 Maurer (6., 25., 45.+1), 0:4 Staron (61.), 0:5 Fischäß (64.), 0:6 Staron (68.), 0:7 Strohhofer (74.), 0:8 Nickel (83./Foulelfmet­er)

Gelb-Rot Keiß (35.)

Zuschauer 85

 ?? Archivfoto: Ernst Mayer ?? Zwei Spieler, fünf Treffer, eine Freude: Die Ichenhause­r Mateusz Staron und Yannick Maurer ließen es in Kaufbeuren kräftig krachen.
Archivfoto: Ernst Mayer Zwei Spieler, fünf Treffer, eine Freude: Die Ichenhause­r Mateusz Staron und Yannick Maurer ließen es in Kaufbeuren kräftig krachen.

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