Guenzburger Zeitung

Wie sinnvoll sind City-Pässe wirklich?

Ein Ticket für alles – viele Städte werben mit diesem Angebot. Man kann damit sparen, aber auch draufzahle­n

-

London Eye, Madam Tussauds, Westminste­r Abbey und der Tower of London: Wer in der englischen Hauptstadt auf Sightseein­g aus ist, kommt an diesen Orten kaum vorbei. So ein Städtetrip kann aber ganz schön teuer werden. Die meisten Sehenswürd­igkeiten kosten, und man muss irgendwie von A nach B kommen. City-Pässe für Touristen verspreche­n hier einen geldwerten Vorteil. Sie bieten ermäßigten oder kostenlose­n Eintritt in Museen und touristisc­he Attraktion­en, manchmal ohne lästiges Anstehen. Oft ist sogar ein Ticket für den öffentlich­en Nahverkehr im Preis enthalten.

Die Auswahl an solchen Städtepäss­en ist inzwischen riesig. Für beliebte Metropolen wie Madrid, Wien, New York und Rom gibt es mehrere Anbieter. Für preisbewus­ste Reisende kann das ein Vorteil sein. Aber nicht jeder Pass hilft gleich gut beim Sparen. „Kaum ein City-Pass gleicht dem anderen“, erklärt Patrick Hundt, der auf seiner Webseite Citypassve­rgleich.de versucht, einen Überblick über das ausufernde Angebot zu geben. Bei einigen Tickets ist der Eintritt für manche Attraktion­en komplett frei, andere Pässe bieten nur Rabatte, wieder andere eine Kombinatio­n aus beidem. Einige gelten für eine bestimmte Anzahl an Tagen, andere sind unbegrenzt gültig. Und mit manchen Pässen können Touristen kostenlos Metro fahren oder ohne Schlange stehen eintreten.

Ob ein Pass sich lohnt, ist oft nicht auf den ersten Blick erkennbar. „Die Websites vieler Anbieter sind sehr intranspar­ent“, sagt Hundt. Oft wird nicht deutlich, wie viel das Sightseein­g ohne den Pass kosten würde. Und auch die Übersicht über die enthaltene­n Leistungen fällt manchmal schwer. Wie also wählen? Am besten überlegt man zuerst, was man überhaupt besichtige­n will. Denn wer unüberlegt den erstbesten Pass bucht, zahlt am Ende im Zweifel sogar drauf.

Der ADAC weist darauf hin, dass interessan­te Attraktion­en möglicherw­eise auch ohne City Card kostenlos sind. „Um Geld zu sparen, sollten Käufer vorab wissen, welche Attraktion­en sie während ihrer Städtereis­e besichtige­n möchten“, rät auch Patrick Hundt. Grundsätzl­ich gilt: Je besser eine Reise geplant ist und je mehr Sightseein­g man machen möchte, desto größer ist nach Ansicht des Experten das Einsparpot­enzial mit einem Pass. Fehlen im Pass jedoch wichtige Sehenswürd­igkeiten, zahlt man drauf. Manche Pässe lohnen sich laut Hundt auch nur, wenn man die zwei oder drei teuersten Attraktion­en aus dem Leistungsu­mfang nutzt – auch wenn ausgerechn­et diese vielleicht gar nicht interessie­ren. Wieder andere Angebote sind auf Masse ausgelegt: Reisende müssen in kurzer Zeit sehr viele Sehenswürd­igkeiten abklappern. Das kann stressig werden.

Ein Vorteil vieler Pässe ist, dass ein Tages- oder Mehrtagest­icket für den öffentlich­en Nahverkehr enthalten oder zubuchbar ist. Auch hier sollten Urlauber aber nachrechne­n, ob die Angebote der lokalen Verkehrsbe­triebe nicht preiswerte­r sind. Ein Rechenbeis­piel: Mit dem Roma Pass, dem offizielle­n Städtetick­et der Stadt Rom, kann man für 28 Euro innerhalb von zwei Tagen umsonst und ohne Schlange zu stehen die Engelsburg, das Kolosseum und das Forum Romanum besuchen. Die regulären Eintritte sind zwar zusammenge­rechnet auch ohne Pass nicht viel teurer, dafür ist in den 28 Euro auch ein Zwei-TageTicket für die Metro enthalten. Das gibt es quasi umsonst dazu. Auch beim Rom City Pass vom Anbieter Turbopass kann man den Nahverkehr hinzubuche­n. Der Aufpreis liegt hier allerdings deutlich über dem relativ günstigen Preis für die Mehrtagest­ickets von Atac, dem römischen Verkehrsbe­trieb. Dafür ist eine Fahrt mit dem Hop-on-Hopoff-Bus umsonst. „Allerdings ist nicht jedem Käufer eine Ersparnis wichtig“, sagt Hundt. Manche schätzen eher die Bequemlich­keit, ein Ticket für alles zu haben und weniger Schlange zu stehen.

Zu kaufen gibt es die City-Pässe bei verschiede­nsten Unternehme­n. Die großen überregion­alen Anbieter sind City Pass aus den USA, die britische Leisure Pass Group, das deutsche Unternehme­n Turbopass und Stromma aus Skandinavi­en. Darüber hinaus haben die Tourismuso­rganisatio­nen einiger Städte eigene Tickets im Angebot, zum Beispiel Berlin oder Rom. Die meisten Pässe kann man online bestellen, einige werden per Post geschickt oder aufs Smartphone geladen. Andere muss man vor Ort abholen.

Was ihre Geschäftsm­odelle und Erfolge angeht, halten sich die meisten Anbieter bedeckt. City Pass gibt immerhin an, seit der Gründung 1997 etwa 22 Millionen Städtetick­ets verkauft zu haben. Die Berlin Welcome Card, das offizielle Städtetick­et der Tourismuso­rganisatio­n Visit Berlin, wurde nach eigenen Angaben in den letzten 25 Jahren bereits zwölf Millionen Mal verkauft und ist damit eines der erfolgreic­hsten Städtetick­ets überhaupt. Egal, für welches Unternehme­n man sich entscheide­t: Wer sparen will, muss vor jedem Trip aufs Neue durchrechn­en. Julia Ruhnau, dpa Dass das Base Camp in Bonn eine ganz besondere Unterkunft ist, wusste ich schon, als ich meinen „Weltenbumm­ler“online reserviert habe. Ich wollte auch mal ein Camping-Erlebnis haben, aber möglichst indoor. Und dafür ist das Base Camp die beste Adresse. Der erste Eindruck: blauer Himmel, blaues Meer und viele bunte Wohnwagen. In einer riesigen Lagerhalle stehen chromblitz­ende amerikanis­che Airstreams neben witzig dekorierte­n Wohnwagen wie Jägerhütte, Hollywood oder Safari, man kann in einer Gondel übernachte­n, in einem VW Bully oder auch in einem Tiny House, einem Mini-Häuschen, und draußen vor der Tür sogar in einem echten Liegewagen. Mein Weltenbumm­ler gehört zu den kleinsten Wohnwagen. Er hat gerade mal Platz für ein Bett, das allerdings ist großzügig bemessen und für mich völlig ausreichen­d. Denn

Duschen und

Toiletten sind in den Gemeinscha­ftsräumen untergebra­cht.

Und eine Küche brauche ich ohnehin nicht. Dafür habe ich vor der Tür ein paar Stühle und einen

Tisch, wo ich mich mit anderen Base Campern zusammense­tzen kann. Die Idee zu der ungewöhnli­chen Schlafgele­genheit hatte der Bonner Hotelier Michael Schlößer schon 2012. Eineinhalb Jahre wurde geplant und gewerkelt. Für die fantasievo­lle Gestaltung der Wohnwagen sorgte dann die Filmset-Designerin Marion Seul. Das Konzept kam gut an und schlug Wellen bis nach England, wo der Guardian schrieb: „Bonn läuft Gefahr, seinen Ruf als langweilig­ste Stadt Europas zu verlieren.“Für 2020 hat der legendäre Reiseführe­r Lonely Travel Bonn unter die Top 10 der Städteziel­e aufgenomme­n – wegen Beethoven und seinem 250. Geburtstag. Lilo Solcher

 ??  ?? Base Camp Bonn, In der Raste 1, 53129 Bonn, Tel. 02289349 4955, E-Mail: stay@basecampbo­nn.de, basecamp-bonn.de, Wohnwagen ab 55 Euro pro Person
Base Camp Bonn, In der Raste 1, 53129 Bonn, Tel. 02289349 4955, E-Mail: stay@basecampbo­nn.de, basecamp-bonn.de, Wohnwagen ab 55 Euro pro Person

Newspapers in German

Newspapers from Germany