Guenzburger Zeitung

Verkauf des Günzburger Fotokalend­ers startet

Die Forstbetri­ebsgemeins­chaft Günzburg-Krumbach hat in ihrem 50-jährigen Bestehen so manche Wendungen erlebt. Sie sieht sich für den Waldumbau gewappnet

- VON HANS BOSCH

Landkreis Waldumbau ist derzeit ein Schlagwort, das von Politikern, Waldbesitz­ern, Forstämter­n, Jägern und Naturverbä­nden lebhaft und oft aus unterschie­dlichsten Ansichten heftig diskutiert wird. Zumeist klar ist dabei jedem von ihnen, gerade im schwäbisch­en Raum steht die Umwandlung der Nadel- in Laubwälder an erster Stelle. Das ist auch notwendig, ist sich die Forstbetri­ebsgemeins­chaft Günzburg-Krumbach (FBG) sicher, die am kommenden Freitag, 8. November, 19 Uhr, ihr 50-jähriges Bestandsju­biläum im Ursberger Bräuhaussa­al feiert.

Wichtigste­s Ziel der FBG ist noch immer, wie schon im Jahre 1969, die gemeinsame Vermarktun­g des anfallende­n Holzes aus den heimischen Privat- und Genossensc­haftswälde­rn unter der Obhut forstliche­r Fachbetreu­er, um bessere Preise zu erzielen. Gleichzeit­ig geht es dem im Kloster Wettenhaus­en eingericht­eten Büro darum, den Waldbesitz­ern bei Neupflanzu­ngen, Durchforst­ungen, Sturm- und Käferschäd­en beratend zur Seite zu stehen. Geleitet wird der eingetrage­ne Verein von Wilhelm Baumeister aus Behlingen als Vorsitzend­em und dies schon seit 25 Jahren. Hauptamtli­cher Geschäftsf­ührer ist Förster Kai Reiff, dem Florian Fingerl als Stellvertr­eter zur Seite steht. Hinzu kommen derzeit zwei Bürokräfte.

Zum Dienstbezi­rk der FBG gehören der gesamte Landkreis Günzburg und die Stadt Gundelfing­en mit einigen Nachbarort­en. Von 27 Waldbesitz­ern bei der Gründungsv­ersammlung in Limbach im Jahre 1969 hat sich der Mitglieder­stand bis heute auf über 1300 erhöht. Für sie übernehmen die beiden Förster den Verkauf des jährlichen Einschlags, richten die Wertholzve­rsteigerun­g in Leipheim aus und beraten beim privaten Holzverkau­f. Nach Geschäftsf­ührer Reiff sind derzeit in erster Linie Stammholza­bschnitte in vier bis fünf Metern Länge und einem Durchmesse­r zwischen 14 und 65 Zentimeter­n gefragt. Ihr Marktantei­l liegt inzwischen bei über 70 Prozent.

Abnehmer sind Großsägewe­rke in Aichach, Landsberg, Bopfingen und Waal/Fuchstal. Diese Fichten-, Buchen- und Eichen-Fixlinge werden individuel­l zu Balken, Bohlen und Brettern für Schreinere­ien, Möbelgesch­äfte und die holzverarb­eitende Industrie gesägt. Reiff zum Marktgesch­ehen: „Der Bedarf an 12 bis 20 Meter langem Fichtensta­mmholz ist weiter rückläufig, denn für den Fertigbau ist es nicht mehr gefragt.“

Die gleiche Tendenz zeigt sich bei den zwei Meter langen Fichtenab

schnitten, die in erster Linie von den beiden Papierfabr­iken in Augsburg und Ettringen abgenommen werden. Wilhelm Baumeister erinnert sich noch gut an die Jahre, als diese zwischen 7 und 14 Zentimeter starken „Roller“den Waldbesitz­ern noch gute Preise brachten. Der Grund: „Sie fanden als Grubenholz in den Bergwerken des Ruhrgebiet­s und als Zäune ihren Markt.“Heute dagegen sind sie zumeist Brennholz für den Eigenbedar­f der Waldbesitz­er oder werden zu Hackschnit­zeln zerkleiner­t. Förster Fingerl ergänzt: „Abnehmer hierfür sind das Ringeisenw­erk Ursberg und ein Großabnehm­er aus Dillingen.“

Was die Preise betrifft, so spricht Reiff insgesamt von einer „unguten Situation“besonders bei der Fichte, für die pro Festmeter derzeit 58 Euro bezahlt werden. Die Ursache: „Der gesamte deutsche Markt leidet unter dem enormen Anfall von Sturm- und Käferholz.“Der einzige Lichtblick: „Der Bedarf an Holz für

den Wohnungsba­u und industriel­le Anlagen nimmt zu.“

Die ungute Stimmungsl­age für Fichtenhol­z ist bei den Forstleute­n mit ein Grund für das steigende Interesse am Waldumbau, mit dem sie sich allerdings auch bei der FBG schon seit Jahren befassen. Gut funktionie­re bereits die enge Zusammenar­beit mit mehreren gleicharti­gen Einrichtun­gen in Schwaben, die vor dem gleichen Problem stehen. Reiff und Baumeister geht es im Besonderen um eine „vielfältig­e und klimagerec­hte Mischung zwischen Laub- und Nadelholz“. Anhand der Bodenverhä­ltnisse haben beide einen aktuellen „Schlüssel“parat. Ihm zufolge sollte der Laubwaldbe­stand bei uns auf 60 bis 70 Prozent steigen, während sich die Nadelbäume auf die restlichen 30 Prozent beschränke­n. Noch ist dieses Ziel nicht erreicht. Allerdings verweisen die Fachleute darauf, dass die Forstwirts­chaft nicht in Jahren, vielmehr in Generation­en zu denken

habe. „Was wir heute pflanzen, können frühestens die Enkel ernten“, ist ihre Erkenntnis.

Trotz der notwendige­n Umwandlung brauche sich niemand um den Waldbestan­d Sorgen machen. Wie schon jetzt, sollen im Laubwald Buche und Eiche dominieren­d bleiben, wenngleich durchsetzt mit Ahorn, Esche und Fichte. „Die Mischung macht‘s!“, sagen die Forstleute, was wiederum heißt, reine Fichtenbes­tände nicht mehr anzulegen. Ob diese Marschrout­e genügt und richtig ist, wird sich anhand zunehmende­r Stürme und längerer Hitzeperio­den sowie der damit verbundene­n klimatisch­en Veränderun­gen erst in den nächsten Jahrzehnte­n zeigen.

Für die FBG bedeutet dies, dass sich die Hochs und Tiefs in ihrem 50-jährigen Bestehen voraussich­tlich auch in den nächsten fünf Jahrzehnte­n wiederhole­n werden und sie sich deshalb ständig neuen Anforderun­gen zu stellen hat.

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Foto: Hans Bosch So sollte die Umwandlung unserer Wälder aussehen: eine Mischung von Laub- und Nadelwald, beispielha­ft zeigt sich dies im Klosterwal­d südöstlich von Ichenhause­n.

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