Wie der neue Kreisbrandrat die Lage der Wehren sieht
Stefan Müller löst Robert Spiller ab. Im Interview mit unserer Zeitung blicken sie auf die Situation der Feuerwehren im Landkreis.
Günzburg Zum 15. November vollzieht sich der Wechsel an der Spitze der Kreisfeuerwehren: Stefan Müller aus Dürrlauingen löst den seit November 2001 amtierenden Kreisbrandrat Robert Spiller aus Burgau ab. Der Kreisbrandrat ist die oberste Instanz für Brandverhinderung, Brandbekämpfung und Katastrophenschutz im Landkreis. Es ist ein Ehrenamt, das aber nur durch eine entsprechende Freistellung vom Arbeitgeber zu bewältigen ist. Wir sprachen mit Robert Spiller und Stefan Müller.
Herr Spiller, als Sie im November 2001 das Amt des Kreisbrandrates übernahmen, welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Robert Spiller: Die Ausrüstung der Feuerwehren und die Ausbildung der Feuerwehrleute im Landkreis sollten bestmöglich sein, das war immer mein Anspruch. Es gibt nur drei Feuerwehrschulen in Bayern. Die eigenen Leute zum richtigen Zeitpunkt auf den richtigen Lehrgang schicken zu können, das war oft eine Herausforderung.
In 18 Jahren an der Spitze der Feuerwehr, da gibt es gewiss vieles, was Sie nicht mehr vergessen.
Spiller: Der Großbrand im Werk der Firma Wanzl in Leipheim bei Temperaturen von minus 20 Grad oder der Brand bei der Firma Striegl in Krumbach bei plus 35 Grad Außentemperatur, das waren extreme Herausforderungen bei abenteuerlichen äußeren Bedingungen. Dreimal hatten wir im Landkreis Katastrophenalarm wegen Hochwassers, da musste die Feuerwehr alles geben. Und es gab immer wieder Großeinsätze bei schweren Unfällen auf der Autobahn. Wenn es Todesfälle beim Einsatz gibt, ist das immer sehr belastend für Einsatzkräfte.
Bis Sie zum Einsatzort kamen, war in der Regel der örtliche Kommandant in der Verantwortung. Lösten Sie ihn ab, denn Sie bringen mehr Erfahrung mit? Spiller: Ich verschaffte mir rasch einen Gesamtüberblick. Wenn der Einsatzleiter die Sache im Griff hatte, was meistens der Fall war, habe ich mich darauf beschränkt, ihn zu unterstützen. Oft habe ich dann viel fotografiert, denn im Nachhinein wird Bildmaterial zur Dokumentation benötigt. Aber wer denkt schon ans Fotografieren, wenn es lichterloh brennt.
Würden Sie sich denn erneut für das Amt des Kreisbrandrats zur Verfügung stellen, wenn Sie nochmals in der Entscheidungssituation wie vor 18 Jahren wären?
Spiller: Das Amt ist ungemein wichtig. Wenn man all die Lehrgänge absolviert hat, die man braucht, und hinreichend Erfahrung in der Einsatzleitung hat, wenn man vom Landrat zur Wahl vorgeschlagen wird und das Vertrauen der Mehrheit der Feuerwehrkommandanten bekommt, die wählen dürfen, dann stellt man sich der Aufgabe, denn man hat schließlich ein Verantwortungsbewusstsein. Ihre Frage zielt auf schlechte Erfahrungen. Dazu fällt mir nur ein, dass der Anteil der Büroarbeiten in den 18 Jahren stark zugenommen hat. Das ist allerdings keine gute Entwicklung.
Herr Müller, man hört, es werde schwerer, Menschen fürs Ehrenamt zu gewinnen. Ist Ihnen da nicht bange um die Zukunft der Feuerwehr im Landkreis? Müller: Nein. Wir verzeichnen sogar einen Anstieg bei den aktiven Jugendlichen. Auch bei den Frauen ist die Feuerwehr von heute attraktiv. Wir haben jetzt zwei Frauenbeauftragte, echte Power-Frauen, die Freude an der Ausbildung haben und daran, dies mit den Aufgaben in der Familie unter einen Hut zu bekommen. Defizite sehe ich bei den 40- und 50-Jährigen. Da hoffe ich auf ein paar Quereinsteiger. Mein Rat an Menschen, die in den Landkreis ziehen: Es gibt keine effektivere Integration als die Mitwirkung bei der örtlichen Feuerwehr. Ich selbst bin Mittelfranke, zog nach Dürrlauingen, ging zur Feuerwehr und war sofort im Dorf zu Hause.
Sie übernehmen nun das Amt und finden geordnete Verhältnisse vor. Welche Ziele setzen Sie sich?
Müller: Die Akzeptanz der Feuerwehr und die Wahrnehmung ihrer Leistungen zu verbessern, daran möchte ich arbeiten. Ich denke da auch an die Arbeitgeber. In Zeiten des Fachkräftemangels sind manche nicht bereit, ihr Personal zum Einsatz zu lassen. Sicherheitsaufgaben aber gehen alle an, da müssen alle am selben Strang ziehen.
Stichwort Akzeptanz: Man hört ebenfalls immer wieder von Behinderungen der Sicherheitskräfte während ihres Dienstes. Bisweilen gibt es ja auch tätliche Angriffe auf die Sicherheitskräfte.
Müller: Davon sind wir bislang gottlob kaum betroffen. Gut, es gibt die Gaffer bei Unfällen und es gibt ein paar Maulende, wenn die Feuerwehr bei Faschingsumzügen den Verkehr umleitet. Aber richtige Probleme hatten wir noch nicht. Im Übrigen stärkt uns das bayerische Feuerwehr-Gesetz. Wir haben das Recht, die Leute vom Platz zu verweisen, wenn das nötig sein sollte und die Polizei noch nicht vor Ort ist.
Interview: Dr. Heinrich Lindenmayr