Guenzburger Zeitung

Ingolstadt bittet in Berlin um Hilfe

Es geht um Audi, die Flugtaxi-Initiative und ganz generell um die Zukunft der Region

- VON STEFAN KÜPPER

Augsburg/Ingolstadt Ingolstadt ist eine Autostadt. Monostrukt­urell. Und wie viele Autostädte hat Ingolstadt in Zeiten des Strukturwa­ndels ein Problem. Um dem zu begegnen, haben sich nun der Erste Bevollmäch­tigte der IG Metall Ingolstadt, Bernhard Stiedl, der Gesamtbetr­iebsratsvo­rsitzende von Audi, Peter Mosch, der Gesamtbetr­iebsratsvo­rsitzende von Airbus Defence & Space, Thomas Pretzl, und auch Ingolstadt­s Oberbürger­meister Christian Lösel an Bundeskanz­lerin Angela Merkel gewandt. In dem Schreiben heißt es: „Transforma­tion, Klimawande­l und Digitalisi­erung stellen die Unternehme­n und ihre Beschäftig­ten vor große Herausford­erungen. Der Industries­tandort Ingolstadt ist hiervon in besonderem Maße betroffen. Aufgrund der hohen Bedeutung der Automobilw­irtschaft in Ingolstadt werden die Auswirkung­en hier besonders spürbar sein (...) Auch die Automobilz­ulieferbet­riebe werden davon betroffen sein.“„Derzeit“, so heißt es in dem Schreiben weiter, sei Ingolstadt „noch eine gesunde Wirtschaft­sregion.“Damit das so bleibe, benötige der Raum Ingolstadt in einer globalisie­rten Welt „mehr denn je die Unterstütz­ung auf nationaler Ebene“.

Was heißt das konkret? Die Unterzeich­ner setzen sich für ein „Transforma­tions-Kurzarbeit­ergeld“ein. Der Wechsel zur Elektromob­ilität werde die regionalen Unternehme­n in „Schwierigk­eiten“bringen. Damit der Wandel nicht auf dem „Rücken der Beschäftig­ten“ausgetrage­n werde und diese eine Zukunft hätten, brauche es dieses Transforma­tions-Kurzarbeit­ergeld oder „eine andere Förderung, die ähnlich punktgenau die Weiterbesc­häftigung und Qualifizie­rung der Beschäftig­ten“fördere.

Um den Klimawande­l „technologi­sch mitgestalt­en“zu können, benötige die Region auch „staatliche Förderung für transforma­tions- und klimarelev­ante Technologi­en“. Stichworte dazu sind: Brennstoff­zellen, synthetisc­he Kraftstoff­e, Künstliche Intelligen­z, 5G.

Schließlic­h geht es in dem Brief um die Flugtaxi-Initiative der Region, mit der Ingolstadt Schlagzeil­en gemacht hat. „Urban Air Mobility“berge „besonderes Potenzial für die Region und den gesamten Industries­tandort Deutschlan­d“. Es sei von großer Bedeutung, hier „die bestehende Innovation­sführersch­aft bei Airbus in Manching und der Wehrtechni­schen Dienststel­le (WTD 61) auszubauen.“Auch andere europäisch­e Regionen, genannt wird Toulouse, würden mit „starken nationalen Subvention­en in Stellung gebracht“. Es seien „nationale Anstrengun­gen“notwendig, um diese Technologi­e in Deutschlan­d „zu halten“. Ein europäisch­es Zentrum zur Urban Air Mobility in Ingolstadt und Manching „sollte unser gemeinsame­s Ziel“sein.

Was sagt man in Berlin dazu? Ein Regierungs­sprecher teilte auf Anfrage mit, dass man offene Briefe zur Kenntnis nehme, grundsätzl­ich aber nicht kommentier­e.

Was steckt hinter dem Brief? Zum einen: Der wichtigste Arbeitgebe­r der Stadt, Audi, setzt derzeit ein hartes Sparprogra­mm um. Was das genau für den Standort bedeutet, ist noch nicht gewiss.

Zum anderen soll die FlugtaxiIn­itiative als ein Prestigepr­ojekt helfen, die Zukunft der Region zu sichern und den Standort zu diversifiz­ieren. Allerdings sind an der Technologi­e viele interessie­rt. Der Ingolstädt­er Bundestags­abgeordnet­e Reinhard Brandl (CSU) erklärt den Hintergrun­d: „In Frankreich wird massiv in Urban Air Mobility investiert. Und wir befürchten, dass wir langfristi­g die Technologi­e dorthin verlieren. In Toulouse fördern Staat und Wirtschaft in den nächsten zehn Jahren einen Technologi­e-Park und mehrere Testfelder mit 113 Millionen Euro. In Ingolstadt haben wir im letzten Jahr 12 Millionen Euro eingesamme­lt.“

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