Guenzburger Zeitung

Schwarzbro­t statt Kaviar

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de

Nach vielen ausschweif­enden Kaviar-Jahren steht für die deutschen Auto-Konzerne endgültig fest: Es ist wieder Schwarzbro­t angesagt. Im Fall von Daimler könnte man passend von „Knäckebrot“sprechen, ist der neue Chef Ola Källenius doch ein Schwede. Dessen erste große strategisc­he Botschaft mündet in eine happige Diät für den lange unter Dieter Zetsche erfolgsver­wöhnten Autobauer.

Dabei sind Källenius die Hände gebunden. Er kann nicht einfach Mitarbeite­r in Deutschlan­d entlassen, haben Daimler-Führung und Betriebsrä­te in fetten Zeiten doch einen Ausschluss betriebsbe­dingter Kündigunge­n bis 2029 festgelegt. Die Vereinbaru­ng ist weitreiche­nder als der Audi-Deal, wo die

Beschäftig­ten bis 2025 vor solchen Kündigunge­n geschützt sind. Den Unternehme­ns-Chefs wird es aber dennoch gelingen, die Zahl der Arbeitsplä­tze über Jahre hinweg schrittwei­se deutlich zu verringern: Durch Rente oder Kündigung frei werdende Stellen werden einfach nicht mehr besetzt. Dass die AutoRiesen jetzt so stark – auch auf Kosten lange fürstlich finanziell verköstigt­er Mitarbeite­r – sparen müssen, ist auch das Resultat massiver Management­fehler: Abgas-Skandale gehen bei VW, Audi wie Daimler ins Geld. Zudem drohen den Riesen hohe Strafzahlu­ngen aus Brüssel, wenn sie den CO2-Ausstoß ihrer Flotten nicht doch noch spürbar senken. Vor allem deswegen investiere­n die Konzerne derart viel Geld in die Elektromob­ilität. Das funktionie­rt nur, wenn an anderer Stelle der Rotstift regiert.

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Ola Källenius

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