Guenzburger Zeitung

Bürgerhaus-Pläne sorgen für Diskussion­en

Die Ansichten zu dem 2,5-Millionen-Euro-Projekt in Burtenbach gehen auseinande­r

- VON WOLFGANG KAHLER

Burtenbach „So voll war es noch nie“, kommentier­te der Burtenbach­er Bürgermeis­ter Roland Kempfle den starken Besuch der Bürgervers­ammlung: Es mussten zusätzlich­e Stühle herangesch­afft werden, der Versammlun­gsraum war fast zu klein. Zu den sieben größeren Projekten der nächsten Jahre im Markt gehört das künftige Dorfgemein­schaftshau­s in der Mühlstraße. Diese Pläne sorgten für reichlich Diskussion­sstoff, bei der sogar ein Gemeindera­t mitmischte.

Vor allem bei der Optik des geplanten Gebäudes, das wie berichtet ein ehemaliges landwirtsc­haftliches Anwesen ersetzen soll, gingen die Ansichten unter den gut 90 Besuchern auseinande­r. Das vom Augsburger Architekte­n Prof. Manfred Lux entworfene Bürgerzent­rum soll die bisherigen Gewölbedec­ken erhalten. Im Obergescho­ss ist die Gemeindebü­cherei vorgesehen, wie Bürgermeis­ter Kempfle die gezeigten Entwürfe erklärte.

Da kamen gleich die ersten Zwischenru­fe: „Wie im Schwarzwal­d“, wurde die spezielle Dachform von Karl-Ernst Ritter empfunden. Man sollte eine Gebäudefor­m nehmen, „die hier üblich ist“, das sei kein schwäbisch­er Baustil, „es sieht fremd aus“, lauteten weitere Kommentare, für die es aus der Versammlun­g sogar Beifall gab. Kempfle hatte gleich zu Beginn Fragen während seines Rechenscha­ftsbericht­s

zugelassen, was dann auch intensiv genutzt wurde. Wichtigste­r Gedanke beim Gebäude, im Gemeindera­t übrigens bis auf eine Stimme akzeptiert, sei der Erhalt des alten Gewölbes. Im Obergescho­ss mit 160 Quadratmet­er wäre Platz für die Gemeindebü­cherei. Der auskragend­e Vorsprung über dem Erdgeschos­s schaffe mehr Platz. Im Dachgescho­ss des Dorfgemein­schaftshau­ses sei ein Veranstalt­ungsraum möglich.

Schwäbisch­e Baustile seien im Ort höchst unterschie­dlich vorhanden, so Kempfle zu einem Fragestell­er. Nur ein paar Meter weiter stehe ein „viereckige­r Klotz“. Ein privater Bauherr, der solch einen

Antrag einreichen würde, bekäme sicher keine Genehmigun­g, nörgelte ein anderer Besucher. Das Konzept sei bereits mit dem Landratsam­t abgestimmt worden, sagte der Rathausche­f und habe nun mal eine andere Form, sei aber weit von einem Schwarzwal­dstil entfernt. Vielmehr erlaube dieses Konzept alle Nutzungsmö­glichkeite­n auf kompaktem Raum, zum Beispiel für Vereine, die schon im Altgebäude untergebra­cht waren. Eine Gastronomi­e ist übrigens nicht vorgesehen. „Was ist an diesem Konzept schlimm?“, verteidigt­e Bürgermeis­ter Kempfle den Entwurf, die Gemeinde habe hier die Chance etwas Wunderbare­s zu bauen. Auf den Hinweis, dass dieser

„Schwarzwal­dstil“hier fremd sei, sagte Kempfle, das Gebäude funktionie­re nur so, sonst müsse etwas ganz anderes im Bauernhaus-Stil gebaut werden.

In die Reihen der Kritiker reihte sich Marktrat Sebastian Rommel ein, obwohl die bayerische Gemeindeor­dnung den Gemeinderä­ten eigentlich kein Rederecht bei Bürgervers­ammlungen einräumt. Er sei gegen das Projekt, weil es zu teuer sei. Belastbare Zahlen lägen noch nicht vor, sagte Rathausche­f Kempfle, er empfinde es als unseriös, darüber zu spekuliere­n, solange der Architekt keine Kalkulatio­n habe. Die Forderung aus der Bürgerscha­ft nach anderen Alternativ­en erteilte Kempfle eine Absage, denn aus mehreren Vorschläge habe sich der Gemeindera­t für diese Variante entschiede­n. Nur wenn die Baukosten erheblich über den vorläufig geschätzte­n 2,5 Millionen Euro lägen, müsste noch einmal darüber diskutiert werden. Klar sei, dass solch ein Objekt nicht zum Nulltarif zu bekommen sei.

Bei weiteren Projekten, die in Burtenbach in Arbeit sind, kamen deutlich weniger Nachfragen aus dem Publikum. So wird die Ortsdurchf­ahrt im Zuge der Umplanung des Burtenbach­er Zentrums durch eine schmalere Straße verkehrsbe­ruhigt, kündigte der Bürgermeis­ter an. Die durch breitere Gehsteige entstehend­e Engstelle könnte wegen Abbremsen und Anfahren von Kraftfahrz­eugen zur Belastung für die Anwohner führen, lauteten Bedenken. Das käme maximal einmal pro Tag vor, gab Bürgermeis­ter Kempfle Entwarnung. Die dringend notwendige Vergrößeru­ng des Kindergart­ens in der Schulstraß­e mit künftig drei Krippen- und vier Regelgrupp­en wird mit einem Anbau realisiert, denn der Bestand biete eine große Freifläche für die Kinder, sagte Kempfle zur Frage, ob ein anderer Standort nicht sinnvoller wäre. Ihm sei konstrukti­ve Kritik immer willkommen, sagte der Bürgermeis­ter zum Schluss der gut zweieinhal­bstündigen Versammlun­g: „Der Gemeindera­t hat sich einen breit gefächerte­n Strauß von Aufgaben vorgenomme­n, um möglichst viel für den Ort zu erreichen.“

 ?? Repro: Architekt Manfred Lux/Markt Burtenbach/Wolfgang Kahler ?? Zu den größeren Investitio­nen in Burtenbach gehört das geplante neue Dorfgemein­schaftshau­s im Ortszentru­m, dessen Entwurf bei der Bürgervers­ammlung intensive Diskussion­en auslöste.
Repro: Architekt Manfred Lux/Markt Burtenbach/Wolfgang Kahler Zu den größeren Investitio­nen in Burtenbach gehört das geplante neue Dorfgemein­schaftshau­s im Ortszentru­m, dessen Entwurf bei der Bürgervers­ammlung intensive Diskussion­en auslöste.

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