Bürgerhaus-Pläne sorgen für Diskussionen
Die Ansichten zu dem 2,5-Millionen-Euro-Projekt in Burtenbach gehen auseinander
Burtenbach „So voll war es noch nie“, kommentierte der Burtenbacher Bürgermeister Roland Kempfle den starken Besuch der Bürgerversammlung: Es mussten zusätzliche Stühle herangeschafft werden, der Versammlungsraum war fast zu klein. Zu den sieben größeren Projekten der nächsten Jahre im Markt gehört das künftige Dorfgemeinschaftshaus in der Mühlstraße. Diese Pläne sorgten für reichlich Diskussionsstoff, bei der sogar ein Gemeinderat mitmischte.
Vor allem bei der Optik des geplanten Gebäudes, das wie berichtet ein ehemaliges landwirtschaftliches Anwesen ersetzen soll, gingen die Ansichten unter den gut 90 Besuchern auseinander. Das vom Augsburger Architekten Prof. Manfred Lux entworfene Bürgerzentrum soll die bisherigen Gewölbedecken erhalten. Im Obergeschoss ist die Gemeindebücherei vorgesehen, wie Bürgermeister Kempfle die gezeigten Entwürfe erklärte.
Da kamen gleich die ersten Zwischenrufe: „Wie im Schwarzwald“, wurde die spezielle Dachform von Karl-Ernst Ritter empfunden. Man sollte eine Gebäudeform nehmen, „die hier üblich ist“, das sei kein schwäbischer Baustil, „es sieht fremd aus“, lauteten weitere Kommentare, für die es aus der Versammlung sogar Beifall gab. Kempfle hatte gleich zu Beginn Fragen während seines Rechenschaftsberichts
zugelassen, was dann auch intensiv genutzt wurde. Wichtigster Gedanke beim Gebäude, im Gemeinderat übrigens bis auf eine Stimme akzeptiert, sei der Erhalt des alten Gewölbes. Im Obergeschoss mit 160 Quadratmeter wäre Platz für die Gemeindebücherei. Der auskragende Vorsprung über dem Erdgeschoss schaffe mehr Platz. Im Dachgeschoss des Dorfgemeinschaftshauses sei ein Veranstaltungsraum möglich.
Schwäbische Baustile seien im Ort höchst unterschiedlich vorhanden, so Kempfle zu einem Fragesteller. Nur ein paar Meter weiter stehe ein „viereckiger Klotz“. Ein privater Bauherr, der solch einen
Antrag einreichen würde, bekäme sicher keine Genehmigung, nörgelte ein anderer Besucher. Das Konzept sei bereits mit dem Landratsamt abgestimmt worden, sagte der Rathauschef und habe nun mal eine andere Form, sei aber weit von einem Schwarzwaldstil entfernt. Vielmehr erlaube dieses Konzept alle Nutzungsmöglichkeiten auf kompaktem Raum, zum Beispiel für Vereine, die schon im Altgebäude untergebracht waren. Eine Gastronomie ist übrigens nicht vorgesehen. „Was ist an diesem Konzept schlimm?“, verteidigte Bürgermeister Kempfle den Entwurf, die Gemeinde habe hier die Chance etwas Wunderbares zu bauen. Auf den Hinweis, dass dieser
„Schwarzwaldstil“hier fremd sei, sagte Kempfle, das Gebäude funktioniere nur so, sonst müsse etwas ganz anderes im Bauernhaus-Stil gebaut werden.
In die Reihen der Kritiker reihte sich Marktrat Sebastian Rommel ein, obwohl die bayerische Gemeindeordnung den Gemeinderäten eigentlich kein Rederecht bei Bürgerversammlungen einräumt. Er sei gegen das Projekt, weil es zu teuer sei. Belastbare Zahlen lägen noch nicht vor, sagte Rathauschef Kempfle, er empfinde es als unseriös, darüber zu spekulieren, solange der Architekt keine Kalkulation habe. Die Forderung aus der Bürgerschaft nach anderen Alternativen erteilte Kempfle eine Absage, denn aus mehreren Vorschläge habe sich der Gemeinderat für diese Variante entschieden. Nur wenn die Baukosten erheblich über den vorläufig geschätzten 2,5 Millionen Euro lägen, müsste noch einmal darüber diskutiert werden. Klar sei, dass solch ein Objekt nicht zum Nulltarif zu bekommen sei.
Bei weiteren Projekten, die in Burtenbach in Arbeit sind, kamen deutlich weniger Nachfragen aus dem Publikum. So wird die Ortsdurchfahrt im Zuge der Umplanung des Burtenbacher Zentrums durch eine schmalere Straße verkehrsberuhigt, kündigte der Bürgermeister an. Die durch breitere Gehsteige entstehende Engstelle könnte wegen Abbremsen und Anfahren von Kraftfahrzeugen zur Belastung für die Anwohner führen, lauteten Bedenken. Das käme maximal einmal pro Tag vor, gab Bürgermeister Kempfle Entwarnung. Die dringend notwendige Vergrößerung des Kindergartens in der Schulstraße mit künftig drei Krippen- und vier Regelgruppen wird mit einem Anbau realisiert, denn der Bestand biete eine große Freifläche für die Kinder, sagte Kempfle zur Frage, ob ein anderer Standort nicht sinnvoller wäre. Ihm sei konstruktive Kritik immer willkommen, sagte der Bürgermeister zum Schluss der gut zweieinhalbstündigen Versammlung: „Der Gemeinderat hat sich einen breit gefächerten Strauß von Aufgaben vorgenommen, um möglichst viel für den Ort zu erreichen.“