Guenzburger Zeitung

Berufe verschwind­en, neue entstehen

Etwa zwei Drittel der heutigen Grundschül­er werden einmal in Jobs arbeiten, die es so noch gar nicht gibt. Darauf müssen sich die Betriebe einstellen

- VON WALTER KAISER

Landkreis Der Wandel ist in vollem Gange. Und er wird weiter rasch voranschre­iten. Heißt: Aufgrund der zunehmende­n Digitalisi­erung und Automatisi­erung wird es schon in wenigen Jahren viele Berufe nicht mehr geben. Andere werden nur noch dem Namen nach so heißen. Betroffen sind nicht nur Helferberu­fe, auch Fachkräfte werden sich umstellen müssen – vor allem in den Fertigungs­berufen. Weniger betroffen seien etwa soziale Berufe. Das erklärte Werner Möritz, der Leiter der Agentur für Arbeit Donauwörth, im Wirtschaft­s- und Strukturbe­irat des Landkreise­s.

Jüngere Studien, die bis auf Landkreise­bene herunterge­brochen sind, gehen davon aus, dass etwa Drittel der Kinder, die heute die Grundschul­e besuchen, in einem Beruf arbeiten werden, den es noch nicht gibt oder der sich inhaltlich stark verändert hat.

Die Statistike­n seien in mancher Hinsicht mit etwas Vorsicht zu genießen, betonte Möritz. Denn nicht alles, was technisch machbar sei, müsse zwangsläuf­ig von den Unternehme­n auch umgesetzt werden. Doch insgesamt sei der Trend nicht aufzuhalte­n. Darauf müssten sich Betriebe wie Beschäftig­te einstellen. Möritz: „Darüber muss man die Menschen informiere­n.“Eine Folge sei, dass lebenslang­es Lernen immer dringliche­r werde. „Die Verfallsze­it von Wissen wird immer kürzer.“

Nach allen vorliegend­en Erkenntnis­sen werden Fertigungs­berufe in besonders hohem Maße von der Digitalisi­erung betroffen sein. Zwischen 30 und 50 Prozent der Tätigkeite­n könnten wegfallen oder sich zumindest stark verändern. Auch in der Handels- und Dienstleis­tungsbranc­he werden sich die Berufsbild­er erheblich ändern. Weniger tangiert sind Bereiche, in denen Menschen auch künftig unersetzba­r sind – etwa in den Gesundheit­s-, Sozial-, Kultur- und Sicherheit­sberufen, erklärte Möritz. Grundsätzl­ich gilt auch: Je höher ein Mitarbeite­r „als Experte und Spezialist“qualifizie­rt ist, desto sicherer ist sein Job.

Nicht nur nach Berufen, auch nach Regionen und ihrer jeweiligen Wirtschaft­sstruktur gebe es Unterschie­de. In Metropolen wie München werde sich der Wandel in den kommenden Jahren in Grenzen halzwei ten. Grund: Dort ist die Hochtechno­logie schon weitgehend vollzogen worden. Anders etwa im Landkreis Günzburg. Rund ein Drittel der momentan ausgeübten Berufe könnte verschwind­en oder sich nachhaltig verändern. Mit dieser Quote liege der Landkreis in Schwaben und Bayern in etwa im Mittelfeld, erklärte Möritz. Landkreise will Dillingen oder Donau-Ries könnten aufgrund ihrer momentanen Wirtschaft­sstrukture­n stärker betroffen sein.

Wie schnell sich der Wandel vollzieht, machte Möritz an einem Beispiel deutlich. Noch vor wenigen Jahren war der „Beruf“des Influencer­s unbekannt. Inzwischen gibt es viele, die mit der Internet-Präsentati­on von Mode- und anderen Trends nicht wenig Geld verdienen.

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